Titelbild‘ Hopfenbuche, kasaan Media, 2025
Ötzi, auch bekannt als der Mann aus dem Eis oder Mann vom Hauslabjoch, ist eine der berühmtesten archäologischen Entdeckungen der Welt.
Er wurde 1991 als Gletschermumie in den Ötztaler Alpen an der Grenze zwischen Italien und Österreich gefunden und lebte vor etwa 5.300 Jahren, in der Kupfersteinzeit. Eine interessante Facette seiner Geschichte ist die Analyse der Pollen, die auf seiner Kleidung, in seinem Verdauungstrakt und an seinem Fundort entdeckt wurden.
Diese Pollen geben uns wertvolle Hinweise auf seinen Weg und seine letzte Reise.
Die Pollenanalysen wurden von Botanikern und Palynologen durchgeführt, die winzige Pollenkörner unter dem Mikroskop untersuchten. Diese Pollen stammen von Pflanzen, die Ötzi auf seinem Weg begegnet sind, und sie erzählen die Geschichte über die Umgebung und die Jahreszeit, in der er unterwegs war.
In Ötzis Darm wurden Pollen von Hopfenbuchen (Ostrya carpinifolia) gefunden, einer Baumart, die vor allem in tieferen Lagen am Südrand der Alpen bis in den Mittelmeerraum, etwa im Vinschgau (Südtirol). Das deutet darauf hin, dass er kurz vor seinem Tod in einem Tal südlich der Alpen war, bevor er in die höheren Lagen aufstieg, wo er schließlich starb. Die Pollenmischung zeigt, dass er sich wahrscheinlich innerhalb weniger Tage von einer wärmeren, bewaldeten Region in die kälteren, alpinen Höhen bewegt hatte.
Anhand der Pollen kann man auch die Zeit eingrenzen, in der Ötzi unterwegs gewesen sein muss, nämlich im Frühsommer/Sommer. Dies passt auch zu anderen Funden, wie den reifen Holunderbeeren, die in seinem Magen entdeckt wurden.Neben den Hopfenbuchenpollen fand man auch Pollen von Getreide und anderen kultivierten Pflanzen, was darauf hinweist, dass Ötzi aus einer Region mit landwirtschaftlicher Nutzung kam. Gleichzeitig zeigen Pollen von Nadelbäumen (z. B. Fichten), dass er sich in höheren, alpinen Zonen aufhielt, wo er letztendlich auch gefunden wurde. Was sagen die Pollen über seinen Tod?Die Pollen unterstützen die Theorie, dass Ötzi auf der Flucht oder aus einem anderen dringenden Grund in die Berge stieg. Seine letzte Mahlzeit, bestehend aus Getreide, Steinbockfleisch und Pflanzenmaterial, wurde etwa 1-2 Stunden vor seinem Tod eingenommen, wie die Pollen und andere botanische Überreste in seinem Magen zeigen.
Die Tatsache, dass er in einer Höhe von über 3.200 Metern starb, kombiniert mit den Pollen aus tieferen Lagen, deutet auf eine schnelle und möglicherweise unerwartete Reise hin.Die Pollen auf Ötzis Weg sind wie ein botanischer Fingerabdruck seiner letzten Tage. Sie zeigen, dass er ein Mensch war, der zwischen Tälern und Bergen unterwegs war, wahrscheinlich im Frühsommer, und dass er eine Verbindung zu einer frühen landwirtschaftlichen Kultur hatte. Diese winzigen Spuren haben Archäologen geholfen, ein lebendiges Bild von seinem Leben und seiner letzten Reise zu zeichnen.