Titelbild: Trump Putin Бобылёв Lizenz 4.0
Die Begegnung zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska am 15. August 2025 hat hohe Wellen geschlagen, doch die Ergebnisse sind ernüchternd und werfen ein düsteres Licht auf die geopolitischen Realitäten, insbesondere für die Ukraine. Die beiden Staatschefs trafen sich auf der Joint Base Elmendorf-Richardson in Anchorage, um über eine mögliche Beendigung des Krieges in der Ukraine zu verhandeln. Doch trotz der großen Erwartungen, die vor allem durch Trumps vollmundige Ankündigungen im Vorfeld geschürt wurden, endete das Treffen ohne konkrete Vereinbarungen, ohne Waffenstillstand und ohne klare Perspektiven für Frieden. Stattdessen scheint das Treffen eine Bühne für symbolische Gesten und persönliche Selbstdarstellung gewesen zu sein, während die Ukraine, die bei den Gesprächen nicht vertreten war, in eine prekäre Lage gerät.
Trump, der sich seit seinem Amtsantritt im Januar 2025 als globaler Friedensstifter inszeniert, hatte im Vorfeld des Gipfels hohe Töne gespuckt. Er drohte Russland mit „sehr schweren Konsequenzen“, sollte Putin nicht bereit sein, den Krieg zu beenden, und behauptete, dass er die Verhandlungen in kürzester Zeit zum Erfolg führen könne. Diese Rhetorik erinnerte an seine Wahlkampfversprechen, den Ukraine-Konflikt innerhalb von 24 Stunden zu lösen – eine Behauptung, die er selbst im Nachgang des Gipfels als übertrieben einräumen musste. In einem Interview mit Fox News räumte er ein, dass er den Konflikt für den „einfachsten“ gehalten habe, er sich aber als der „schwierigste“ herausgestellt habe.
Putin hingegen nutzte den Gipfel geschickt, um sich international wieder ins Rampenlicht zu rücken. Nach Jahren der Isolation durch westliche Staaten, die ihn aufgrund des Ukraine-Krieges als Paria betrachteten, bot ihm das Treffen mit Trump die Gelegenheit, sich als gleichwertiger Partner des mächtigsten Landes der Welt zu präsentieren. Die Inszenierung war makellos: Ein roter Teppich, ein freundlicher Händedruck und ein gemeinsamer Auftritt in Trumps gepanzerter Limousine, bekannt als „The Beast“, vermittelten den Eindruck von Kameradschaft und Gleichberechtigung. Putin ging sogar so weit, Trump für seine „aufrichtigen Bemühungen“ zu loben, den Krieg zu beenden, und nutzte die Pressekonferenz, um eine historische Lektion über die angeblichen Bedrohungen der Ukraine für Russland zu halten. Seine Einladung an Trump, das nächste Treffen in Moskau abzuhalten, war ein weiterer Schachzug, um die Dynamik aufrechtzuerhalten und die russische Position zu stärken.
Die Abwesenheit von Wolodymyr Selenskyj, dem ukrainischen Präsidenten, war ein zentraler Kritikpunkt. Während Trump und Putin in Alaska zusammensaßen, war die Ukraine, deren Schicksal auf dem Spiel stand, außen vor. Selenskyj selbst betonte in einer Nachricht auf X, dass jede Lösung die Ukraine einbeziehen müsse und dass „dauerhafter Frieden“ sowie „Sicherheitsgarantien“ notwendig seien. Dennoch wurde er erst nach dem Gipfel von Trump telefonisch informiert, und eine geplante Reise nach Washington am 18. August 2025 deutet darauf hin, dass er versucht, nachträglich Einfluss zu nehmen. Europäische Verbündete, darunter der britische Premierminister Keir Starmer, zeigten sich alarmiert über Trumps Vorgehen und die warmen Worte, die er für Putin fand. Starmer, der kurz vor dem Gipfel mit Selenskyj sprach, forderte Putin auf, seine Ernsthaftigkeit für Frieden unter Beweis zu stellen.
Ein besonders kontroverser Punkt war Trumps wiederholte Andeutung von „Landtausch“ als Teil eines möglichen Friedensabkommens. Bereits vor dem Gipfel sprach er in Interviews von einem „Geben und Nehmen“ in Bezug auf Territorien und verwendete den Begriff „divvy things up“, was in Kiew Besorgnis auslöste.
Berichte von CBS News und der Wall Street Journal deuten darauf hin, dass ein Vorschlag diskutiert wurde, bei dem Russland den Donbass und die Krim behalten könnte, während die Ukraine Gebiete wie Cherson und Saporischschja zurückerhalten würde. Solche Vorschläge stoßen in der Ukraine auf vehemente Ablehnung, da Selenskyj territoriale Zugeständnisse als Verletzung der ukrainischen Verfassung betrachtet. Der ehemalige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wies die Idee eines „Landtausches“ scharf zurück und betonte, dass Putin nur „winzige Stücke“ ukrainischen Territoriums zurückgeben wolle, um „große Gebiete“ dauerhaft zu kontrollieren.
Während Trump und Putin sich in Alaska als Partner präsentierten, setzte Russland seine militärischen Angriffe auf die Ukraine unvermindert fort. Am Tag des Gipfels meldete die ukrainische Luftwaffe den Abschuss von 61 von 85 russischen Drohnen, die auf die Regionen Sumy, Tschernihiw und Dnipropetrowsk abgefeuert wurden. Diese Angriffe unterstreichen die Kluft zwischen Putins Worten und seinen Taten, da er zwar von einer „Beseitigung der Kriegsursachen“ sprach, aber keine Bereitschaft zeigte, die Feindseligkeiten einzustellen. Für viele Beobachter war der Gipfel daher weniger ein Schritt in Richtung Frieden als vielmehr ein PR-Sieg für Putin, der ohne sichtbare Zugeständnisse die Bühne der Weltpolitik betreten konnte.
Die Ukraine steht nun vor einer ungewissen Zukunft. Trumps Ankündigung, dass ein trilaterales Treffen mit Selenskyj und Putin bald folgen könnte, vielleicht sogar wieder in Alaska, bietet wenig Trost, da die Verhandlungen ohne konkrete Fortschritte stagnieren. Europäische Verbündete, die von den Gesprächen ausgeschlossen waren, drängen auf eine stärkere Einbindung und betonen die Notwendigkeit von Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Doch die warmherzige Art zwischen Trump und Putin sowie die vagen Aussagen über territoriale Kompromisse lassen befürchten, dass die Interessen der Ukraine in einem größeren geopolitischen Spiel geopfert werden könnten. Der Gipfel in Alaska hat gezeigt, dass große Gesten und medienwirksame Auftritte nicht zwangsläufig zu Frieden führen – und dass die Ukraine weiterhin zwischen den Machtinteressen von Ost und West gefangen Europa hat verloren.
