Titelbild Equipo Kast, Lizenz 4.0
Gestern hat José Antonio Kast, der Kandidat der ultrakonservativen Republikanischen Partei, die Stichwahl um die Präsidentschaft in Chile mit einem deutlichen Vorsprung gewonnen. Mit rund 58 Prozent der Stimmen setzte er sich gegen die linke Kandidatin Jeannette Jara durch, die etwa 42 Prozent erreichte und ihre Niederlage rasch eingestand. Dieser Sieg markiert einen scharfen Rechtsruck in der chilenischen Politik und stellt die konservativste Regierung seit dem Ende der Pinochet-Diktatur im Jahr 1990 dar.
Der 59-jährige Kast, ein Anwalt und Vater von neun Kindern, trat zum dritten Mal an und profitierte vor allem von der wachsenden Unzufriedenheit der Wähler mit steigender Kriminalität, unkontrollierter Migration und wirtschaftlichen Problemen unter der scheidenden Regierung von Präsident Gabriel Boric. In seiner Siegesrede vor jubelnden Anhängern in einem wohlhabenden Viertel Santiagos versprach er, Chile wieder „frei von Kriminalität, Angst und Bedrohung“ zu machen. Er kündigte harte Maßnahmen an: Kriminelle würden gesucht, verurteilt und eingesperrt, illegale Migranten deportiert. Viele seiner Unterstützer feierten mit chilenischen Flaggen und Parolen wie „Adiós Illegales“, während Autokolonnen hupend durch die Straßen zogen.
Kasts Erfolg ist Teil einer breiteren Welle rechter Siege in Lateinamerika, die von Argentinien unter Javier Milei über Ecuador bis Bolivien reicht, wo Sicherheitsfragen und Anti-Migrationsstimmungen dominieren. Dennoch muss der neue Präsident mit einem geteilten Kongress rechnen, in dem radikale Vorschläge wie Grenzmauern oder Militäreinsätze gegen Kriminalität auf Widerstand stoßen könnten. International gratulierten Figuren wie Milei, Marco Rubio und sogar linke Präsidenten wie Lula da Silva, der den Dialog betonte. Boric lud Kast bereits zu einem Übergabegespräch ein, um eine geordnete Machtübergabe zu gewährleisten.
Der Wahltag verlief ruhig, mit hoher Beteiligung durch das wieder eingeführte Pflichtwahlrecht. Kast übernahm das Amt am 11. März 2026 und versprach einen „echten Wandel“, der Ordnung, Sicherheit und wirtschaftlichen Fortschritt priorisiert. Für viele Chilenen bedeutet dieser Ausgang das Ende einer Ära linker Reformen und den Beginn einer konservativen Konsolidierung, die das Land tief spalten, aber auch stabilisieren könnte.
