Die Securitate, offiziell als Departamentul Securității Statului bekannt, war von 1948 bis 1990 der zentrale Geheimdienst und die Geheimpolizei Rumäniens. Mit schätzungsweise 40.000 offiziellen und bis zu 700.000 inoffiziellen Mitarbeitern durchzog sie die rumänische Gesellschaft wie ein Netzwerk der Überwachung und Repression.
Nach dem Sturz des Ceaușescu-Regimes im Dezember 1989 wurde die Securitate offiziell aufgelöst, und ihre Nachfolgeorganisation, der Rumänische Informationsdienst (SRI), wurde gegründet. Doch die Aufarbeitung der Verbrechen der Securitate verlief in Rumänien schleppend, im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Ländern wie der ehemaligen DDR, wo die Stasi-Akten systematisch geöffnet wurden. Erst unter der Regierung von Emil Constantinescu in den späten 1990er-Jahren wurde ein Gesetz erlassen, das den Bürgern Einsicht in die Securitate-Akten ermöglichte, ähnlich dem Modell der deutschen Stasi-Unterlagenbehörde.
In Deutschland lebende ehemalige Securitate-Mitarbeiter konnten sich aus mehreren Gründen relativ unbehelligt integrieren. Erstens ermöglichte die chaotische Übergangsphase nach 1989 vielen Angehörigen des Regimes, Rumänien zu verlassen, oft mit falschen Identitäten oder durch die Nutzung bestehender Netzwerke. Viele Rumäniendeutsche, darunter auch einige, die mit der Securitate kollaboriert hatten, wurden durch das sogenannte „Freikauf“-Programm der Bundesrepublik Deutschland aus Rumänien ausgelöst. Zwischen 1968 und 1989 zahlte die Bundesregierung über eine Milliarde Mark, um etwa 226.000 Rumäniendeutschen die Ausreise zu ermöglichen. Unter diesen Ausreisenden befanden sich vermutlich auch Personen, die für die Securitate tätig waren, sei es als offizielle oder inoffizielle Mitarbeiter. Die Verhandlungen für diese Freikäufe, die von Personen wie dem Anwalt Heinz Günther Hüsch geführt wurden, waren geheim und politisch heikel, was eine genaue Überprüfung der Ausreisenden erschwerte.
Zweitens behinderte die unzureichende strafrechtliche Verfolgung in Deutschland die Aufarbeitung. Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, selbst ein Opfer der Securitate, hat wiederholt die Versäumnisse der deutschen Strafverfolgungsbehörden kritisiert. Müller, die in den 1980er-Jahren nach Deutschland auswanderte, berichtete von Schikanen und Überwachungen, die sie auch in der Bundesrepublik erlebte, was auf die Aktivitäten von Securitate-Agenten im Westen hindeutet. Sie wies darauf hin, dass viele ehemalige Mitarbeiter in Deutschland ein unauffälliges Leben führen konnten, da es keine systematischen Bemühungen gab, sie zu identifizieren oder für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Ein Grund dafür ist, dass die deutsche Justiz oft nur dann gegen ehemalige Geheimdienstmitarbeiter vorging, wenn konkrete Verbrechen wie Menschenrechtsverletzungen nachgewiesen werden konnten. Seit 2008 liegt die Entscheidung, ob jemand als Securitate-Mitarbeiter oder Informant gilt, ausschließlich beim Bukarester Berufungsgericht, das nachweisen muss, dass die Person Grundrechte verletzt und antikommunistische Haltungen angeprangert hat – ein hoher Beweisstandard, der selten erfüllt wird.
Drittens spielte die Integration ehemaliger Securitate-Mitarbeiter in bestehende Netzwerke eine Rolle. Insbesondere in den rumäniendeutschen Landsmannschaften in Deutschland sollen sich ehemalige Agenten eingeschleust haben, wie Herta Müller und andere kritische Stimmen 2009 öffentlich machten. Diese Netzwerke boten eine soziale und kulturelle Struktur, in der ehemalige Mitarbeiter ihre Vergangenheit verbergen konnten. Zudem transformierte sich die politische Macht vieler Securitate-Kader nach 1989 in wirtschaftliche Macht. Einige wurden zu „kleinen Oligarchen“, wie im Fall von Stelian Octavian Andronic, einem ehemaligen Securitate-Oberst, der an Devisenoperationen beteiligt war.
Die mangelnde Aufarbeitung in Rumänien selbst hat ebenfalls dazu beigetragen, dass ehemalige Securitate-Mitarbeiter in Deutschland unbehelligt blieben. Während in der DDR die Stasi-Auflösung ein zentrales Anliegen der friedlichen Revolution war, blieb die Securitate in Rumänien lange Zeit ein Tabuthema. Die postkommunistischen Eliten, oft selbst aus der alten Nomenklatura, hatten wenig Interesse an einer gründlichen Untersuchung. Dies führte dazu, dass viele Akten unzugänglich blieben und die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. In Deutschland wiederum fehlte oft der politische Wille, systematisch nach ehemaligen Securitate-Mitarbeitern zu suchen, da dies diplomatische Spannungen mit Rumänien hätte hervorrufen können, insbesondere nach dessen Beitritt zur EU 2007.
