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Erna Zimmer – der entfesselte Teufel

Titelbild Zwangsarbeiterinnen in Ravensbrück, unknown, Lizenz 3.0 Erna Zimmer, eine der berüchtigten Aufseherinnen im Konzentrationslager Ravensbrück, verkörperte in ihrer Person die kalte Grausamkeit des nationalsozialistischen Terrorsystems, das Millionen von Menschen in den Abgrund des Leids und des Todes stürzte. Geboren in den 1920er Jahren in Deutschland, trat sie in jungen Jahren der NSDAP bei und wurde rasch in die Strukturen der SS integriert, die für die Verwaltung und Bewachung der Konzentrationslager verantwortlich war. Ravensbrück, das Frauenlager in der Nähe von Fürstenberg an der Havel, diente nicht nur als Ort der Zwangsarbeit und Demütigung, sondern auch als Experimentierfeld für medizinische Gräuel und als Vorstufe zu den Vernichtungslagern des Ostens. Zimmer, die als Blockführerin und später als Aufseherin aufstieg, war tief in diesen Mechanismen verstrickt, wo sie mit brutaler Konsequenz die Befehle ihrer Vorgesetzten umsetzte und selbst Initiative ergriff, um die Gefangenen zu quälen.

Ihre Karriere im Lager begann um 1941, als sie mit frischem Eifer in die Hölle von Ravensbrück eintrat. Die Häftlinge, darunter Jüdinnen, Polinnen, Sowjetgefangene, Sinti und Roma, politische Gegnerinnen und sogar Kinder, wurden unter ihrer Aufsicht in Baracken gepfercht, wo Hunger, Krankheiten und ständige Schläge das tägliche Brot waren. Zimmer war bekannt für ihre sadistische Präzision. Sie beaufsichtigte die Appelle, bei denen Frauen stundenlang in der Kälte oder unter sengender Sonne stehen mussten, bis einige vor Erschöpfung zusammenbrachen – nur um dann von Hunden oder Stiefeln der Wärterinnen endgültig zum Schweigen gebracht zu werden. Sie verteilte die mageren Rationen, die kaum mehr als eine Scheibe Brot und eine dünne Suppe aus Kohlblättern umfassten, und sorgte dafür, dass Schwache oder Kranke als „unnütz“ aussortiert und zu medizinischen Experimenten geschickt wurden. In den Blöcken, die sie leitete, herrschte eine Atmosphäre der ständigen Angst; jede Kleinigkeit – ein falscher Blick, ein zu langsamer Schritt – konnte zu Prügeln mit der Peitsche oder dem Stock führen. Zimmer, eine Frau von schlanker Statur, aber eiserner Disziplin, genoss es, so berichteten Überlebende, die Demütigungen persönlich zu überwachen, etwa wenn sie Gefangene zwang, nackt in der Reihe zu stehen, während sie sie mit Verachtung und Schimpfworten überhäufte.

Besonders infam wurde Zimmer durch ihre Beteiligung an den sogenannten „Todesmärschen“ und Selektionen, die das Lager in den letzten Kriegsjahren prägten. Als die Rote Armee näher rückte, wurden Tausende von Frauen aus Ravensbrück in Richtung Westen getrieben, barfuß durch den Schnee, mit nichts als Lumpen bekleidet. Zimmer marschierte an ihrer Spitze, trieb die Kolonne mit Schreien und Schüssen voran und ließ Schwache einfach zurück, wo sie elend verreckten. Viele Überlebende beschrieben später, wie sie persönlich Frauen erschoss, die nicht mehr mithalten konnten, oder sie in eisigen Gewässern ertränken ließ, um die „Säuberung“ zu beschleunigen. Ihre Rolle in den Gaskammern von Uckermark, einem Nebenlager, wo schwache Häftlinge vergast wurden, war ebenso entscheidend: Sie sortierte die Opfer aus, dirigierte sie in die Kammern und räumte danach die Leichen weg, als handelte es sich um Abfall. Diese Taten waren kein bloßer Gehorsam, sondern Ausdruck einer tief internalisierten Ideologie, die Menschen in Untermenschen verwandelte und Mord zur Routine machte. Zimmer sah in den Jüdinnen und „Asozialen“ Feinde des Reiches, die es zu brechen galt, und ihre Methoden – von Zwangsarbeit in Munitionsfabriken bis hin zu grausamen Bestrafungen wie dem Stehen in der „Stehsäule“ – dienten der totalen Zerstörung von Körper und Seele.

Nach dem Krieg, als die Alliierten Ravensbrück befreiten und die Gräuel ans Licht kamen, wurde Zimmer gefasst und vor Gericht gestellt. Im Rahmen der Ravensbrück-Prozesse, die die britische Militärjustiz 1946 in Hamburg abhielt, trat sie als Angeklagte im sechsten Verfahren auf. Zeuginnen, darunter Überlebende wie die polnische Häftlingin Wanda Kiedrzyńska, lieferten erschütternde Aussagen: Sie beschrieben, wie Zimmer mit bloßen Händen in die Gesichter schlug, Nägel in Wunden trieb oder Gefangene zu unmenschlichen Arbeiten zwang, die mit dem Tod endeten. Die Anklage umfasste Mord an mindestens sieben Frauen durch Gewalt und Vernachlässigung, sowie die Beteiligung an Massenexekutionen. Zimmer verteidigte sich kühl, behauptete, nur Befehle befolgt zu haben, doch die Beweise – von Tagebüchern der SS bis zu Zeugenaussagen – zeichneten das Bild einer willfährigen Täterin. Am 3. Februar 1948 fiel das Urteil. Tod durch den Strang. Die Vollstreckung erfolgte im Mai 1948 in Hameln, wo sie als eine der wenigen Frauen der NS-Verbrecher hingerichtet wurde. Ihr letztes Wort war eine trotziges „Heil Hitler“, das die Richter und Zuhörer entsetzte.

Die Geschichte von Erna Zimmer ist ein Mahnmal für die Banalität des Bösen, wie Hannah Arendt es nannte: Eine scheinbar gewöhnliche Frau, die durch den NS-Staat zur Massenmörderin wurde. Ihre Taten in Ravensbrück, wo über 30.000 Frauen starben, erinnern daran, wie Propaganda und Hierarchie normale Menschen zu Monstren machen konnten. Heute dienen Berichte und Dokumente aus den Prozessen der Aufklärung, damit solche Gräuel nie wiederkehren. Zimmer mag tot sein, doch die Narben, die sie hinterlassen hat, leben in den Erinnerungen der Überlebenden fort und fordern uns auf, wachsam zu bleiben gegenüber Hass und Intoleranz.

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