Titelbild:Roger-Viollet/Mussolini
Benito Mussolini, der italienische Diktator und Begründer des Faschismus, starb am 28. April 1945 unter dramatischen und gewaltsamen Umständen. Sein Tod markierte das Ende seiner Herrschaft und war ein Symbol für den Zusammenbruch des faschistischen Regimes in ItalienIm Frühjahr 1945 befand sich Italien im Chaos des Zweiten Weltkriegs.
Die Alliierten hatten große Teile Italiens erobert, und das faschistische Regime Mussolinis war weitgehend zusammengebrochen. Mussolini selbst war bereits im Juli 1943 von seinem eigenen Großen Faschistischen Rat abgesetzt und verhaftet worden, wurde jedoch im September 1943 durch deutsche Truppen unter Otto Skorzeny befreit. Danach führte er die Italienische Sozialrepublik (Repubblica Sociale Italiana), auch als Salò-Republik bekannt, eine von den Deutschen unterstützte Marionettenregierung im Norden Italiens.Die Salò-Republik war jedoch schwach, und die Partisanenbewegung, bestehend aus kommunistischen, sozialistischen und anderen antifaschistischen Gruppen, gewann an Stärke. Als die Alliierten im April 1945 weiter vorrückten, versuchte Mussolini, seine Macht zu sichern oder zu fliehen, da ihm klar war, dass seine Niederlage unvermeidlich war.Am 25. April 1945 verließ Mussolini Mailand, das Hauptquartier der Salò-Republik, und begab sich nach Como am Comer See, in der Hoffnung, in die Schweiz oder nach Deutschland zu entkommen. Er reiste in einem Konvoi, der aus faschistischen Funktionären, deutschen Soldaten und seiner Geliebten Clara Petacci bestand. Mussolini war sich der Gefahr bewusst und versuchte, seine Identität zu verschleiern, indem er sich als deutscher Soldat verkleidete.Am 27. April 1945 wurde der Konvoi in der Nähe des Dorfes Dongo am Comer See von Partisanen der 52. Garibaldi-Brigade unter der Führung von Urbano Lazzaro (alias „Bill“) angehalten. Die Partisanen durchsuchten den Konvoi und erkannten Mussolini trotz seiner Verkleidung. Clara Petacci, die sich weigerte, ihn zu verlassen, wurde ebenfalls festgenommen.
Die Gefangennahme verlief zunächst ohne größere Gewalt, da die Partisanen Mussolini lebend gefangen nehmen wollten.Die Ereignisse nach Mussolinis Gefangennahme sind historisch umstritten, da verschiedene Berichte existieren und politische Interessen die Darstellung beeinflussten. Was jedoch weitgehend akzeptiert ist, ist Folgendes:Nach seiner Gefangennahme wurde Mussolini zunächst in einem Bauernhaus in Dongo untergebracht.
Die Partisanenführer standen vor der Frage, was mit ihm geschehen sollte. Einige wollten ihn den Alliierten übergeben, während andere, insbesondere die kommunistischen Partisanen, eine sofortige Hinrichtung forderten, um ein Exempel zu statuieren und eine Wiederbelebung des Faschismus zu verhindern.Am Morgen des 28. April 1945 wurde die Entscheidung getroffen, Mussolini und Petacci zu töten. Die genaue Verantwortung für diese Entscheidung ist unklar, aber Walter Audisio (Deckname „Colonel Valerio“), ein kommunistischer Partisanenführer, wird allgemein als derjenige angesehen, der die Hinrichtung durchführte oder leitete.Mussolini und Petacci wurden nach Mezzegra, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Dongo, gebracht.
Dort, an der Via XXIV Maggio vor der Villa Belmonte, wurden sie gegen eine Mauer gestellt. Laut Audisios Bericht versuchte Mussolini, sich zu wehren, und rief: „Lasst mich leben!“ Petacci soll sich schützend vor ihn gestellt haben. Beide wurden mit Maschinenpistolen erschossen. Mussolini erhielt mehrere Schüsse in die Brust und starb sofort. Petacci wurde ebenfalls getötet.Nachspiel und LeichenschändungNach der Hinrichtung wurden die Leichen von Mussolini und Petacci nach Mailand gebracht, wo sie am 29. April 1945 auf der Piazzale Loreto öffentlich zur Schau gestellt wurden.
Dieser Ort war symbolisch gewählt, da dort im August 1944 fünfzehn Partisanen von den Faschisten hingerichtet und ihre Leichen zur Abschreckung ausgestellt worden waren.Die Leichen wurden an den Füßen aufgehängt, zusammen mit anderen hingerichteten faschistischen Führern wie Alessandro Pavolini und Achille Starace. Eine wütende Menschenmenge versammelte sich, und die Leichen wurden bespuckt, beschimpft und misshandelt. Fotos dieser Szene wurden weltweit verbreitet und symbolisierten den endgültigen Fall des Faschismus in Italien.Kontroversen und historische DebattenDer Tod Mussolinis ist bis heute Gegenstand von Debatten und Spekulationen:Verantwortung: Während Walter Audisio als Haupttäter gilt, gibt es Berichte, die andere Partisanen oder sogar britische Agenten (aufgrund von Mussolinis potenziellen Kenntnissen über geheime Verhandlungen) in die Ereignisse verwickeln. Einige Theorien behaupten, die Alliierten hätten ein Interesse daran gehabt, Mussolini schnell zu eliminieren, um politische Komplikationen zu vermeiden.
Es gibt jedoch keine stichhaltigen Beweise dafür.Die sofortige Hinrichtung wurde von kommunistischen Partisanen befürwortet, die eine klare Botschaft gegen den Faschismus senden wollten. Andere Gruppen, die auf einen Prozess hofften, wurden übergangen.
Mussolinis Tod war ein Wendepunkt in der italienischen Geschichte. Er symbolisierte das Ende des Faschismus und den Sieg der antifaschistischen Kräfte. Gleichzeitig legte er den Grundstein für die Nachkriegsordnung in Italien, die zur Gründung der Italienischen Republik im Jahr 1946 führte.Die brutale Art seines Todes und die öffentliche Zurschaustellung seiner Leiche hatten jedoch auch negative Folgen. Sie trugen zu einer tiefen Spaltung in der italienischen Gesellschaft bei, da einige Mussolini trotz seiner Verbrechen als Nationalhelden betrachteten. Bis heute gibt es in Italien neofaschistische Gruppen, die Mussolini verehren.