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Frankreich

Sarkozy geht auf Kuschelkurs mit Le Pen

Titelbild: Jouan Remy, Sarkozy am Tag seiner Amtseinführung, Wikipedia 3.0

In den trüben, grauen Wänden der Pariser Haftanstalt La Santé, wo das Echo von Schritten und das ferne Klappern von Gittertüren die einzigen Begleiter eines jeden Insassen sind, verbrachte Nicolas Sarkozy, der einstige Präsident Frankreichs, der mit energischem Schritt durch die Hallen des Élysée-Palastes stolzierte und Europa mit visionärer Hand zu lenken versuchte, gerade einmal drei Wochen – eine Ewigkeit in der Enge einer Zelle von zwölf Quadratmetern, die ihm wie ein ferner Albtraum vorkommen musste.

Es war Ende September 2025, als das Urteil fiel: Fünf Jahre Haft wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung im Zusammenhang mit der illegalen Finanzierung seines Wahlkampfs von 2007 durch libysche Gelder, Geldströme aus den Taschen Muammar al-Gaddafis, die wie ein Schatten über seiner politischen Karriere hingen. Sarkozy, der Mann, der Frankreich in die Moderne katapultieren wollte, der Hyperaktivität und Charme verkörperte, fand sich plötzlich als Häftling Nummer 320535 wieder, in einer Welt aus hartem Bettgestell, das ihm den Rücken zerquetschte, und einem Spiegel, der in Bauchhöhe hing – eine Demütigung, die er als Barriere für seine barrierefreie Zelle empfand, ein Detail, das in seiner Erzählung wie ein Symbol für die gesamte Ungerechtigkeit wirkte.

Das Essen, diese fade, weiche Baguette und die Suppen, die nach nichts schmeckten, trieb ihn zu Joghurt und Müsliriegeln aus dem Kantinenladen, während der Lärm der Nachbarn – Männer mit gebrochenen Seelen und düsteren Geschichten – ihn nachts wach hielt. Er verzichtete auf den Hofgang, um den Paparazzi zu entkommen, die sich in einem Nachbargebäude eingenistet hatten, und widmete sich stattdessen dem Sport auf einem quietschenden Laufband, las Alexandre Dumas‘ „Der Graf von Monte Christo“, eine Ironie des Schicksals, die ihn an Rache und Erlösung erinnerte, und eine Biografie Jesu, die in ihm eine unerwartete spirituelle Welle auslöste. Plötzlich, in der Stille der Isolation, fand er Trost im Gebet, in Gesprächen mit dem Gefängnispfarrer, der sonntags kam, und in den Besuchen seiner Frau Carla Bruni, die mit ihrer starken, doch innerlich zerbrechlichen Haltung an seiner Seite stand, begleitet von seiner fiebernden Tochter Giulia, die trotz allem an der Seite ihres Vaters ausharren wollte. Über zwanzigtausend Briefe von Anhängern strömten ein, ein Chor der Loyalität, der ihn durch die Tage trug, und er schrieb – Stunde um Stunde, sechs bis acht Stunden täglich, mit dem Kuli auf losen Blättern, die seine Gedanken wie ein Rettungsseil festhielten.

Daraus entstand „Tagebuch eines Gefangenen“, ein Werk, das am 10. Dezember 2025 bei Fayard erschien, verlegt vom rechtskonservativen Imperium Vincent Bollorés, und das nicht nur ein intimes Protokoll der Demütigung ist, sondern ein politisches Manifest, das Frankreich erschüttert, ein Donnerschlag, der die fragile Balance der Rechten zum Wanken bringt.
Sarkozy, der Meister der Inszenierung, der immer wusste, wie man aus Niederlage Triumph schmiedet, nutzt diese Seiten nicht nur, um seine Unschuld zu beteuern – er sei Opfer parteiischer Richter, getrieben von Hass und linker Ideologie, die ihn als Sündenbock für ein System missbrauchten, das Ex-Präsidenten nicht schonen sollte. Nein, er webt ein Netz aus persönlicher Katharsis und strategischer Vision, das seine Familie ehrt, seine Rehabilitierung fordert und vor allem einen Schulterschluss mit der einst verpönten Extreme Rechten andeutet, einen Schulterschluss, der wie ein Tabubruch durch die französische Politik hallt. Denn inmitten der Enge der Zelle, wo das Innenleben an Intensität gewinnt und die Außenwelt zu einem fernen Echo verklingt, erhielt er einen Anruf, der alles veränderte.

Marine Le Pen, die unerschütterliche Chefin des Rassemblement National, der Partei, die er einst als Bedrohung für die Republik abtat, rief an. Es war eine „wunderbare Überraschung“, schreibt er, eine Geste der Solidarität von einer Frau, die selbst in den Fängen der Justiz saß – verurteilt wegen Veruntreuung von EU-Geldern, ihr passives Wahlrecht entzogen, ein Schicksal, das sie beide als Märtyrer eines politischen Prozesses vereinte. Le Pen, die Alliierte Donald Trumps, die Nähe zu Wladimir Putin pflegte und die EU als Feindbild malte, die für eine Präferenz nationale eintrat, die der Verfassung widerspricht, fragte ihn im Gespräch: „Ihre Stimme wiegt schwer beim Volk; würden Sie einem republikanischen Front beitreten?“ – jener Allianz aus Linken und Rechten, die seit Jahrzehnten die RN von der Macht fernhielt, wie unter Jacques Chirac oder in den Wahlen 2024. Sarkozys Antwort war ein klares, verächtliches Nein: „Ganz gewiss nicht, und ich werde es öffentlich vertreten, zu gegebener Zeit.“ Er, der einst die Brandmauer gegen die Le Pens aufbaute, sieht nun im RN keine Gefahr mehr, sondern einen Partner, der Millionen Franzosen repräsentiert, Wahlen respektiert und die Demokratie mitträgt. „Der Wiederaufbau der Rechten geht nur über den Geist der breitestmöglichen Sammlung, ohne Tabus“, proklamiert er, ein Wortspiel mit „Rassemblement“, das an Le Pens Partei erinnert, und bedauert die „Verteufelung“ ihrer Mitglieder durch die Linken. Sébastien Chenu, Vize-Parteichef der RN, schickte wöchentliche Briefe, Jordan Bardella, Le Pens designierter Thronfolger, traf ihn im Juli – all das webt er zu einem Bild der Versöhnung, einer Einheit der Rechten, die für die Kommunalwahlen und die Präsidentschaft 2027 unvermeidlich scheint, da Emmanuel Macron, den er scharf attackiert, mit seiner „späten, desorganisierten Energie“ versagt habe und nicht einmal seine Ehrenlegion schützen konnte.
Doch dieser Schulterschluss ist kein blinder Enthusiasmus, kein bedingungsloses Bekenntnis zur RN; Sarkozy bleibt der Pragmatiker, der Kritiker in der Maske des Verbündeten, und seine Haltung ist durchzogen von einer sehr kritischen Schärfe, die die Annäherung als kalkulierten Schachzug entlarvt, nicht als ideologische Umarmung. Er räumt ein, „viele Meinungsverschiedenheiten mit den Führern des Rassemblement National“ zu haben, und warnt explizit vor „bestimmten Persönlichkeiten innerhalb der Partei, die ein Problem darstellen“ – eine spitze Anspielung auf die radikalen Flanken, die Reste des alten Front National, die rassistische Rhetorik und die Nähe zu autoritären Figuren wie Putin, die er nicht ignoriert, sondern als Makel benennt.
Für ihn ist die RN kein Hort der Reinheit, sondern ein Sammelbecken enttäuschter Wähler, ehemaliger Republikaner, die er zurückholen will, ohne die Extremen vollends zu schlucken; es ist ein Bündnis aus Notwendigkeit, geboren aus der Krise seiner eigenen Partei Les Républicains, die zerfallen ist, seit Eric Ciotti zu Le Pen übergelaufen ist und Laurent Wauquiez von Vorwahlen mit der RN träumt.
Sarkozy kritisiert Le Pen implizit, indem er ihre Opferrolle teilt – beide als Justizopfer, die „politisch“ verurteilt wurden –, doch er mahnt, dass eine solche Allianz nur gelingt, wenn die RN sich zähmt, Wahlen akzeptiert und die Demokratie nicht untergräbt.
Es ist eine sehr kritische Variante des Schulterschlusses, eine, die Le Pen als nützlich, aber nicht als gleichwertig sieht: Er, der Ex-Präsident, positioniert sich als Einigerfigur, als derjenige, der die Brücke schlägt, ohne sich zu verbiegen, und warnt vor dem Preis einer zu engen Umarmung – dem Verlust des republikanischen Kerns, den er einst verteidigte. François Hollande nennt diese Haltung „extrem gravierend“, ein Verrat an den Werten, die Marine Le Pen mit ihrer Anti-EU-Haltung und ihrer Präferenz nationale bedroht, doch Sarkozy kontert mit der Realität.
Die Brandmauer bröckelt, weil das Volk sie zertrampelt hat, und er, aus der Zelle heraus, diktiert die neue Ordnung.Dieses Buch, das mit medialem Getöse auf den Markt kam – Schlangen vor Buchhandlungen im 16. Arrondissement, Signierstunden, die zu Tumulten wurden –, ist mehr als ein Ventil für Sarkozys Frustration über das harte Bett und den dünnen Duschstrahl; es ist sein Comeback-Manifest, ein Aufruf an die Rechte, sich zu sammeln, ohne die Linke oder Macron als Feind zu fürchten, und ein kritischer Blick auf Le Pen, der sie einlädt, doch mahnt. Kommt näher, aber passt euch an, oder bleibt am Rand.
In Frankreich, wo die Präsidentschaft 2027 naht und Macron aus dem Rennen ist, könnte dieser Schulterschluss Geschichte schreiben – oder sie zerreißen, je nachdem, ob Sarkozys Kritik die RN zähmt oder ob Le Pens Radikalismus die Einheit zerfrisst. Aus der Zelle der La Santé, wo er betete und schrieb, ist Sarkozy wieder der Spieler, der das Brett umdreht, ein Gefangener, der frei wird, indem er andere bindet.

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