Quellen: BILD -verschiedene Quellen
Titelbild: Harald Bischoff Lizenz 3.0
Der tragische Abschied der Kessler-Zwillinge.
Alice und Ellen – ein Leben im Tandem, ein Tod Seite an Seite. In der Welt der Unterhaltung, wo Glanz und Glamour oft die Oberhand behalten, hat sich am 17. November 2025 eine Nachricht wie ein Donnerschlag durch die Schlagzeilen gearbeitet: Alice und Ellen Kessler, die unzertrennlichen Zwillinge, die über Jahrzehnte hinweg als Ikonen der deutschen Show- und Filmgeschichte glänzten, sind tot. Die beiden Schwestern, die am 20. August 1936 im sächsischen Nerchau (heute Teil von Leipzig) das Licht der Welt erblickten, wurden im Alter von 89 Jahren in ihrem Zuhause in Grünwald bei München tot aufgefunden.
Die Nachricht, erstmals von der „Bild“-Zeitung verbreitet, hat eine Welle der Trauer ausgelöst – nicht nur unter Fans und Kollegen, sondern in der gesamten Gesellschaft, die von ihrer unerschütterlichen Verbundenheit und ihrem künstlerischen Erbe geprägt wurde.
Es war kein natürlicher Tod, der sie trennte, sondern ein bewusster, gemeinsamer Abschied. Die Polizei bestätigt einen Einsatz der Kriminalpolizei, und Berichten zufolge handelt es sich um einen begleiteten Suizid. Keine strafrechtlichen Ermittlungen laufen, doch die Details umranken diesen Verlust mit einer Aura der Melancholie und des Respekts vor ihrer Autonomie. Die Kessler-Zwillinge – Alice und Ellen – waren mehr als nur Entertainerinnen; sie verkörperten ein Phänomen der Nachkriegszeit, eine Mischung aus Eleganz, Synchronizität und purer Lebensfreude, die Millionen in ihren Bann zog.
Geboren in der DDR, in einer Familie, die von der strengen Realität des Kalten Krieges gezeichnet war, besuchten die Mädchen früh eine Ballettschule in Leipzig. Ihre Kindheit war geprägt von Disziplin und dem Traum von einer Bühne jenseits der Grenzen. 1953, noch vor dem Bau der Berliner Mauer, flohen sie mit ihrer Mutter Elsa in den Westen – eine riskante Reise, die sie als 17-Jährige unbeschadet überstanden. In Düsseldorf fanden sie schnell Anschluss. 1952 wurden sie am Revuetheater Palladium engagiert, wo ihre tänzerischen Talente erstmals richtig zur Geltung kamen. Mit gerade einmal 18 Jahren winkte der internationale Durchbruch. Der Direktor des legendären Lido de Paris entdeckte die blonden, langbeinigen Zwillinge und holte sie in die Metropole der Liebe und des Lichts. Von den Champs-Élysées aus starteten sie eine Karriere, die sie um die halbe Welt führte – von Rom über New York bis nach Hongkong.Die 1950er und 1960er Jahre waren ihre Glanzzeit. In einer Ära, in der die Nachkriegsdeutschland noch von Prüderie und Wiederaufbau geprägt war, wagten die Kesslers etwas Revolutionäres. Sie zeigten Bein in seriösen Shows, tanzten synchron wie ein einziger Körper und sangen mit einer Frische, die das Publikum atemlos machte.
Ihr Debüt vor der Kamera gab es 1955 in der Komödie „Solang’ es hübsche Mädchen gibt“, gefolgt von einer Flut weiterer Filme und Fernsehauftritte. Sie traten in internationalen TV-Shows auf, tourten durch Europa und die USA und teilten die Bühne mit Giganten wie Fred Astaire, Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Harry Belafonte und sogar Elizabeth Taylor. Ein Angebot für einen Film mit Elvis Presley lehnten sie ab – nicht aus Arroganz, sondern um ihre künstlerische Freiheit zu wahren.
„Wir wollten uns nicht festlegen“, erinnerten sie sich später in Interviews. Musikalisch eroberten sie die Charts als Trio „Alice, Ellen & Peter“ mit Peter Kraus, dessen Hits wie „Die Sterne werden heute Nacht tanzen“ bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Ihre Singles, anfangs noch mit mäßigem Erfolg, wurden zu Klassikern der leichten Muse. In Italien wurden sie zu Superstars – „bekannt wie zwei bunte Hunde“, wie sie selbst schmunzelnd sagten. Und immer im Doppelpack -Identische Outfits, perfekte Synchronität, ein Tanz, der wie Magie wirkte.
Doch hinter dem Glitzer lauerte auch die Schattenseite des Showgeschäfts. Die Zwillinge waren nie verheiratet, hatten keine Kinder – eine bewusste Entscheidung, wie sie in der „Bunte“ erklärten: „Wir haben uns nie abhängig von Männern gemacht.“ Stattdessen band sie ihre unzertrennliche Schwesterliebe aneinander.
Seit 1986 lebten sie in einem gemeinsamen Haus in Grünwald, getrennt nur durch eine Schiebetür, jede mit ihrem eigenen Reich. Ihre Mutter Elsa, die 1992 mit 69 Jahren starb, und ihr geliebter Hund Yello, der 2014 mit 14 Jahren ging, waren die engeren Familienmitglieder.
Im April 2024, in einem Interview mit der „Bild“, enthüllten sie einen Pakt, der nun prophetisch wirkt: Sie wollten im Tod vereint bleiben. „Im Tode vereint“, sagten sie und planten, in einer einzigen Urne beigesetzt zu werden – zusammen mit der Asche ihrer Mutter und ihres Hundes. „Jede von uns wäre, wenn notwendig, bereit, der anderen eine Pille oder etwas Ähnliches zu geben, um ihrem Leiden ein Ende zu setzen. Danach würde die andere selbst Schluss machen“, offenbarte Ellen gegenüber der italienischen „Corriere della Sera“. Es war ein Testament an ihre tiefe Verbundenheit, ein Wunsch nach würdevollem Abschied, der nun erfüllt wurde.
Noch im Sommer 2025 wurden Alice und Ellen von Bayern-Ministerpräsident Markus Söder mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt – eine Anerkennung für ein Leben, das von Resilienz und Kreativität zeugte. Sie hatten die Welt erobert, ohne je die Bodenhaftung zu verlieren. Ihre Shows, wie die Auftritte im „Zirkus Krone“ oder in „Die verflixte Sieben“ mit Rudi Carrell, waren Meilensteine der Unterhaltung. Sie brachten Leichtigkeit in eine schwere Zeit, tanzten durch Jahrzehnte voller Veränderungen – vom Wirtschaftswunder bis zur Digitalisierung.
Und nun, in einem Moment der Stille, haben sie gemeinsam den Vorhang fallen lassen.
Die Polizei in München hat den Fund bestätigt, ohne weitere Details preiszugeben, was den Respekt vor ihrem privaten Abschied unterstreicht.Der Verlust der Kessler-Zwillinge ist nicht nur der einer Show-Ikone, sondern der einer Ära. Sie waren Pionierinnen, die Frauenrollen neu definierten: Unabhängig, synchron, unbesiegbar. In Zeiten, in denen Sterbehilfe und Suizidpakte kontrovers diskutiert werden, wirft ihr Ende Fragen auf – nach Würde im Alter, nach der Freiheit zu entscheiden. Die Show-Branche trauert. Kollegen wie Traumschiff-Star Fernanda Brand posten kondolierende Nachrichten, Bands wie Die Toten Hosen erinnern an gemeinsame Momente. Fans erinnern sich an ihre langen Beine, ihren Charme, ihren Witz. Alice und Ellen Kessler mögen gegangen sein, doch ihr Vermächtnis tanzt weiter – synchron, unvergessen. Mögen sie nun, wie gewünscht, in einer Urne vereint ruhen, umgeben von der Asche derer, die sie liebten. Der Vorhang ist gefallen, aber der Applaus hallt nach.
