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Peter Fitzek und sein „Königreich Deutschland“ (KRD) sind seit Jahren ein kontroverses Thema in Deutschland, insbesondere im Kontext der Reichsbürgerbewegung.
Peter Fitzek, ist ein deutscher Aktivist, gelernter Koch und ehemaliger Betreiber eines Esoterik-Buchladens. Er gibt an, in den 1990er-Jahren einen Vize-Europameistertitel in einer Kampfsportart,vermutlich Sambo, errungen zu haben, was jedoch nicht verifiziert ist. Fitzek trat 2008 und 2009 erfolglos bei Wahlen in Wittenberg an, bevor er sich von demokratischen Prozessen abwandte. Seit 2012 bezeichnet er sich als „König“ oder „Oberster Souverän“ des selbsternannten „Königreichs Deutschland“, eines Fantasiestaates, den er als völkerrechtlich legitime Alternative zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) ansieht.
Das KRD wurde am 16. September 2012 in Lutherstadt Wittenberg gegründet, wo Fitzek sich vor etwa 600 Anhängern in einer Zeremonie zum „König“ krönen ließ.
Die Gruppierung basiert auf einer Mischung aus esoterischen, rechtsextremen, antisemitischen und verschwörungstheoretischen Ideologien, darunter Elemente der „germanischen neuen Medizin“ und der Ablehnung der BRD als legitimer Staat. Das KRD sieht sich als „konstitutionelle Wahlmonarchie“ mit einer eigenen „Verfassung“, die eine Mischung aus direkter Demokratie, Räterepublik und monarchischer Herrschaft beschreibt.
Mitglieder negieren die Rechtsordnung der Bundesrepublik und deren Institutionen, einschließlich Steuern, Sozialabgaben und Gesetzen. Fitzek selbst gab seinen Personalausweis ab und stellte eigene Dokumente wie Pässe und Führerscheine aus.
Das KRD verspricht ein Leben ohne Steuern, mit einer eigenen Währung („E-Mark“) und autarken Strukturen, wie „Gemeinwohldörfern“. Es wird ein zinsfreies Geldsystem und ein reformiertes Bildungs- und Gesundheitswesen propagiert. Fitzek äußerte sich wiederholt antisemitisch, etwa indem er jüdische „Eliten“ für globale Krisen verantwortlich machte oder die „Chabad“-Bewegung als „Endzeitsekte“ bezeichnete. Er verbreitet Narrative von einer „neuen Weltordnung“ und „Satanisten“, die die Welt kontrollieren.
Das KRD hat laut eigenen Angaben etwa 6.000 Mitglieder, davon 800 „Staatsangehörige“, die eine kostenpflichtige „Staatsangehörigkeitsprüfung“ durchlaufen. Der Verfassungsschutz stuft die Gruppe als extremistisch ein und sieht sie als eine der größten Reichsbürgergruppierungen.
Das KRD versuchte, pseudostaatliche Strukturen aufzubauen.
Die Gruppe erwarb mehrere Grundstücke und Gebäude, etwa ein ehemaliges Krankenhaus in Wittenberg, 2012, später zwangsgeräumt 2017, ein Schloss in Bärwalde und ein Grundstück in Eibenstock (Sachsen). Pläne für „Gemeinwohldörfer“ und Seminarzentren wurden verfolgt, etwa in Rutenberg (Brandenburg), wo es Widerstand aus der Bevölkerung gab.
Fitzek betrieb ohne Lizenz die „Gemeinwohlkasse“, auch „Königliche Reichsbank“ und eine Krankenversicherung („Deutsche Heilfürsorge“. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) untersagte diese Aktivitäten wiederholt, etwa 2021 und 2023, und führte Razzien durch, um illegale Geldgeschäfte zu stoppen.
Das KRD knüpfte Kontakte zu anderen extremistischen Gruppen, etwa der Querdenker-Szene, Treffen mit Michael Ballweg 2020, und der rechtsextremen „Anastasia“-Bewegung. Oder zur Letzten Zuflucht Beuden und damit auch zu anderen Selbstversorgern aus der rechten Szene.Auch Verbindungen zu AfD-Veranstaltungen wurden dokumentiert.
Fitzek stand mehrfach vor Gericht und wurde für verschiedene Delikte verurteilt .
2017 wurde er zu drei Jahren und acht Monaten Haft wegen unerlaubter Bankgeschäfte und Untreue,Veruntreuung von 1,3 Millionen Euro von 550 Anlegern, verurteilt. Das Urteil wurde später aufgehoben, und das Verfahren eingestellt.
2023 verurteilte das Amtsgericht Wittenberg Fitzek zu acht Monaten Haft ohne Bewährung, weil er 2022 eine Frau im Landratsamt Wittenberg gegen eine Tür stieß und zwei Bundeswehrsoldaten beleidigte. Seine Berufung und Revision wurden 2024 und 2025 abgelehnt, das Urteil ist rechtskräftig.
2016 erhielt er drei Monate Haft wegen Fahrens ohne Führerschein.
Am 13. Mai 2025 verbot Bundesinnenminister Alexander Dobrindt das KRD als kriminelle Vereinigung, die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung richte. Fitzek und drei weitere Führungsmitglieder, Benjamin M., Martin S., Mathias B., wurden festgenommen. Bundesweite Razzien in sieben Bundesländern führten zur Beschlagnahme von Vermögen und der Sperrung von Online-Plattformen.
Das KRD und Fitzek sind ein Beispiel für die Gefahren extremistischer Gruppierungen, die durch Verschwörungserzählungen und das Versprechen eines „besseren Systems“ vulnerable Menschen anziehen.
Anhänger überließen Fitzek Millionen, oft ihre gesamten Ersparnisse, ohne Rückgabegarantie.
Mitglieder werden in sektenartige Strukturen eingebunden, die Abhängigkeit fördern. Die Verbindung zu rechtsextremen und antisemitischen Kreisen birgt ein Gewaltpotenzial, auch wenn das KRD selbst keine direkten Gewaltakte verübte.
Fitzek selbst bestreitet, ein Reichsbürger zu sein, und präsentiert das KRD als friedliche, gemeinwohlorientierte Bewegung. Seine Rhetorik nutzt esoterische und pseudo-völkerrechtliche Argumente, um die Illusion eines legitimen Staates zu schaffen. Gleichzeitig zeigt sein Verhalten – etwa die Missachtung gerichtlicher Auflagen – eine konsequente Ablehnung staatlicher Autorität.
Mit dem Verbot des KRD am 13. Mai 2025 und der Festnahme Fitzeks steht die Gruppierung vor einem möglichen Ende. Die Razzien und die Sperrung der Online-Präsenz könnten die organisatorischen Strukturen nachhaltig schwächen. Dennoch bleibt die Reichsbürger-Szene, mit geschätzt 21.000 Anhängern bundesweit, eine Herausforderung für Sicherheitsbehörden. Fitzeks Einfluss könnte durch die Haft und das Verbot nachlassen, doch die Ideologie des KRD könnte in anderen Gruppen weiterleben.
Peter Fitzek und das „Königreich Deutschland“ repräsentieren eine Mischung aus esoterischem Aussteigertum, rechtsextremer Ideologie und wirtschaftskriminellen Aktivitäten. Während Fitzek für einige Anhänger eine charismatische Führungsfigur war, sehen Behörden und Kritiker in ihm einen gefährlichen Akteur, der Menschen finanziell und ideologisch ausnutzte. Das Verbot des KRD markiert einen wichtigen Schritt, doch die zugrunde liegenden Ideologien erfordern weiterhin Aufmerksamkeit.