Titelbild: Der weiße Marmor des Mailänder Doms, mw, 2025
Der Mailänder Dom, offiziell die Cattedrale Metropolitana della Natività della Beata Vergine Maria, ist eine der bedeutendsten gotischen Kathedralen der Welt und das Wahrzeichen Mailands. Er befindet sich im Herzen der Stadt auf der Piazza del Duomo und ist sowohl architektonisch als auch kulturell ein Meisterwerk. Im Folgenden gebe ich eine ausführliche Beschreibung des Doms, seiner Geschichte, Architektur, Kunstwerke, Bedeutung und Besonderheiten.
Der Bau des Mailänder Doms begann im Jahr 1386 unter der Herrschaft von Gian Galeazzo Visconti, dem damaligen Herzog von Mailand. Die Kathedrale wurde errichtet, um die Geburt der Jungfrau Maria zu ehren und die alte Basilika Santa Maria Maggiore zu ersetzen. Der Bau zog sich über fast sechs Jahrhunderte hin, was den Dom zu einem einzigartigen Zeugnis verschiedener Epochen macht. Die Fertigstellung der Hauptfassade erfolgte erst im 19. Jahrhundert unter Napoleon Bonaparte, der 1805 zum König von Italien gekrönt wurde und den Abschluss der Arbeiten forcierte.
Die lange Bauzeit ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, finanzielle Engpässe, politische Umwälzungen, technische Herausforderungen und die Komplexität der gotischen Architektur. Architekten aus ganz Europa, insbesondere aus Frankreich und Deutschland, waren beteiligt, was den Dom zu einem Schmelztiegel verschiedener gotischer Stile macht.
Der Mailänder Dom ist ein herausragendes Beispiel der Flamboyant-Gotik, einer späten und besonders dekorativen Form der Gotik. Er ist aus Candoglia-Marmor gebaut, einem rosafarbenen, weißlich schimmernden Stein, der aus einem nahegelegenen Steinbruch in Candoglia stammt. Dieser Marmor verleiht dem Dom seine charakteristische helle und elegante Erscheinung.
Der Dom ist etwa 158 Meter lang, 92 Meter breit, am Querschiff, und der Hauptturm, die Madonnina, erreicht eine Höhe von 108,5 Metern. Die Fassade ist eine Mischung aus gotischen und neugotischen Elementen, mit einer Fülle von Skulpturen, Bögen und filigranen Verzierungen. Sie wurde im 19. Jahrhundert vollendet und zeigt eine beeindruckende Symmetrie.
Das Dach des Doms ist berühmt für seine 135 Spitzen, Guglien, die mit Skulpturen und Ornamenten verziert sind. Besucher können das Dach betreten und von dort aus einen atemberaubenden Blick auf Mailand und bei klarem Wetter sogar auf die Alpen genießen.
Der Innenraum ist durch fünf Schiffe gegliedert, mit einem hohen Mittelschiff, das von mächtigen Säulen getragen wird.

Die Fenster sind mit farbenprächtigen Glasmalereien geschmückt, die Szenen aus der Bibel und dem Leben der Heiligen darstellen.
Die Madonnina, eine 4,16 Meter hohe vergoldete Statue der Jungfrau Maria, thront auf der höchsten Spitze des Doms. Sie wurde 1774 aufgestellt und ist ein Symbol der Stadt Mailand. Bis in die 1930er Jahre war sie das höchste Bauwerk der Stadt, und selbst heute wird aus Respekt vor ihr kein Gebäude in Mailand höher gebaut, es sei denn, es trägt eine Nachbildung der Madonnina, wie beim Pirelli-Hochhaus.
Der Mailänder Dom ist nicht nur ein architektonisches Wunder, sondern auch ein Schatzhaus der Kunst. Die Buntglasfenster des Doms gehören zu den größten der Welt und stammen aus verschiedenen Epochen,14. bis 20. Jahrhundert. Sie zeigen biblische Szenen, Heiligenlegenden und historische Ereignisse. Der Dom beherbergt über 3.400 Statuen, etwa 2.300 davon befinden sich an der Außenfassade. Viele stellen Heilige, Propheten oder allegorische Figuren dar, aber es gibt auch weltliche Motive, wie etwa groteske Figuren oder moderne Persönlichkeiten.
Der Hauptaltar ist von einem prächtigen Baldachin umgeben. In der Krypta befindet sich die Kapelle des Heiligen Karl Borromäus, eines der wichtigsten Heiligen Mailands. Eine Besonderheit im Inneren ist die Meridiana, eine Sonnenuhr aus dem 18. Jahrhundert, die entlang des Bodens verläuft und die Mittagszeit durch einen Lichtstrahl markiert.
Die Schatzkammer des Doms bewahrt liturgische Gegenstände, Reliquien und Kunstwerke, darunter wertvolle Kelche, Kreuze und Gewänder.

Der Mailänder Dom ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein Symbol für die Identität Mailands. Er ist der Sitz des Erzbistums Mailand und war über Jahrhunderte hinweg ein Ort von Wallfahrten, Krönungen und bedeutenden religiösen Festen. Seine Bedeutung geht jedoch weit über die Religion hinaus: Der Dom ist ein kulturelles Erbe, das die Geschichte, Kunst und Handwerkskunst Italiens repräsentiert.
Der Dom ist in der Regel täglich für Besucher geöffnet, wobei die genauen Zeiten je nach Saison variieren. Das Dach und die Schatzkammer haben separate Öffnungszeiten.
Der Zugang zum Dom erfordert ein Ticket, das je nach gewünschtem Zugang Dom, Dach, Schatzkammer, Archäologischer Bereich, variiert. Es gibt Kombitickets für mehrere Bereiche. Der Zugang zum Dach ist ein Highlight. Besucher können entweder die Treppen, etwa 250 Stufen, oder einen Aufzug nehmen. Da der Dom eine aktive Kirche ist, gilt ein strenger Dresscode. Schultern und Knie müssen bedeckt sein. Es gibt geführte Touren, die tiefergehende Einblicke in die Geschichte und Architektur bieten.
Der Dom ist die drittgrößte katholische Kathedrale der Welt, nach dem Petersdom in Rom und der Kathedrale von Sevilla.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Dom leicht beschädigt, aber die wichtigsten Kunstwerke wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
Die Veneranda Fabbrica del Duomo, eine Institution, die seit 1387 besteht, ist bis heute für die Instandhaltung und Restaurierung des Doms verantwortlich.
Der Dom inspirierte zahlreiche Künstler, Schriftsteller und Musiker, darunter Giuseppe Verdi, der hier einige seiner Werke aufführen ließ.
Der Mailänder Dom ist ein Monument von unvergleichlicher Schönheit und Komplexität, das die Geschichte und den Geist Mailands widerspiegelt. Seine gotische Pracht, die kunstvollen Details und die spirituelle Atmosphäre machen ihn zu einem Muss für jeden Besucher der Stadt. Ob man die filigranen Spitzen des Dachs erklimmt, die farbenfrohen Glasfenster bewundert oder einfach die majestätische Stille des Innenraums erlebt – der Dom hinterlässt einen bleibenden Eindruck.