Titelbild:Beispielbild Pixabay
Vonovia, als einer der größten Immobilienkonzerne Europas mit Sitz in Bochum, hat sich in den letzten Jahren zu einem Symbol für die Schattenseiten des modernen Immobilienmarkts entwickelt. Gegründet aus der Fusion von verschiedenen Akteuren wie Deutsche Wohnen und der GSW Immobilien, verwaltet das Unternehmen rund 550.000 Wohnungen, hauptsächlich in Deutschland, Österreich und Schweden, und ist an der Börse notiert, was es zu einem typischen Vertreter des renditeorientierten Kapitalismus macht. Doch hinter der Fassade eines zuverlässigen Wohnungsanbieters lauern zahlreiche Kritikpunkte, die von Mieterrechtsgruppen, Umweltschützern und Sozialaktivisten immer wieder scharf angeprangert werden. Diese Kritik dreht sich vor allem um die aggressive Sanierungs- und Spekulationspolitik, die soziale Ungleichheit verstärkt, Mieter in prekäre Lebenslagen treibt und langfristig die Wohnungsnot in städtischen Zentren verschärft.Ein zentraler Vorwurf gegen Vonovia betrifft die Praxis der „Modernisierungs-Sanierungen“, die oft als Vorwand für massive Mietenerhöhungen dient.
In Städten wie Berlin, wo Vonovia ein Drittel der Wohnungsbestände in einigen Bezirken kontrolliert, hat das Unternehmen Tausende von Objekten aufgerüstet – angeblich zur Energieeffizienz und zum Komfort der Bewohner. Tatsächlich resultieren daraus jedoch Mietsteigerungen von bis zu 20 Prozent oder mehr, die weit über den gesetzlichen Kappungen liegen, da sie unter dem Deckmantel der Modernisierung fallen. Mieter berichten von plötzlichen Kündigungen, wenn sie sich gegen diese Erhöhungen wehren, und von einer systematischen Verdrängung einkommensschwacher Haushalte aus zentralen Lagen. Beispielsweise in Berlin-Neukölln oder Kreuzberg wurden ganze Straßenzüge entkernt, was nicht nur zu vorübergehender Obdachlosigkeit führt, sondern auch die soziale Struktur der Viertel zerstört. Kritiker wie der Mieterverein Berlin werfen Vonovia vor, dass diese Sanierungen weniger dem Klimaschutz als der Maximierung von Renditen dienen: Die Investitionen werden schnell amortisiert, indem Mieter die Kosten übernehmen, während der Konzern Gewinne in Milliardenhöhe einfährt – 2022 belief sich der Jahresgewinn auf über 2 Milliarden Euro, trotz steigender Energiekosten für die Bewohner.Neben den sozialen Auswirkungen wird Vonovia auch für seine mangelnde Transparenz und Spekulationsstrategien kritisiert.
Als börsennotiertes Unternehmen priorisiert es die Interessen von Investoren und Aktionären, was zu einer Entfremdung vom eigentlichen Zweck des Wohnens führt. Der Konzern hortet Immobilienbestände, ohne sie ausreichend zu warten, was zu maroden Gebäuden führt. Undichte Dächer, defekte Heizungen und Schimmelbefall sind in Berichten von Bewohnern häufig. Gleichzeitig spekuliert Vonovia mit Grundstücken und baut neue Projekte, die oft Luxuswohnungen für Wohlhabende priorisieren, anstatt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. In Zeiten der Wohnungsnot, die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg verschärft wurde, wirkt das zynisch – während Tausende auf Wartelisten für Sozialwohnungen stehen, werden Leerstände toleriert, um Preise hochzuhalten. Umweltorganisationen wie Greenpeace kritisieren zudem die Klimabilanz. Trotz grüner PR-Kampagnen setzt Vonovia weiter auf fossile Heizsysteme und verzögert den Umbau auf erneuerbare Energien, da dies kurzfristig Gewinne schmälern würde. Eine Studie des Umweltbundesamts aus 2021 unterstreicht, dass Konzerne wie Vonovia einen Großteil der CO2-Emissionen im Gebäudebestand verursachen, ohne ausreichende Maßnahmen zu ergreifen.Die politischen Implikationen dieser Praktiken sind ebenso alarmierend. Vonovia beeinflusst durch Lobbyarbeit Gesetze, wie das Berliner Mietendeckel-Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht zeigte, das den Konzern als Kläger stärkte und Mieterrechte einschränkte. In Österreich und Schweden gibt es ähnliche Skandale.
In Wien wurden Mieter aus sanierten Altbauten vertrieben, um teurere Nachmieter anzusiedeln, was zu Protesten und Gerichtsprozessen führte. Sozialaktivisten sehen in Vonovia ein Paradebeispiel für die Privatisierung des Wohnungsmarkts, die seit den 1990er-Jahren in Deutschland eskaliert ist. Statt als öffentlicher Dienstleister zu agieren, verhält sich der Konzern wie ein Finanzhai, der Wohnen als Ware behandelt. Die Folgen sind eine wachsende Armut unter Mieterfamilien, eine Zunahme von Obdachlosigkeit und eine Polarisierung der Gesellschaft, in der nur die Reichen ungestört wohnen können. Trotz Gegenargumenten von Vonovia, die auf angebliche Investitionen in den Bestand pochen, überwiegen die negativen Berichte: Eine Umfrage der Verbraucherzentrale aus 2023 ergab, dass über 60 Prozent der Befragten Vonovia als „unsozial“ empfinden.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kritik an Vonovia nicht nur punktuelle Missstände beleuchtet, sondern ein systemisches Problem des kapitalistischen Immobilienwesens aufzeigt. Solange Konzerne wie dieser ungebremst agieren, wird der Traum vom bezahlbaren Wohnen für viele unerreichbar bleiben. Es bedarf dringend stärkerer Regulierungen, wie einer Obergrenze für Mietsteigerungen und einer stärkeren öffentlichen Kontrolle, um solche Entwicklungen einzudämmen und den Wohnraum wieder als Grundrecht zu etablieren.
