Titelbild Wallenstein vor Nürnberg, 1632,ki generiert
Die Belagerung Nürnbergs durch Albrecht von Wallenstein im Sommer 1632 war ein bedeutendes Ereignis des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) und gipfelte in der Schlacht an der Alten Vestr.Im Jahr 1632 befand sich der Dreißigjährige Krieg in einer entscheidenden Phase. Der schwedische König Gustav II. Adolf, bekannt als „Löwe aus Mitternacht“, hatte nach seinen Siegen bei Breitenfeld (1631) und Rain am Lech (1632) die protestantische Sache gestärkt und war tief ins katholische Süddeutschland vorgedrungen. Nach dem Tod des kaiserlichen Feldherrn Johann Tilly wurde Albrecht von Wallenstein, der 1630 entlassene Generalissimus, von Kaiser Ferdinand II. zurückgerufen, um die kaiserlichen Truppen gegen die Schweden zu führen. Wallenstein, ein brillanter Stratege und Organisator, stellte in kurzer Zeit eine große Armee auf, um den Vormarsch der Schweden zu stoppen.Gustav Adolf hatte sich in Nürnberg, einer wichtigen protestantischen Stadt, verschanzt. Die Stadt war strategisch bedeutsam, da sie ein logistisches Zentrum und Symbol des protestantischen Widerstands war. Wallenstein erkannte, dass ein direkter Angriff auf die stark befestigte Stadt riskant wäre, und entschied sich für eine Belagerungsstrategie, um die Schweden auszuhungern und ihre Versorgungslinien zu unterbrechen.Wallenstein ließ westlich von Nürnberg, in der Region um Zirndorf, Oberasbach und Stein, ein gigantisches Heerlager errichten, das als eines der größten in der Militärgeschichte gilt. Das Lager erstreckte sich über etwa 16 Kilometer entlang der Rednitz und war eine komplexe Festungslandschaft mit Laufgräben, Wällen, Redouten und Palisaden.
Es beherbergte etwa 50.000 Söldner, 15.000 Pferde und einen Tross von rund 30.000 Menschen, darunter Familienangehörige, Händler, Gaukler und andere. Wallenstein selbst residierte in einem transportablen Holzhaus, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war.Das Lager war strategisch positioniert, um Nürnbergs Versorgungslinien zu blockieren. Wallenstein ließ alle Mühlen in der Umgebung abbrennen, um die Nahrungsmittelproduktion der Schweden zu sabotieren, und setzte leichte Kavallerieeinheiten, Kroaten und Polen unter General Isolani, ein, um schwedische Nachschubwege anzugreifen. Die hygienischen Bedingungen im Lager waren katastrophal: Wasserknappheit, Rattenplagen und offene Latrinen führten zur Verbreitung von Krankheiten wie der Roten Ruhr. Tausende Pferde starben, und die Versorgungslage verschlechterte sich zunehmend, auch weil die Umgebung durch Plünderungen verwüstet war.Gustav Adolf hatte in Nürnberg etwa 18.000–20.000 Soldaten sowie einen Ring von Feldbefestigungen um die Stadt errichtet. Seine Armee bestand aus erfahrenen Soldaten, aber auch aus zwangsrekrutierten Bauern und Freiwilligen.
Die Stadt war überfüllt, und die Lebensmittelversorgung wurde durch Wallensteins Blockade immer prekärer. Gustav Adolf versuchte wiederholt, Wallenstein zu einer offenen Feldschlacht zu zwingen, doch Wallenstein verfolgte eine defensive Strategie des Zermürbungskrieges, um die Schweden zu schwächen, ohne direkte Konfrontationen zu riskieren.Nach Wochen der Belagerung wurde Gustav Adolf ungeduldig. Er erkannte, dass seine Versorgungslage kritisch wurde und ein Rückzug seine Position weiter schwächen würde. Anfang September entschied er sich, Wallensteins Lager anzugreifen, insbesondere die Alte Veste, eine Burgruine auf einer Anhöhe, die mit modernen Befestigungen und Kanonen ausgestattet war. Der Besitz dieser Position hätte es den Schweden ermöglicht, das kaiserliche Lager mit Artillerie zu dominieren.Der Angriff begann am 3. September, doch die Schweden trafen auf starke Widerstände. Wallensteins Truppen waren durch Schanzen, Gräben und Abatis, gefällte Bäume als Hindernisse, gut geschützt.
Schwere Regenfälle machten das Gelände schlammig, was es den Schweden erschwerte, ihre schweren Geschütze in Stellung zu bringen. Die schwedischen Brigaden gerieten ins Stocken, und als Verstärkung schickte Gustav Adolf seine Kavallerie zu Fuß ins Gefecht. Wallenstein nutzte die Gelegenheit, ließ seine Kavallerie angreifen und fügte den erschöpften Schweden hohe Verluste zu. Nur der Einsatz der schwedischen Kavallerie-Reserve verhinderte eine vollständige Katastrophe.Die Schlacht endete ohne klaren Sieger, aber mit einem strategischen Rückschlag für Gustav Adolf. Die Schweden verloren mehrere hundert Mann, darunter den Artilleriechef Lennart Torstenson, der gefangen genommen wurde. Wallensteins Truppen erlitten ebenfalls Verluste, behaupteten aber ihre Position. Der Mythos der Unbesiegbarkeit Gustav Adolfs war angeschlagen.Mitte September 1632, nach etwa 70 Tagen Belagerung, war die Versorgungslage auf beiden Seiten desaströs. Gustav Adolf zog seine Truppen aus Nürnberg ab, und eine Woche später brach Wallenstein sein Lager auf, nicht ohne die verbleibenden Strukturen niederzubrennen. Die kaiserlichen Truppen zerstörten zudem Dörfer und Brücken in der Umgebung, was die Region verwüstet zurückließ. In Nürnberg brach im Herbst und Winter 1632 eine Pest-Epidemie aus, die etwa 16.000 Menschen das Leben kostete.Die Belagerung und die Schlacht hatten keine entscheidende militärische Wirkung, schwächten aber beide Seiten. Gustav Adolf fiel wenige Monate später in der Schlacht bei Lützen, November 1632, was den Krieg weiter verlängerte.
Wallenstein, der zunehmend in Konflikt mit dem kaiserlichen Hof geriet, wurde 1634 auf kaiserlichen Befehl in Eger ermordet, da man ihm Verrat vorwarf.Die Belagerung hatte verheerende Folgen für die lokale Bevölkerung. Dörfer rund um Nürnberg wurden geplündert, Ernten vernichtet und Häuser zerstört. In Zirndorf stieg die Sterberate 1632 von 70 auf 667 Personen. Die Landschaft war ausgezehrt, und die wirtschaftliche Erholung dauerte Jahre. Dennoch sind Spuren des Lagers bis heute erhalten, und der „Erlebnisweg Wallensteins Lager“, ein 17–20 km langer Wanderweg, macht die Dimensionen des historischen Schauplatzes erlebbar.
28 interaktive Stelen informieren über die Ereignisse und vermitteln spielerisch Wissen über den Dreißigjährigen Krieg.Die Belagerung Nürnbergs und Wallensteins Rolle wurden durch Friedrich Schillers Wallenstein-Trilogie (1798–1799) literarisch verewigt, insbesondere in „Wallensteins Lager“, das das Leben der einfachen Soldaten schildert. Wallenstein selbst bleibt eine polarisierende Figur. Für die einen war er ein skrupelloser Kriegsunternehmer, für die anderen ein visionärer Stratege, der den Krieg durch Friedensverhandlungen beenden wollte.