Titelbild Lockheed L-1649A Super Star, Lufthansa
Ein Stück Luftfahrtgeschichte ist nach Frankfurt zurückgekehrt. Die legendäre Lockheed L-1649A Super Star hat ihren neuen Platz im zukünftigen Konferenz- und Besucherzentrum der Lufthansa Group am Frankfurter Flughafen gefunden. Ab Frühjahr 2026 wird dieses beeindruckende Flugzeug, das uperin den 1950er-Jahren für Innovation und Eleganz stand, in einer Dauerausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Die Restaurierung dieses Oldtimers, der einst als Flaggschiff der Lufthansa Nonstop-Flüge über den Atlantik ermöglichte, ist eine Geschichte von technischem Können, historischem Bewusstsein und der Leidenschaft für die Luftfahrt.
Die Lockheed Super Star, die 1957 in die Lufthansa-Flotte aufgenommen wurde, war mehr als nur ein Flugzeug – sie war ein Symbol für den technologischen Fortschritt und die Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit. Mit ihren vier leistungsstarken Kolbenmotoren konnte sie die Strecke von Hamburg nach New York ohne Zwischenlandung bewältigen, eine technische Meisterleistung für die Ära der Propellerflugzeuge. Die bis zu 17 Stunden langen Flüge boten Passagieren erstmals die exklusive Senator-Klasse, die mit luxuriösen Annehmlichkeiten wie einer eleganten Lederausstattung, Bordunterhaltung und einem eigens an Bord kochenden Chefkoch für À-la-carte-Menüs neue Maßstäbe setzte. Mit einer Länge von 35,42 Metern, einer Spannweite von 45,18 Metern und einer Höhe von 7,12 Metern war die Super Star ein imposanter Anblick, der durch ihr charakteristisches Dreifach-Leitwerk noch unverwechselbarer wurde. Dieses Design war nicht nur ästhetisch, sondern auch praktisch, da es ermöglichte, das Flugzeug in bestehende Hangars einzupassen, ohne ein zu hohes Einzel-Leitwerk zu benötigen.
Die Restaurierung der Super Star war ein langwieriges und komplexes Unterfangen, das weit über eine einfache Aufbereitung hinausging. Ursprünglich hatte Lufthansa das ambitionierte Ziel, das Flugzeug wieder flugfähig zu machen, um nostalgische Rundflüge anzubieten. Zwischen 2008 und 2018 investierte die Lufthansa-Berlin-Stiftung in den USA, genauer gesagt in Auburn, Maine, Millionen in dieses Projekt. Die Maschine, die nun in Frankfurt ausgestellt wird, ist eine Fusion aus Teilen dreier Lockheed Starliner, da die ursprüngliche Lufthansa-Maschine mit der Kennung D-ALAN zu stark von Rost gezeichnet war. Eine ehemalige TWA-Maschine diente als Grundgerüst. Doch die technische Restaurierung und die notwendige Zertifizierung durch Aufsichtsbehörden erwiesen sich als zu komplex und kostspielig, weshalb der Vorstand 2018 entschied, das Projekt einzustellen. Stattdessen wurde die Super Star für eine museale Aufbereitung nach Deutschland gebracht.
Im Jahr 2019 wurde das Flugzeug per Schiff nach Bremen transportiert und später zur Lufthansa Technik in Hamburg gebracht, wo ein Team von Experten die Restaurierung in Angriff nahm. Oliver Sturm, der das Projekt bei Lufthansa Technik leitete, verglich die Arbeit mit einem „riesigen Lego-Technik-Baukasten“. Der Rumpf, die zerlegten Tragflächen und das Leitwerk mussten in akribischer Detailarbeit wieder zusammengesetzt werden. Besonders herausfordernd war das Anbringen der Tragflächen, bei dem etwa 300 Bolzen exakt positioniert werden mussten, um die 46 Meter Spannweite ohne Verkanten zu montieren. Das Team war beeindruckt von der Ingenieurskunst der 1950er-Jahre, die Sicherheitsmechanismen gegen Materialermüdung und andere innovative Konstruktionen umfasste, die damals bereits als Standard galten.
Ein besonderes Augenmerk lag auf der originalgetreuen Lackierung, die in Münster/Osnabrück umgesetzt wurde. Unterstützt durch historische Unterlagen aus dem Lufthansa-Archiv und die Expertise von Graphics Solutions, einer Abteilung von Lufthansa Technik, sowie externen Partnern wie Altitude Paint Services und dem Lackhersteller Mankiewicz, der rund 500 Liter Speziallack bereitstellte, erhielt die Super Star ihre ikonische Lackierung im Design der 1950er-Jahre, inklusive der charakteristischen Parabeln. Auch das Cockpit wurde detailgetreu restauriert, mit funktionierender Beleuchtung und beweglichen Rudern, während die Kabine eine Mischung aus Retro-Stil und moderner Technik bietet. Sitze aus einer ehemaligen Lufthansa A340 wurden mit weinrotem Leder bezogen, ergänzt durch Teppiche und Vorhänge im Look der damaligen Zeit.
Im Oktober 2023 erreichten die Großbauteile Hamburg, wo die endgültige Montage stattfand. Am 17. Januar 2025 feierte Lufthansa Technik den feierlichen Roll-out in Hamburg, bevor die Super Star per Schwerlasttransport nach Frankfurt gebracht wurde. Der Rumpf und das Leitwerk trafen am Mittwochabend ein, die Flügel folgten kurz darauf. Im neuen Konferenz- und Besucherzentrum, das direkt neben dem Lufthansa Aviation Center (LAC) entsteht, wird die Super Star zusammen mit der Junkers Ju 52, einem weiteren historischen Flugzeug, das Herzstück der Ausstellung bilden. Die gläserne Fassade des Zentrums ermöglicht es Besuchern, die beiden Ikonen der Luftfahrtgeschichte auch von außen zu bestaunen. Die Eröffnung des Zentrums fällt mit dem 100-jährigen Jubiläum der ersten Lufthansa-Gründung im Jahr 1926 zusammen, ein Meilenstein, der die Bedeutung der Unternehmensgeschichte unterstreicht.
Das neue Konferenz- und Besucherzentrum, dessen Bau 2024 begann, soll nicht nur ein Ort für Mitarbeiter und Geschäftspartner sein, sondern auch Luftfahrtbegeisterten und der Öffentlichkeit Einblicke in die Pionierarbeit und Geschichte der Lufthansa bieten. Neben den beiden Flugzeugen wird eine offene Galerie zahlreiche Exponate aus der Unternehmensgeschichte präsentieren, von denen viele erstmals öffentlich zugänglich sind. Eine Coffee Lounge mit gastronomischen Angeboten und die Möglichkeit, das Zentrum für externe Veranstaltungen zu nutzen, machen es zu einem Ort, der Tradition und Moderne vereint.
Die Rückkehr der Super Star bewegt nicht nur Luftfahrtenthusiasten, sondern auch ehemalige Piloten und Techniker, die mit der Maschine gearbeitet haben. Ein ehemaliger Flugingenieur, der in den 1960er-Jahren mit der Super Star flog, war sichtlich gerührt, als er im restaurierten Cockpit Platz nahm – ein Zeichen dafür, wie stark dieses Flugzeug mit persönlichen Erinnerungen und einem Stück Lebensgeschichte verbunden ist. Obwohl die Super Star nicht mehr fliegen wird, sichert ihre museale Aufbereitung ihre Bewahrung für kommende Generationen. Sie steht als Tribut an eine Ära, in der die Luftfahrt neue Horizonte eröffnete, und als Beweis für die Hingabe der Lufthansa, ihre Geschichte lebendig zu halten.
