Titelbild: Robert F. Kennedy Jr. Public Domain
Auf die Ankündigung von Robert F. Kennedy Jr., dem US-Gesundheitsminister, dass er Wissenschaftlern, die öffentliche Forschungsgelder erhalten, verbieten will, in führenden medizinischen Fachzeitschriften wie The Lancet, The New England Journal of Medicine oder JAMA zu publizieren, reagiert die Öffentlichkeit mit Empörung. Stattdessen plant er, eigene regierungseigene Fachzeitschriften einzuführen. Diese Pläne haben weltweit für Entsetzen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft gesorgt.
Am 29. Mai 2025 kündigte Robert F. Kennedy Jr. in einem Podcast (The Ultimate Human) an, dass Wissenschaftler, die mit öffentlichen Geldern forschen, künftig nicht mehr in renommierten medizinischen Fachzeitschriften veröffentlichen dürfen. Stattdessen sollen ihre Forschungsergebnisse in neu zu schaffenden, staatlich kontrollierten Journalen publiziert werden. Kennedy begründete diesen Schritt mit der Behauptung, dass die etablierten Fachzeitschriften wie The Lancet, JAMA oder The New England Journal of Medicine „korrupt“ seien und von der Pharmaindustrie kontrolliert würden. Konkrete Belege für diese Vorwürfe legte er jedoch nicht vor.
Kennedy, bekannt für seine impfkritischen und verschwörungstheoretischen Ansichten, argumentiert, dass diese Maßnahme die Kontrolle über wissenschaftliche Publikationen stärken und die Verbreitung von Forschungsergebnissen, die nicht den Interessen der Pharmaindustrie entsprechen, fördern würde. Seine Ankündigung steht im Kontext seiner langjährigen Kritik an etablierten wissenschaftlichen Institutionen und seiner Überzeugung, dass diese von wirtschaftlichen oder politischen Interessen beeinflusst werden.
Die Ankündigung hat massive Kritik ausgelöst, sowohl in den USA als auch international. Wissenschaftler, Institutionen und Experten sehen darin einen direkten Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Integrität der Forschung.
Matthias Tschöp, wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz-Zentrums München und designierter Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität München, bezeichnete den Schritt als „zutiefst beunruhigend“ und einen „Frontalangriff auf die Wissenschaftsfreiheit“. Er warnte, dass ein solches Verbot die amerikanische Wissenschaftslandschaft schädigen und potenziell Menschenleben gefährden könnte, da es die Verbreitung vertrauenswürdiger Forschungsergebnisse einschränkt.
Carsten Watzl, Immunologieprofessor am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund, nannte die Pläne „schockierend“. Er betonte, dass die US-Regierung durch ihre Kontrolle über Forschungsfinanzierung bereits erheblichen Einfluss auf die Themenwahl habe. Ein zusätzliches Verbot, wo Ergebnisse veröffentlicht werden dürfen, würde es der Regierung ermöglichen, auch die Ergebnisse selbst zu manipulieren.
Die genannten Zeitschriften (The Lancet, NEJM, JAMA) gelten als weltweit führende Publikationsorgane in der Medizin. Sie sind hoch angesehen, weil sie einen strengen Peer-Review-Prozess durchlaufen, der die Qualität und Verlässlichkeit der veröffentlichten Forschung sicherstellt. Watzl betonte, dass diese Journale nicht ohne Grund die „am höchsten angesehenen medizinischen Fachzeitschriften der Welt“ sind. Wenn Zweifel an ihrer Integrität bestünden, würden angesehene Forschungsgruppen dort nicht mehr publizieren, was zu einem natürlichen Rückgang ihrer Bedeutung führen würde.
Die Selbstregulation der Wissenschaft, so Watzl, sorgt dafür, dass nur qualitativ hochwertige und überprüfbare Ergebnisse in diesen Journalen erscheinen. Ein staatlich kontrolliertes Publikationssystem würde diese Qualitätskontrolle untergraben.
Kritiker vermuten, dass Kennedy mit diesem Vorhaben die Kontrolle über die öffentliche Wahrnehmung wissenschaftlicher Fakten übernehmen will. Watzl wies darauf hin, dass Kennedy in seiner „Bubble“ möglicherweise von nicht validierten Erkenntnissen (z. B. in der Impfstoffforschung) beeinflusst wird, die in seriösen Journalen nicht veröffentlicht werden, weil sie wissenschaftlich unhaltbar sind. Ein staatliches Publikationssystem könnte dazu genutzt werden, solche Ergebnisse zu verbreiten, ohne dass sie dem strengen Peer-Review unterliegen.
77 Nobelpreisträger haben sich gegen Kennedys Ernennung zum Gesundheitsminister ausgesprochen und gewarnt, dass seine Politik die öffentliche Gesundheit gefährde. Dies unterstreicht die breite Ablehnung seiner Ansichten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Die Pläne von Kennedy könnten weitreichende Auswirkungen auf die Wissenschaft und die Gesellschaft haben.
Ein Verbot, in etablierten Fachzeitschriften zu publizieren, würde die internationale Anerkennung und Sichtbarkeit der US-amerikanischen Forschung massiv einschränken. Publikationen in renommierten Journalen gelten als Qualitätssiegel und sind für die Karriere von Wissenschaftlern entscheidend. Ein „JFK-Jr.-Siegel“, wie es Watzl spöttisch nannte, könnte diesen Standard nicht ersetzen.
Die USA kontrollieren bereits durch ihre Forschungsfinanzierung viele Forschungsthemen. Eine zusätzliche Kontrolle über Publikationen könnte dazu führen, dass nur Ergebnisse veröffentlicht werden, die mit den politischen Zielen der Regierung übereinstimmen, was die Unabhängigkeit der Wissenschaft untergräbt.
Wenn staatlich kontrollierte Journale weniger strenge Qualitätsstandards haben, könnten unzuverlässige oder gar gefährliche Forschungsergebnisse veröffentlicht werden. Dies könnte beispielsweise dazu führen, dass Impfprogramme gestoppt oder ungetestete Medikamente eingesetzt werden, was die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet.
Kennedys bekannte impfkritische Haltung, etwa seine unbelegten Behauptungen über einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus, verstärkt diese Sorgen.
Die Einführung staatlicher Journale könnte das Vertrauen in wissenschaftliche Erkenntnisse weiter untergraben, da diese als politisch gesteuert wahrgenommen werden könnten. Dies würde Verschwörungstheorien, wie sie Kennedy selbst vertritt, weiteren Auftrieb geben.
Die US-amerikanische Forschung spielt eine zentrale Rolle in der globalen Wissenschaftsgemeinschaft. Ein Rückzug aus etablierten Publikationsplattformen könnte die Zusammenarbeit mit internationalen Forschern erschweren und die USA wissenschaftlich isolieren.
Robert F. Kennedy Jr., Neffe des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy und Sohn von Robert F. Kennedy, ist eine kontroverse Figur. Einst ein erfolgreicher Umweltanwalt, hat er sich in den letzten Jahren durch impfkritische und verschwörungstheoretische Positionen einen Namen gemacht. Zu seinen Ansichten gehören. Kennedy behauptet, dass Impfungen, insbesondere mRNA-Impfungen, gefährlich seien und unter anderem Autismus verursachen könnten. Diese Behauptungen wurden wissenschaftlich widerlegt.
Er unterstützt Verschwörungstheorien, etwa zu „Chemtrails“ (die er abschaffen will, obwohl sie nicht existieren) oder Fluorid im Trinkwasser, das er verbieten möchte. Einige seiner Vorschläge, wie das Verbot von Glyphosat oder bestimmten Lebensmittelzusatzstoffen, finden Unterstützung bei Umweltschützern, da sie auf legitimen Bedenken basieren. Dies macht seine Politik gefährlich, da sie wissenschaftsfeindliche Ansichten mit vereinzelt vernünftigen Forderungen vermischt.
Seine Ernennung zum Gesundheitsminister durch Präsident Donald Trump hat die Besorgnis über eine Politisierung der Wissenschaft verstärkt, insbesondere da Kennedy Institutionen wie die NIH, CDC und FDA als „Marionetten“ der Pharmaindustrie bezeichnet hat.
Die Ankündigung von Robert F. Kennedy Jr., Publikationen in renommierten medizinischen Fachzeitschriften zu verbieten, wird als schwerwiegender Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit gewertet. Sie droht, die Qualität und Unabhängigkeit der Forschung zu untergraben, die internationale Stellung der US-Wissenschaft zu schwächen und die öffentliche Gesundheit zu gefährden. Die wissenschaftlichen Gruppen in den USA hat mit Entsetzen reagiert, und Experten warnen vor den langfristigen Folgen einer politisch gesteuerten Wissenschaft. Kennedys Mischung aus wissenschaftsfeindlichen und vereinzelt vernünftigen Vorschlägen macht seine Politik besonders gefährlich, da sie auch Unterstützer in weniger kritische Kreisen finden könnte.