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Damals

Über Josef Mengele – der Teufel höchstpersönlich

Titelbild: Mengele Fotograf unbekannt Public Domain 

Josef Mengele, der Name, der wie ein Schatten über der Geschichte des Holocausts liegt, verkörpert das pure Grauen der nationalsozialistischen Medizin und Ideologie. Geboren am 16. März 1911 in Günzburg an der Donau als Sohn eines wohlhabenden Maschinenbauingenieurs, wuchs er in einer katholisch geprägten, aber zunehmend von rassistischen und nationalistischen Strömungen durchdrungenen Familie auf.

Sein Vater Karl Mengele leitete die Firma Karl Mengele & Söhne, die landwirtschaftliche Maschinen herstellte, und erwartete von seinem ältesten Sohn eine brillante Karriere, die den Familiennamen ehren sollte. Josef, ein begabter Schüler, studierte zunächst Philosophie an der Universität München, wo er unter dem Einfluss rassistischer Denker wie Alfred Rosenberg stand, bevor er sich der Medizin zuwandte. In den 1930er Jahren promovierte er in Anthropologie und Medizin an der Universität Frankfurt, wo er unter Otmar Freiherr von Verschuer arbeitete, einem Pionier der Rassenhygiene und Eugenik. Seine Dissertation über „Sippenuntersuchungen bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“ war ein früher Beleg für seine Faszination am Erbgang und an vermeintlich „minderwertigen“ Merkmalen, die er später in grausamster Form ausbeuten würde.

1937 trat er der NSDAP bei, 1938 der SS, und schon bald wurde er zu einem der eifrigsten Vertreter der nazistischen Rassenlehre. Der Zweite Weltkrieg holte ihn ein.  Als Sanitätsoffizier an der Ostfront wurde er 1942 schwer verwundet, erlangte aber dennoch das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes – eine Auszeichnung, die seinen Aufstieg in der SS-Hierarchie besiegelte.

Im Mai 1943 erreichte Mengele das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo er als Lagerarzt eine Rolle übernahm, die ihn unsterblich als „Todesengel“ einprägen sollte. An der berüchtigten Rampe, wo die ankommenden Transporte aus Zügen entladen wurden, stand er oft mit einem Stock in der Hand, sortierte die Gefangenen mit kalter Präzision. Links ins Lager zur Zwangsarbeit, rechts in die Gaskammern zum sofortigen Tod. Hunderttausende – Juden, Roma, politische Häftlinge – fielen diesem Selektionsprozess zum Opfer, oft mit einer scheinbar charmanten, fast höflichen Art, die Überlebende bis heute in Albträumen verfolgt. Doch es waren seine pseudowissenschaftlichen Experimente, die das Unvorstellbare noch übertrafen. Unter dem Deckmantel der Forschung zur Rassenverbesserung und Erbbiologie missbrauchte er Auschwitz als lebendiges Labor. Besonders Zwillinge faszinierten ihn: Er injizierte ihnen Chemikalien in die Augen, um die Farbe zu verändern, nähte Geschwisterkörper aneinander, um siamesische Zwillinge zu erzeugen, oder tötete Paare, um ihre Organe zu vergleichen. Andere Opfer zwang er zu Infektionsversuchen mit Typhus oder Cholera, operierte sie ohne Betäubung, erforschte die Auswirkungen von Unterkühlung oder injizierte Phenol direkt ins Herz, um den Tod zu beschleunigen. Viele starben qualvoll, andere wurden für Skelettstudien an Verschuer in Berlin konserviert. Mengele sah sich als Genie, als Pionier der Menschheitszukunft, getrieben von der Überzeugung, dass der „arische“ Mensch durch Eliminierung „minderwertiger“ Elemente gereinigt werden müsse. Seine Tage in Auschwitz waren eine Symphonie des Schreckens, unterlegt von seiner Vorliebe für klassische Musik – er pfiff oft Wagner-Melodien, während er Befehle zum Töten gab. Als die Rote Armee im Januar 1945 näher rückte, floh er nach Gross-Rosen, dann in die Alpen, und entkam den Alliierten durch Falschidentitäten und die Hilfe eines Netzwerks aus SS-Kameraden.

Nach dem Krieg begann Mengeles Odyssee als Flüchtling, ein Kapitel, das seine Biografie so absurd wie monströs macht. Er ließ sich zunächst von den Amerikanern gefangen nehmen, log mit gefälschten Papieren und wurde freigelassen. Über „Odessa“-ähnliche Rattenlinien, unterstützt vom Vatikans und argentinischen Peronisten, segelte er 1949 nach Buenos Aires, wo er als Helmut Gregor oder José Mengele lebte. In Argentinien arbeitete er als Hilfsarbeiter, heiratete erneut und führte ein scheinbar normales Leben, doch die Jäger – Mossad, Simon Wiesenthal, westliche Geheimdienste – waren ihm auf den Fersen. 1959, nach dem Eichmann-Prozess, der die Welt auf NS-Verbrecher aufmerksam machte, floh er weiter nach Paraguay, wo er unter Diktator Stroessner Schutz fand, und schließlich nach Brasilien. Dort, in der Nähe von São Paulo, hauste er auf Farmen, fernab der Zivilisation, geplagt von Paranoia und gesundheitlichen Problemen. Seine Familie in Günzburg finanzierte ihn weiter, und er schrieb Briefe, in denen er seine Taten als notwendig rechtfertigte, ohne Reue. Am 7. Februar 1979 erlitt er einen Schlaganfall beim Schwimmen in Bertioga und ertrank – ein unspektakuläres Ende für einen Mann, der nie vor Gericht stand. Erst 1985 bestätigten forensische Untersuchungen seine Identität anhand des Grabes. Mengeles Vermächtnis ist ein Mahnmal für die Perversion der Wissenschaft. Er symbolisiert, wie Bildung und Intelligenz in den Dienst des Bösen gestellt werden können, und mahnt uns, dass das Böse nicht immer monströs wirkt, sondern oft charmant, kultiviert und rational daherkommt.Diese dunkle Figur hat die Kinematografie seit Jahrzehnten fasziniert, nicht nur als historisches Faktum, sondern als Metapher für ungezügelte Grausamkeit und entkommenes Unrecht. Filme über Mengele – ob dokumentarisch oder fiktiv – ringen mit der Frage, wie man solch ein Ungeheuer darstellt, ohne ihn zu glorifizieren oder zu banalisieren. Einer der frühesten und einflussreichsten ist „The Boys from Brazil“ aus dem Jahr 1978, ein Thriller von Franklin J. Schaffner mit Gregory Peck in der Rolle des Mengele. Basierend auf Ira Levins Roman inszeniert der Film einen fiktiven Plan, in dem Mengele in Südamerika 94 Klone Hitlers züchtet, um das Dritte Reich neu zu beleben. Peck verkörpert den Arzt als charismatischen, aber fanatischen Ideologen, der mit kalter Präzision operiert und seine Experimente als höchstes Gut verteidigt. Der Film, der Laurence Olivier als Nazi-Jäger Wiesenthal-Figur gegenüberstellt, mischt Spannung mit Schauder und warnt vor der Wiederholung der Geschichte. Er wurde kontrovers diskutiert, da er Mengeles Grausamkeiten andeutet, ohne sie explizit zu zeigen, und doch etablierte er Peck als unvergesslichen Schurken, der Mengeles intellektuelle Arroganz einfängt.Ein weiteres markantes Werk ist der deutsche Fernsehfilm „Nichts als die Wahrheit“ von 1999, unter der Regie von Roland Suso Richter und basierend auf dem Roman von Johannes Betz und Beate Veldtrup. Hier wird ein hypothetisches Szenario entfaltet.  Mengele, gespielt von Götz George mit einer unheimlichen Mischung aus Eleganz und Wahnsinn, überlebt bis in die 1990er Jahre und stellt sich freiwillig vor Gericht, um seine Taten zu rechtfertigen. Der junge Anwalt Peter Rohm, dargestellt von Kai Wiesinger, wird gegen seinen Willen zu seinem Verteidiger und gerät in einen inneren Konflikt zwischen Pflicht und Moral. Der Film, eine deutsch-amerikanische Koproduktion, rekonstruiert Auschwitz-Szenen mit erschütternder Direktheit

Selektionen, Experimente, der Gestank des Todes. Mengele argumentiert rational, beruft sich auf den Kontext der NS-Zeit und fordert Beweise, die seine „wissenschaftliche Notwendigkeit“ untermauern. Es ist ein Gerichtsdrama, das die Grenzen der Justiz auslotet und endet mit einer Anklage, die betont, dass kein Kontext Schuld mindert. Der Film schockiert durch seine Nähe zur Realität und wurde für seine mutige Auseinandersetzung gelobt, die den Zuschauer zwingt, Mengeles Logik zu konfrontieren, ohne sie zu akzeptieren.Auf der dokumentarischen Seite ragt „The Search for Mengele“ von 1985 heraus, ein britischer TV-Film von Brian Moser, der die Jagd auf den Flüchtigen nachzeichnet. Mit Interviews von Überlebenden wie Eva Mozes Kor, die Mengeles Zwillingsexperimente überlebte, und Archivaufnahmen wird sein Leben in Südamerika beleuchtet – von Buenos Aires über Paraguay bis Brasilien. Der Film enthüllt, wie Netzwerke aus Sympathisanten und Familienunterstützung ihm Freiheit schenkten, und endet mit der Bestätigung seines Todes. Ähnlich intensiv ist „Forgiving Dr. Mengele“ von 2006, ein US-Dokumentarfilm von Bob Hercules und Cheri Pugh, der sich auf die Themen Vergebung und Heilung konzentriert. Zentral steht wieder Eva Kor, die trotz der Torturen – Injektionen, Operationen, der Verlust ihrer Zwillingsschwester – Mengele vergibt, um sich selbst zu befreien. Der Film kontrastiert ihre Worte mit historischen Bildern und Zeugenaussagen, die Mengeles Methoden detaillieren: Kinder, die als „Material“ behandelt wurden, Skelette, die per Post verschickt wurden. Es ist ein Werk, das nicht nur verurteilt, sondern fragt, ob Vergebung möglich ist, und berührt durch Korsz emotionale Reise tief.Neueste und kontroverseste Adaption ist „Das Verschwinden des Josef Mengele“ von 2025, inszeniert vom russischen Regisseur Kirill Serebrennikov mit August Diehl in der Hauptrolle. Basierend auf Olivier Guez‘ Roman folgt der schwarz-weiße Noir-Film Mengeles Fluchtjahre: Von Argentiniens Glanz zu Paraguays Dschungel und Brasiliens Armut. Diehl porträtiert ihn als gebrochenen, aber unbelehrbaren Mann, der in Flashbacks – farbig und amateurhaft gefilmt – seine Auschwitz-Taten Revue passieren lässt: lachend Selektionen leiten, Experimente vorführen. Der Film, der im Mai 2025 in Cannes Premiere hatte, provoziert-mit seiner Psychologie. Mengeles Sohn sucht ihn auf, konfrontiert ihn mit der Vergangenheit, doch der Vater rechtfertigt alles als „Fortschritt“. Kritiker loben die dichte Atmosphäre und Diehls Nuancen – von Arroganz zu Paranoia –, kritisieren aber die expliziten Folterszenen als brutal, doch notwendig, um sein Fehlen von Reue zu verstehen. Weitere Dokumentationen wie „Josef Mengele: Hunting a Nazi Criminal“ von 2017 oder „Mengele: The Final Account“ von 1995 ergänzen das Bild, indem sie Interviews mit Jägern und Opfern weben, um zu zeigen, wie er trotz internationaler Fahndung entkam.Durch diese Filme wird Mengele nicht nur als Monster, sondern als Spiegel unserer eigenen Abgründe gezeigt: Wie ein kultivierter Wissenschaftler zum Mörder wird, wie Justiz scheitert, wie Erinnerung heilt oder verletzt. Sie mahnen, dass Geschichte keine Fiktion ist, sondern eine Warnung, die wir in fließenden Bildern und Worten bewahren müssen, um sie nie zu wiederholen.

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