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Während der Großen Irischen Hungersnot, die von 1845 bis etwa 1852 andauerte und als An Gorta Mór in die irische Geschichte einging, spielte das Thema Essen eine zentrale und tragische Rolle, die das Überleben, den sozialen Zusammenhalt und letztlich das Schicksal von Millionen Menschen bestimmte. Die Katastrophe begann mit dem Auftreten der Kartoffelfäule, verursacht durch den Pilz Phytophthora infestans, der die Hauptnahrungsquelle der irischen Bevölkerung zerstörte – die Kartoffel, die zuvor für viele Familien bis zu 80 Prozent der Kalorienzufuhr ausmachte und auf kleinen Parzellen angebaut wurde, die oft nicht größer als ein Morgen waren.
In den Jahren vor 1845 hatten die Iren eine Ernährung entwickelt, die auf dieser Knolle basierte: Eine erwachsene Person verzehrte durchschnittlich bis zu 4 Pfund Kartoffeln pro Tag, ergänzt durch etwas Milch, Hafer oder gelegentlich Fisch, was eine kalorienreiche, aber nährstoffarme Diät darstellte, die die Bevölkerung auf einem schmalen Grat zwischen Sättigung und Mangel balancieren ließ.
Als die Ernte 1845 teilweise ausfiel und 1846 fast vollständig vernichtet wurde, brach dieses System zusammen, und die Menschen wandten sich verzweifelt Alternativen zu, die oft nur den Hungertod verzögerten.
In den ersten Monaten der Krise, als die Kartoffeln schwarz wurden und zu einer fauligen Masse zerfielen, versuchten viele Familien, die verdorbenen Knollen dennoch zu essen, indem sie sie kochten, backten oder zu Brei verarbeiteten, in der Hoffnung, dass der Verzehr harmlos sei – eine Illusion, die zu schweren Verdauungsstörungen, Durchfällen und einer geschwächten Immunität führte, die den Boden für Krankheiten wie Typhus und Ruhr bereiteten. Bald darauf griffen die Hungernden zu Wildpflanzen und essbaren Wurzeln, die sie in Hecken, Wäldern oder an Straßenrändern sammelten. Brennnesseln, die zu Suppen gekocht wurden, Löwenzahnblätter, die roh oder gedünstet verzehrt wurden, Sauerampfer, der einen sauren Geschmack bot, oder wilde Knoblauchpflanzen, die zumindest etwas Würze in die mahllosen Mahlzeiten brachten. Kinder und Frauen streiften stundenlang durch die Landschaft, um diese „Famine Foods“ zu finden, doch in überbevölkerten Regionen wie im Westen Irlands, in Provinzen wie Connacht oder Munster, waren diese Ressourcen schnell erschöpft, und Konkurrenz unter den Hungrigen führte zu Konflikten oder zur vollständigen Ausbeutung der Natur.
Als die Hungersnot fortschritt und die Winter härter wurden, besonders in den Jahren 1846 und 1847, die als „Black ’47“ in die Erinnerung eingingen, eskalierten die Verzweiflungsakte.
Menschen aßen Gras, das sie von Wiesen rissen und roh kauten, was zu blutigem Erbrechen führte, oder kochten Rinde von Bäumen wie Birke oder Esche zu einer schleimigen Paste, die kaum Nährwert besaß, aber den Magen füllte und ein trügerisches Sättigungsgefühl erzeugte. In Küstengebieten wandten sich Fischerfamilien dem Meer zu, sammelten Muscheln, Algen wie Dillisk oder Schleimkraut, das getrocknet und gemahlen werden konnte, oder fingen Krabben und Seeigel, doch Boote waren oft verkauft worden, um Steuern zu zahlen, und Stürme machten das Sammeln gefährlich.
Berichte aus der Zeit beschreiben, wie ganze Dörfer an den Stränden lagen und Tang kauten, dessen Salzgehalt zu Dehydration beitrug und den Durst verschlimmerte. In städtischen Armenvierteln Ruhr oder Corks, wohin viele Landflüchtlinge strömten, bildeten sich Schlangen vor Suppenküchen, die von Quäkern, der britischen Regierung oder Wohltätigkeitsorganisationen betrieben wurden und dünne Suppen aus Maismehl – dem sogenannten „Indian Meal“, das unter der Peelschen Verwaltung importiert wurde – oder aus Wasser, Salz und etwas Gemüseabfällen verteilten; diese Suppen waren oft so verdünnt, dass sie kaum mehr als warmes Wasser waren, und dennoch brachen Kämpfe aus, wenn die Vorräte erschöpft waren.
Die britische Regierung unter Premierminister Robert Peel reagierte zunächst mit dem Import von Mais aus Amerika, der als gelber Mais bekannt wurde und in öffentlichen Arbeiten wie Straßenbau gegen Essen verteilt wurde, doch dieses System der „Public Works“ war bürokratisch, korrupt und physisch erschöpfend – Männer, Frauen und Kinder schufteten bis zur Erschöpfung für eine Ration, die bei etwa einem Pfund Mais pro Tag lag, was für eine Familie unzureichend war und zu Unterernährung führte, da der Mais ungewohnt war und ohne richtige Zubereitung zu Blähungen und Verdauungsproblemen verursachte.
Später, unter Lord John Russell, wurden Arbeitshäuser eingerichtet, in denen Insassen für Essen arbeiteten, aber diese „Workhouses“ waren überfüllt, unhygienisch und boten eine Diät aus dünnem Haferbrei, Brot und gelegentlich etwas Milch oder Fleischbrühe, die bei Weitem nicht ausreichte, um die ausgemergelten Körper zu stärken; Tausende starben darin an Hungerödemen, bei denen der Körper aufquoll, bevor er zusammenbrach. Private Hilfsorganisationen wie die Society of Friends lieferten bessere Suppen mit Fleischresten oder Fisch, und in einigen Regionen experimentierten sie mit mobilen Küchen, die Rüben, Karotten oder importierten Reis verteilten, doch diese Bemühungen erreichten nur einen Bruchteil der Betroffenen.
Tiere wurden zu einer weiteren verzweifelten Nahrungsquelle. Hunde und Katzen verschwanden aus den Dörfern, geschlachtet und gekocht, oft mit Knochen zu Suppe verkocht, um jeden Nährstoff zu extrahieren; Ratten, die in den Hütten waren, wurden gefangen und gebraten, und in Extremfällen berichteten Zeitzeugen von Kannibalismus, obwohl dies selten und meist auf Leichen bezogen war – hungernde Mütter, die versuchten, tote Kinder zu essen, oder Gräber, die aufgebrochen wurden. Vieh, das den Bauern gehörte, wurde selten geschlachtet, da es verkauft werden musste, um Pachten an „absentee landlords“ zu zahlen, die oft in England lebten und Getreide, Hafer, Schweine und Rinder exportierten, während die lokale Bevölkerung hungerte – ein Paradoxon, das die Hungersnot verschärfte, da Irland netto Nahrung exportierte, genug um Millionen zu ernähren, aber unter dem laissez-faire-System der britischen Wirtschaftspolitik. Kinder, die schwächsten Glieder, litten am meisten. Sie aßen Lehm oder Steine, um den Magen zu füllen, was zu tödlichen Verstopfungen führte, oder bettelten an Straßen um Brotreste, wobei viele an Skorbut erkrankten, da Vitamin-C-Mangel Zahnfleisch bluten ließ und Wunden nicht heilten.
Die psychologischen Auswirkungen des Essens in dieser Zeit waren tiefgreifend. Familien, die zuvor gemeinsam um den Herd saßen und Kartoffeln teilten, zerbrachen, wenn Väter wegzogen, um Arbeit zu suchen, oder Mütter ihre Kinder in Waisenhäuser gaben, wo zumindest regelmäßige, wenn auch karge Mahlzeiten warteten.
Emigration wurde zur ultimativen Flucht, auf „Coffin Ships“ nach Amerika oder Kanada, wo Passagiere mit etwas Harttack-Brot und Salzfleisch versorgt wurden, doch viele starben unterwegs an Hunger und Krankheit. Langfristig veränderte die Hungersnot die irische Ernährungskultur. Nach 1852 diversifizierten Überlebende ihre Anbaupraktiken, integrierten mehr Getreide, Gemüse und importierte Lebensmittel, und die Erinnerung an jene Jahre prägte eine tiefe Abneigung gegen Abhängigkeit von einer einzigen Ernte. Insgesamt forderten diese Jahre etwa eine Million Tote durch direkten Hunger und doppelt so viele durch Emigration, und das Essen – oder vielmehr sein Fehlen – wurde zum Symbol für koloniale Unterdrückung, wirtschaftliche Ungerechtigkeit und menschliche Resilienz in der größten Katastrophe des 19. Jahrhunderts in Europa.
