Quelle Axios
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Man könnte meinen, Trump ist Diplomat Moskaus. Donald Trump hat letzte Woche ein sogenanntes „finales Angebot“ vorgelegt, das den Krieg zwischen der Ukraine und Russland beenden soll. Dieses Angebot, das laut Berichten des Nachrichtenportals Axios am 23. April 2025 erstmals detailliert beschrieben wurde, enthält weitreichende Zugeständnisse an Russland und hat in der Ukraine sowie unter westlichen Verbündeten erhebliche Kontroversen ausgelöst. Im Folgenden wird das Angebot ausführlich dargestellt, einschließlich seiner Inhalte, der Reaktionen, der Konsequenzen und des Kontexts, basierend auf verfügbaren Informationen.Das Dokument fordert die offizielle Anerkennung der Krim, die Russland 2014 völkerrechtswidrig annektiert hat, als Teil Russlands. Dies wäre ein bedeutender diplomatischer Sieg für Russland und eine schwere Niederlage für die Ukraine, die die Krim als integralen Bestandteil ihres Staatsgebiets betrachtet. Trump argumentierte auf seiner Plattform Truth Social, die Krim sei bereits vor Jahren verloren gegangen und stehe bei den Verhandlungen nicht zur Diskussion.Das Angebot sieht vor, die von Russland besetzten Gebiete in der Ost- und Südukraine (etwa 20 % des ukrainischen Territoriums, einschließlich Teile der Provinzen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson) inoffiziell als unter russischer Kontrolle anzuerkennen. Dies bedeutet eine „de-facto“-Anerkennung, ohne dass diese Gebiete rechtlich („de jure“) Russland zugesprochen werden.
Die Ukraine müsste somit auf die Rückeroberung dieser Gebiete verzichten, was für Kiew ein massives Zugeständnis darstellt.Ein zentraler Punkt ist die Garantie, dass die Ukraine niemals Mitglied der NATO wird. Dies entspricht einer langjährigen Forderung Russlands, das die NATO-Osterweiterung als Bedrohung ansieht. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte bereits im Februar 2025 erklärt, eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine sei kein realistisches Verhandlungsziel. Für die Ukraine wäre dies ein Verzicht auf eine wesentliche Sicherheitsgarantie.Das Angebot schlägt vor, die westlichen Sanktionen gegen Russland aufzuheben, was eine Wiederaufnahme wirtschaftlicher Kooperationen, insbesondere mit den USA, ermöglichen würde. Dies könnte auch die Rückkehr amerikanischer Unternehmen nach Russland beinhalten, wie es bei Gesprächen in Riad im Februar 2025 diskutiert wurde. Im Gegenzug soll die Ukraine „robuste Sicherheitsgarantien“ erhalten, die jedoch ausschließlich von europäischen Ländern, nicht von den USA, gewährleistet werden. Konkrete Details zu diesen Garantien fehlen, was in Kiew als vages Versprechen kritisiert wird. Überlegungen umfassen die Stationierung europäischer Friedenstruppen, wobei die USA laut Trump keine eigenen Truppen entsenden würden.Das Angebot verspricht Wiederaufbauhilfen, ohne jedoch konkrete Finanzierungsquellen zu nennen. Dies wird von ukrainischer Seite als unzureichend angesehen, angesichts der enormen Kosten für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes.Kleine Gebietsgewinne für die Ukraine:Die Ukraine würde ein kleines Gebiet um Charkiw im Nordosten zurückerhalten sowie ungehinderten Zugang zum Dnipro-Fluss, der derzeit Teil der Frontlinie ist.
Diese Zugeständnisse gelten jedoch als marginal im Vergleich zu den Verlusten.Betrieb des Atomkraftwerks Saporischschja:Die USA bieten an, das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja zu betreiben, um Strom an die Ukraine und Russland zu liefern. Dies wird als Versuch gesehen, die Energieversorgung zu sichern, bleibt aber umstritten, da das Kraftwerk in einem kriegswichtigen Gebiet liegt.Seit seinem Amtsantritt im Januar 2025 hat Trump wiederholt erklärt, den Ukraine-Krieg schnell zu beenden, ein Versprechen, das er bereits im Wahlkampf 2024 machte. Ursprünglich sprach er von einer Lösung „innerhalb von 24 Stunden“, später von sechs Monaten. Die Verhandlungen begannen im Februar 2025 mit einem Telefonat zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, gefolgt von Gesprächen in Riad und Paris.Die Verhandlungen wurden jedoch von Anfang an kritisiert, da die Ukraine zunächst nicht eingebunden war.
Trump hat mehrfach öffentlich Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgeübt, ihn für die Dauer des Kriegs verantwortlich gemacht und seine Verhandlungsbereitschaft angezweifelt. Gleichzeitig hat Trump eine engere Zusammenarbeit mit Russland signalisiert, etwa durch Gespräche über gemeinsame Rohstoffdeals, einschließlich der Nutzung von Seltenen Erden in russisch besetzten ukrainischen Gebieten.Ein weiterer Aspekt ist Trumps Fokus auf wirtschaftliche Vorteile für die USA. Bereits im Februar 2025 forderte er von der Ukraine Zugang zu Seltenen Erden (wie Lithium, Titan und Uran) im Austausch für weitere Militärhilfe, was als Versuch gesehen wird, die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Dies wurde von Kritikern als Ausnutzung der ukrainischen Notlage bezeichnet.ReaktionenDie ukrainische Regierung und Bevölkerung reagieren mit Entsetzen und Skepsis. Eine anonyme Quelle aus Kiew bezeichnete das Angebot als „einseitig“ und „offensichtlich prorussisch“, da Russland konkrete Vorteile erhält, während die Ukraine nur vage Versprechen bekommt.
Präsident Selenskyj hat Gebietsabtretungen kategorisch ausgeschlossen, da dies gegen die ukrainische Verfassung verstößt. Dennoch zeigte er sich bereit, über eine teilweise Waffenruhe zu verhandeln, etwa durch den Verzicht auf Angriffe auf Energieinfrastruktur. Die Ablehnung der Krim-Anerkennung hat Trump als „schädlich“ für die Verhandlungen bezeichnet, was den Druck auf Kiew erhöht.Russland scheint das Angebot positiv aufzunehmen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte, dass ein Frieden nur möglich sei, wenn die Ukraine ihre Truppen aus den von Russland kontrollierten Gebieten abzieht. Putin hat zudem signalisiert, die aktuelle Frontlinie als Verhandlungsgrundlage einzufrieren, was seinen territorialen Gewinnen entspricht. Ein Medienbericht der Financial Times vom 23. April 2025 deutet an, dass Putin Trump einen vorläufigen Invasionsstopp angeboten hat, um die Verhandlungen voranzutreiben.
Europäische Verbündete sind alarmiert. Bundeskanzler Olaf Scholz warnte vor einem „Diktatfrieden“, der die Ukraine schwächen würde, und betonte, dass Kiew eine starke Armee und Entwicklungsperspektiven benötige. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warf Trump vor, nicht alle verfügbaren Druckmittel gegen Russland zu nutzen. Frankreich bezeichnete die Gespräche in Paris als „positiv“, drängt aber auf eine stärkere Einbindung der Ukraine.Innerhalb der USA gibt es gemischte Reaktionen.
Republikanische Senatoren wie Tom Cotton betonen, dass die Ukraine weiterhin eingebunden wird, während Trumps Außenminister Marco Rubio und JD Vance Druck auf beide Seiten ausüben, das Angebot anzunehmen. Kritiker in den USA und Europa sehen das Angebot als strategischen Rückzug der USA, der Russland und indirekt China stärken könnte.Die Annahme des Angebots würde massive Gebietsverluste und den Verzicht auf die NATO-Mitgliedschaft bedeuten, was die langfristige Sicherheit des Landes gefährdet. Ein „eingefrorener Konflikt“ könnte Russland ermöglichen, sich militärisch zu erholen und später erneut anzugreifen, wie von ukrainischen Beobachtern befürchtet. Gleichzeitig könnte ein Scheitern der Verhandlungen dazu führen, dass die USA ihre Unterstützung einstellen, was für die Ukraine militärisch und wirtschaftlich katastrophal wäre.Das Angebot kommt vielen von Putins Kriegszielen entgegen, insbesondere der Neutralisierung der Ukraine und der Anerkennung territorialer Gewinne.
Ein Erfolg würde Russlands Position in der Region stärken und die westlichen Sanktionen aufheben, was die russische Wirtschaft entlasten könnte. Allerdings bleibt unklar, ob Putin auf Maximalforderungen wie eine vollständige Entmilitarisierung der Ukraine verzichtet.Ein Rückzug der USA aus den Verhandlungen, wie von Trump angedroht, würde die Verantwortung auf Europa verlagern, das jedoch weder militärisch noch finanziell die Lücke füllen könnte. Dies könnte die transatlantische Einheit schwächen und China als geopolitischen Akteur stärken, das bereits als potenzieller Investor in der Ukraine gilt Das Angebot signalisiert eine Abkehr der USA von einer uneingeschränkten Unterstützung der ukrainischen Souveränität, was Zweifel an der Verlässlichkeit der USA als Bündnispartner wecken könnte. Ein prorussischer Friedensdeal könnte zudem autoritären Regimen weltweit Auftrieb geben, wie Analysten warnen.Das „finale Angebot“ wird von vielen Beobachtern als unausgewogen kritisiert, da es Russland konkrete geopolitische und wirtschaftliche Vorteile verschafft, während die Ukraine vor allem Verluste hinnehmen müsste.
Der ukrainische Politologe Dmytro Lewus sieht in Putins Kooperationsangeboten, etwa bei Rohstoffen, eine „Falle“ für Trump, um Russland wirtschaftlich zu stärken, ohne die Ukraine nachhaltig zu stabilisieren.Trumps Verhandlungsstil, der auf schnelle Deals und Drohungen setzt, stößt an Grenzen, da die Interessen von Kiew und Moskau nahezu unvereinbar sind. Während Trump den Krieg als Kosten- und Risikoproblem für die USA betrachtet, ignoriert sein Ansatz laut Experten die langfristigen Folgen eines schwachen Friedens, der die Ukraine destabilisieren und Russland ermutigen könnte.Trumps „finales Angebot“ vom April 2025 ist ein Versuch, den Ukraine-Krieg durch weitreichende Zugeständnisse an Russland zu beenden, was jedoch auf Kosten der ukrainischen Souveränität geht. Während Russland das Angebot positiv aufnimmt, steht die Ukraine vor einem Dilemma: Die Annahme würde massive Verluste bedeuten, die Ablehnung könnte den Rückzug der USA auslösen. Europa steht vor der Herausforderung, eine stärkere Rolle zu übernehmen, während die geopolitischen Folgen eines solchen Deals die globale Ordnung nachhaltig beeinflussen könnten. Die kommenden Verhandlungen in London werden zeigen, ob ein Kompromiss möglich ist oder ob die Gespräche scheitern.
