Titelbild Ann Carolin Kaiser
Anett Carolin Kaiser war eine 51-jährige Frau aus Solingen, die als exzentrisch, aber sympathisch beschrieben wurde. Sie hatte keine nahen Angehörigen mehr, nachdem ihre Eltern verstorben waren, und lebte ein eher zurückgezogenes Leben. Kaiser war bekannt dafür, auf Trödelmärkten einzukaufen und Gegenstände zu sammeln, was in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ teilweise übertrieben als Messi-Verhalten dargestellt wurde. Menschen aus ihrem Umfeld, insbesondere aus Steimelhagen, betonten jedoch, dass sie keineswegs so seltsam war, wie sie in den Medien porträtiert wurde.Nach dem Tod ihrer Eltern hatte Kaiser offenbar ein beträchtliches Erbe erhalten, das es ihr ermöglichte, Immobilien zu erwerben.
Sie war Eigentümerin eines Hauses in Solingen und besaß zudem eine Immobilie in Jerez de la Frontera in Andalusien, Spanien. Ihr Lebensstil war geprägt von Unabhängigkeit, und sie bevorzugte Bargeldtransaktionen, wie der Kauf eines Hauses in Steimelhagen zeigt.Im Sommer 2011 kaufte Anett Kaiser ein altes Schieferhaus mit großem Grundstück in Steimelhagen, einer kleinen Ortschaft im Oberbergischen Kreis.
Der Kaufpreis von 125.000 Euro soll, so berichten verschiedene Quellen, bar in einem Koffer bezahlt worden sein. Dieses Haus, das später als „Geisterhaus“ bekannt wurde, sollte ihr neuer Wohnsitz werden. Kaiser ließ vier Überseecontainer auf Betonsockeln im Garten des Grundstücks aufstellen, in denen sie ihren Hausrat lagerte, darunter Möbel, Kleidung und sogar persönliche Gegenstände wie eine Puppenküche ihrer Urgroßmutter. Eine Baugenehmigung für die Container hatte sie ordnungsgemäß erhalten.
Bemerkenswert ist, dass Kaiser das Haus nie bezog.
Es blieb unbewohnt, und die Gegenstände im Haus und in den Containern wurden seit August 2011 nicht mehr angerührt. Im Haus fand man später einen alten Computer aus den 1990er-Jahren, der nie benutzt wurde, sowie ein umgedrehtes Panoramafoto von Paris im Keller, was den mysteriösen Charakter des Ortes verstärkte.
Am 26. August 2011 verließ Anett Kaiser Solingen, um nach Jerez de la Frontera zu reisen, wo sie ihr Feriendomizil besaß. Sie fuhr in einem auffälligen, dunkelblauen Ford Transit, einem ausgemusterten Fahrzeug des Technischen Hilfswerks mit dem Kennzeichen „SG – AD 895“. Kaiser kündigte Bekannten an, dass sie zum Solinger Zöppkesmarkt im September 2011 zurückkehren würde. Dieses konkrete Rückkehrdatum macht den Fall laut ermittelnden Hauptkommissar besonders rätselhaft, da Kaiser danach spurlos verschwand.Es gibt keine Beweise dafür, dass Kaiser jemals in Spanien ankam. Die spanische Polizei überprüfte ihre Adresse in Jerez de la Frontera, konnte sie dort jedoch nicht antreffen. Ihr Handy konnte nicht geortet werden, und auch der Ford Transit wurde nie wieder gesichtet. Am 18. November 2011 meldete ein Bekannter Kaiser als vermisst, nachdem sie nicht wie angekündigt zurückgekehrt war.Die Ermittlungen wurden von der Kriminalpolizei in Wuppertal übernommen, da Kaiser zuvor in Solingen gemeldet war. Trotz umfangreicher Untersuchungen gibt es bis heute keine konkreten Hinweise auf ein Verbrechen, obwohl die Polizei die Möglichkeit eines Kapitalverbrechens nicht ausschließt.
Im Jahr 2014 durchsuchten Polizeikräfte das Haus in Steimelhagen mit Leichenspürhunden, fanden jedoch keine Spuren, die auf ein Verbrechen hindeuten. Das Haus war unbewohnt und wirkte wie eingefroren in der Zeit.Die spanische Polizei wurde eingeschaltet, konnte jedoch keine Hinweise auf Kaisers Verbleib in Andalusien finden. Es gibt Spekulationen, dass Kaiser möglicherweise in den Pyrenäen verunglückt sein könnte, ohne dass ihr Fahrzeug gefunden wurde.Der Fall wurde mehrfach in den Medien behandelt, insbesondere durch die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ im Mai 2016. Nach der Ausstrahlung gingen über 40 Hinweise ein, darunter Sichtungen von Kaiser in Spanien, z. B. an einem Strand und Berichte über den Ford Transit in Niedersachsen.
Keiner dieser Hinweise führte jedoch zu einem Durchbruch. Auch spätere Hinweise, wie eine erneute Sichtung in Spanien im Jahr 2023, wurden als vage eingestuft und konnten nicht bestätigt werden.Das Haus in Steimelhagen wurde zum Symbol des Falls und ist lokal als „Geisterhaus“ bekannt. Es steht seit 2011 leer und verfällt zunehmend. Für die Gemeinde Morsbach stellt das Anwesen eine Herausforderung dar. Seit 2012 wurden keine Grundsteuern oder Straßenreinigungsgebühren bezahlt. Im April 2023 pfändete die Gemeinde eines von Kaisers Bankkonten, um offene Kosten zu decken.Das Haus zog über die Jahre ungebetene Gäste an, darunter vermutlich Lost-Places-Interessierte. Nach Berichten aus der Nachbarschaft verschloss die Gemeinde die Container und eine Hintertür, die lange offen gestanden hatte. Der Bauhof schnitt regelmäßig Sträucher zurück, um das Grundstück zugänglich zu halten.Der Bürgermeister erklärte, dass geprüft wird, ob Kaiser von Amts wegen für tot erklärt werden kann, um die Eigentumsverhältnisse zu klären. Ohne eine solche Erklärung kann das Haus weder verkauft noch anderweitig genutzt werden. Die Gemeinde sieht derzeit keine akute Gefahr durch das Anwesen, sodass ein ordnungsrechtliches Eingreifen nicht notwendig ist.
Michael Kaiser, ein 77-jähriger Großcousin von Anett Kaiser, ist eine der wenigen Personen, die den Fall aktiv weiterverfolgen. Der Winzer aus Gau-Algesheim ist überzeugt, dass seine Verwandte tot ist, und fragt sich, ob sie bei einem Unfall starb oder ermordet wurde. Seit 2011 dokumentiert er den Fall in einer schwarzen Kladde, sammelt Kontakte und Informationen und steht in engem Kontakt mit der Gemeinde Morsbach. Er hat das Haus in Steimelhagen besucht und beschreibt es als unheimlich. Kaiser unterstützt die Bemühungen, Anett für tot erklären zu lassen, um eine rechtliche Grundlage für die Zukunft des Anwesens zu schaffen.Eine Hypothese ist, dass Kaiser auf dem Weg nach Spanien, möglicherweise in den Pyrenäen, verunglückt ist. Ihr Fahrzeug wurde jedoch nie gefunden, was diese Theorie weniger wahrscheinlich macht.
Die Polizei hält ein Kapitalverbrechen für möglich, insbesondere da Kaiser Bargeld bei sich hatte, angeblich 3.000 Euro für die Spanienreise und ihre finanzielle Situation potenziell Neid oder kriminelle Absichten geweckt haben könnte. Ihr exzentrisches Verhalten und ihre Bargeldtransaktionen könnten sie zur Zielscheibe gemacht haben. Manche spekulieren, dass Kaiser bewusst untergetaucht ist, etwa um ein neues Leben zu beginnen. Diese Theorie wird jedoch durch ihr angekündigtes Rückkehrdatum und die unberührten Besitztümer in Morsbach geschwächt.Es gibt Vermutungen, dass Kaiser in einem anderen Land, etwa im Obdachlosenmilieu, weitergelebt haben könnte, ohne je polizeilich aufgefallen zu sein. Solche Szenarien sind jedoch spekulativ und durch keinerlei Beweise gestützt.Der Fall Anett Kaiser hat nicht nur in Morsbach, sondern auch darüber hinaus Aufmerksamkeit erregt. Das „Geisterhaus“ ist für die Kinder im Ort eine Art Legende, während Erwachsene die Geschichte als tragisch und mysteriös empfinden.
Die Berichterstattung in „Aktenzeichen XY … ungelöst“ und in Zeitungen wie der „Rundschau“ und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat den Fall immer wieder ins Bewusstsein gerufen. Kritik gab es an der Darstellung Kaisers in der ZDF-Sendung, die sie als übertrieben exzentrisch und als Messi zeigte, was laut Anwohnern nicht der Realität entsprach.In Online-Foren wie Allmystery wird der Fall intensiv diskutiert, wobei Nutzer verschiedene Theorien entwickeln, von einem Überfall in einem Industriegebiet bis hin zu einer Begegnung mit zwielichtigen Personen. Solche Spekulationen bleiben jedoch ohne Belege. Stand heute bleibt der Fall ungelöst.
Die Polizei in Wuppertal bearbeitet den Fall weiterhin als Vermisstenfall und nimmt Hinweise unter der Telefonnummer +492022840 entgegen.
Sollten neue Indizien für ein Verbrechen auftauchen, könnte der Fall als „Cold Case“ an spezialisierte Abteilungen übergeben werden. Michael Kaiser setzt seine Bemühungen fort, und die Gemeinde Morsbach arbeitet an einer rechtlichen Lösung für das Anwesen. Das „Geisterhaus“ bleibt ein Mahnmal für ein ungelöstes Rätsel, das die Menschen in Steimelhagen und darüber hinaus beschäftigt.Der Fall Anett Carolin Kaiser ist ein faszinierendes und tragisches Rätsel, das durch seine vielen offenen Fragen besticht. Die Kombination aus dem unbewohnten „Geisterhaus“, den Überseecontainern, dem verschwundenen Ford Transit und den vagen Spuren nach Spanien macht den Fall zu einem der bekanntesten Vermisstenfälle der Region.
Trotz intensiver Ermittlungen und medialer Aufmerksamkeit gibt es bis heute keine Gewissheit über das Schicksal von Anett Kaiser.
Quellen Kölner Stadtanzeiger Kölner Rundschau und Polizei