Titelbild Beispielbild Pixabay
Istanbul, eine Metropole mit über 16 Millionen Einwohnern, steht aufgrund ihrer geologischen Lage an der Nordanatolischen Verwerfungszone vor einer hohen Erdbebengefahr. Diese Verwerfung markiert die Grenze zwischen der Eurasischen und der Anatolischen Platte, die sich mit wenigen Zentimetern pro Jahr gegeneinander verschieben. Wenn sich die Platten verhaken, bauen sich tektonische Spannungen auf, die sich in Erdbeben entladen können.Experten sind sich einig, dass ein schweres Erdbeben in Istanbul nicht eine Frage des „ob“, sondern des „wann“ ist. Diese Verwerfung erstreckt sich quer durch die Türkei und verläuft direkt unter dem Marmarameer, südlich von Istanbul. Besonders gefährlich ist ein etwa 150 Kilometer langer Abschnitt der Marmara-Hauptverwerfung, der seit 1766 kein schweres Beben mehr erlebt hat. Die lange Ruhephase deutet auf einen erheblichen Spannungsaufbau hin. Messungen mit dem GeoSEA-System haben 2019 erstmals direkte Beweise für diesen Spannungsaufbau am Meeresboden geliefert, der ein Beben der Stärke 7,1 bis 7,4 auslösen könnte. Istanbul liegt in einer der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Historische Daten zeigen, dass die Stadt in den Jahren 1509, 1766 und 1894 schwere Beben mit großen Zerstörungen erlitt. Seit 1939 wandern starke Beben entlang der Nordanatolischen Verwerfung von Osten nach Westen, wobei das Beben von 1999 in Izmit (Stärke 7,6, etwa 90 km östlich von Istanbul) das letzte bedeutende Ereignis war.
Experten prognostizieren ein Beben mit einer Stärke von 7,0 bis 7,5, wobei einige Schätzungen bis zu 7,8 reichen. Ein solches Ereignis könnte verheerende Folgen haben, da die Stadt dichter besiedelt ist als je.
Heute erschütterte eine Serie von Erdbeben Istanbul, wobei das stärkste Beben eine Magnitude von 6,2 erreichte (Epizentrum in Silivri, Marmarameer). Ein weiteres Beben der Stärke 4,9 folgte kurz darauf. Die Erschütterungen waren in der gesamten Stadt spürbar, und Menschen flohen in Panik ins Freie. Bislang wurden keine größeren Schäden oder Verletzungen gemeldet, aber die Beben haben die Angst vor einem „Mega-Erdbeben“ verstärkt. Präsident Erdoğan und die Behörden betonten, die Situation genau zu überwachen.
Ein schweres Beben verwüstete 1509 Istanbul, gefolgt von einer Flutwelle, die große Schäden anrichtete.Ein Beben 1766 der Stärke etwa 7,5 forderte über 4.000 Todesopfer und zerstörte weite Teile der Stadt. Mit einer Stärke von 7,6 tötete 1999 ein Beben in Ismit über 17.000 Menschen, davon etwa 1.000 in Istanbul. Es zeigte die Verwundbarkeit moderner Infrastruktur.Februar 2023 (Südosttürkei/Syrien): Ein Beben un Februar 2013 der Stärke 7,8 forderte über 62.000 Todesopfer und zerstörte Hunderttausende Gebäude. Es war eine Mahnung an die Gefahren, denen auch Istanbul ausgesetzt ist.Mit etwa 16–17 Millionen Einwohnern ist Istanbul eine der bevölkerungsreichsten Städte Europas. Ein Beben könnte Hunderttausende, im schlimmsten Fall Millionen Todesopfer fordern.Schwache Bausubstanz: Etwa 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten gelten als erdbebengefährdet. Viele Gebäude entsprechen nicht modernen Sicherheitsstandards, und illegale Bauten sowie mangelnde Baukontrollen verschärfen das Problem. Der türkische Städtebauminister Murat Kurum warnte, dass Istanbul einem schweren Beben nicht standhalten würde.Nach dem Beben von 1999 wurde Korruption in der Baubranche als Hauptursache für hohe Opferzahlen identifiziert. Ähnliche Probleme bestehen weiterhin.Istanbul trägt etwa 50 % zur türkischen Wirtschaftsleistung bei. Ein schweres Beben könnte massive volkswirtschaftliche Schäden verursachen, wie 1999, als die Wirtschaft um 3,4 % schrumpfte.Seit 1999 gibt es Pläne, unsichere Gebäude abzureißen und erdbebensicher neu zu bauen.
Seit 2012 läuft ein Projekt zur Sanierung oder zum Ersatz von etwa 6,5 Millionen riskanten Gebäuden, doch der Fortschritt ist langsam.Das IRREWS-System (Istanbul Earthquake Rapid Response and Early Warning System) und das SOSEWIN-Sensornetz sollen Erdbeben schnell erkennen und Schutzmaßnahmen wie das Abschalten von Gasleitungen oder das Stoppen von Zügen ermöglichen. Die Vorwarnzeit beträgt jedoch nur wenige Sekunden. Nach dem Beben von 2023 in der Südosttürkei beantragten 85.000 Menschen in Istanbul Gebäudekontrollen, doch die Nachfrage übersteigt die Kapazitäten.Schulen führen Erdbebentrainings durch, und Unternehmen wie die DenizBank verlegen Büros aus Angst vor Beben nach Ankara.
Unterwasser-Messungen im Marmarameer zeigen, dass die Verwerfungszone „verhakt“ ist, was auf einen hohen Spannungsaufbau hinweist. Ein Beben könnte die Verwerfung um über vier Meter verschieben. Forscher nutzen Künstliche Intelligenz, um kleinere Beben zu analysieren, die auf steigende seismische Aktivität hinweisen. Gezeitenbedingte Wasserstandsänderungen beeinflussen die Seismizität in der Region.Wanderung der Beben: Die Westwanderung schwerer Erdbeben entlang der Verwerfung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Bebens nahe Istanbul in den nächsten Jahrzehnten (30 % Chance innerhalb von 30 Jahren für ein Beben der Stärke bis 7,4).Experten wie Naci Görür kritisieren, dass weder die Bevölkerung noch die Regierung die Gefahr ausreichend ernst nehmen.Die Regierung unter Präsident Erdoğan wird für unzureichende Maßnahmen und die Freigabe unsicherer Baugrundstücke kritisiert.Hohe Inflation und ein angespannter Wohnungsmarkt erschweren den Umzug in sichere Gebäude. Viele Bewohner können sich Sanierungen nicht leisten.Als Vorsorgemaßnahmen für Bürger, die in den betroffenen Gebiet leben Das Auswärtige Amt und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz in diesem Fall Gebäude auf festem Untergrund und in erdbebensicherer Bauweise wählen, Hanglagen meiden. Möbel wie Schränke befestigen, schwere Gegenstände unten lagernnFluchtwege freihalten, sichere Plätze (z. B. Türbögen, stabile Tische) im Haus festlegen, Treffpunkte mit Angehörigen vereinbaren. Apps wie AFAD nutzen, um Echtzeit-Infos zu erhalten.Istanbul steht vor einer akuten Erdbebengefahr, die durch die geologische Lage, die hohe Bevölkerungsdichte und die unzureichende Vorbereitung der Infrastruktur verschärft wird. Während wissenschaftliche Fortschritte und Frühwarnsysteme helfen, Risiken zu minimieren, bleibt die Stadt auf ein „Mega-Erdbeben“ schlecht vorbereitet. Die Ereignisse von heute zeigen, dass die Bedrohung real ist. Ohne entschlossene politische Maßnahmen und gesellschaftliches Bewusstsein könnten die Folgen katastrophal sein, mit potenziell Hunderttausenden oder gar Millionen Opfern.