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Todesstrafe

Bryan Frederick Jennings in Florida hingerichtet

Titelbild: Jennings, Florida Department of Corrections 

Quelle: AP, Florida Department of Corrections 

Die Hinrichtung von Bryan Frederick Jennings markiert einen der düstersten Momente in der jüngsten Geschichte der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten und unterstreicht die anhaltende Kontroverse um die Anwendung der Strafe in Florida.
Bryan Frederick Jennings, geboren am 9. Dezember 1958, war zu dem Zeitpunkt seiner Verurteilung ein 20-jähriger Angehöriger der U.S. Marine Corps, der sich auf Urlaub befand.
Sein Leben nahm eine tragische und unentrinnbar dunkle Wendung in der Nacht vom 11. Mai 1979, als er in Brevard County, Florida, das Zuhause der Familie Kunash betrat. Dort, in der Stille der frühen Morgenstunde, entfernte er das Fliegengitter am Schlafzimmerfenster des sechsjährigen Mädchens Rebecca „Becky“ Kunash, deren Eltern in einem anderen Raum schliefen. Was als unvorstellbarer Akt der Brutalität begann, endete mit der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung des unschuldigen Kindes, dessen Leben gerade erst begonnen hatte. Jennings fuhr mit dem Mädchen zu einem abgelegenen Kanalbereich in der Nähe von Merritt Island, wo er sie zunächst sexuell missbrauchte, dann ihren Kopf mehrmals gegen den Boden schlug und sie schließlich in den trüben Gewässern des Kanals ertränkte.

Die kleine Rebecca, geboren 1972, wurde erst Stunden später gefunden, ihr Leichnam ein stummer Zeuge der Grausamkeit, die ein junges Leben so abrupt und gewaltsam ausgelöscht hatte.
Die Ermittlungen, die auf die Entdeckung des Körpers folgten, führten rasch zu Jennings, der zunächst jede Beteiligung abstritt, aber unter dem Druck der Beweise und Verhöre schließlich ein Geständnis ablegte.

Die Anklage umfasste schwere Vorwürfe wie Mord ersten Grades, Entführung, Vergewaltigung und weitere Delikte, und die Staatsanwaltschaft forderte unmissverständlich die Todesstrafe, die sie als angemessene Reaktion auf ein Verbrechen sah, das die gesamte Gemeinschaft in Entsetzen und Trauer stürzte.

Der Prozess gegen Jennings, der 1980 begann, war von Anfang an von intensiven Debatten geprägt. Die Jury erkannte die Ungeheuerlichkeit der Tat an und verurteilte ihn zum Tod, doch das Florida State Prison in Starke, wo er fortan in der Todeszelle saß, sollte für Jennings zu einem Ort der langen, quälenden Warterei werden.
Über die Jahrzehnte hinweg durchlief der Fall zahlreiche Instanzen und Berufungen, die seine Hinrichtung immer wieder aufschoben und die Gerechtigkeit, wie sie die Opferfamilie ersehnte, in eine endlose Schleife aus juristischen Kämpfen verwandelten.

Bereits 1986 wurde eine zweite Verurteilung zum Tod gefällt, nachdem frühere Urteile aufgrund von Verfahrensfehlern aufgehoben worden waren – darunter Vorwürfe von Zeugenaussagen fragwürdiger Qualität, Anklagefehlern und nicht einhelligen Jury-Entscheidungen, die die Integrität des Verfahrens in Frage stellten. Eine dritte Verurteilung im Jahr 1986 festigte schließlich das Todesurteil, das Jennings für den Rest seines Lebens begleiten sollte. In den 1980er Jahren schien das Ende nah.

Im September 1989 unterzeichnete der damalige Gouverneur Bob Martinez den ersten Hinrichtungsbefehl, der Jennings zur Hinrichtung per elektronischen Stuhl am 27. Oktober 1989 vorsah, doch auch dieser Termin wurde durch weitere Berufungen abgewendet.

Jahrzehnte verstrichen, in denen Jennings, nun ein gebrochener Mann, in der engen Zellen  verbrachte – eine Zeit, die von Routine, Isolation und der ständigen Bedrohung des nahenden Endes geprägt war.

Er, der einst als Marine gedient hatte, alterte hinter Gittern, während die Welt draußen sich wandelte, und Kritiker warfen dem System vor, dass es ihn jahrelang ohne adäquate Verteidigung ließ, ohne Gnadenanhörung seit 1988 und mit einer Auswahl für die Vollstreckung, die eher politischen Kalkülen als reiner Gerechtigkeit folgte.

Die Anti-Todesstrafe-Organisation Floridians for Alternatives to the Death Penalty hob in ihren Statements hervor, dass Jennings‘ Fall die Verzerrungen des Systems offenbare.

Er sei ohne Anwalt in den letzten Jahren gewesen, habe keine Möglichkeit auf eine Gnade anhört im 21. Jahrhundert erhalten und sei letztlich wegen „günstiger politischer Termine“ ausgewählt worden. Solche Vorwürfe gewannen an Schärfe, als Gouverneur Ron DeSantis, der in seiner Amtszeit mehr Vollstreckungen in einem Jahr autorisierte als jeder Vorgänger seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976, im Herbst 2025 eine Flut von Hinrichtungsterminen unterzeichnete.

DeSantis selbst rechtfertigte dies mit dem Argument, dass „verzögerte Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit sei“ und dass Verbrechen aus den 1980er Jahren endlich gesühnt werden müssten, um den Opfern und ihren Familien Genugtuung zu verschaffen. Jennings‘ Fall passte in diese Welle. Die Trump in seinem politischen Charakter verfolgt. Am 7. November 2025 wies der Florida Supreme Court seine Berufung ab, und nur einen Tag vor der geplanten Hinrichtung, am 12. November, folgte die U.S. Supreme Court mit einer endgültigen Ablehnung.

Damit war der Weg für die Vollstreckung am 13. November 2025 geebnet – ironischerweise nur zwei Tage nach dem Veterans Day, einem Tag, der Jennings‘ militärische Vergangenheit ehren sollte, stattdessen aber den sechsten hingerichteten Veteranen in Florida dieses Jahres markierte.

Die Hinrichtung selbst fand im Florida State Prison in Starke statt, einem Ort, der für seine strenge Regeln und die emotionale Wucht solcher Ereignisse bekannt ist. Um 18:00 Uhr Ortszeit begann der Hinrichtungsprozess, bei dem Jennings, mittlerweile 66 Jahre alt, mit einem Drei-Drogen-Cocktail– einer Mischung, die Sedativa, ein Lähmungsmittel und ein Mittel zum Herzstillstand enthielt – hingerichtet wurde.

Zeugen, darunter Vertreter der Justizbehörden und möglicherweise Beobachter der Opferfamilie, verfolgten das Geschehen hinter einer Glasscheibe, während Jennings auf der Liege festgeschnallt war. Als der Gefängnisdirektor ihn fragte, ob er eine letzte Erklärung abgeben wolle, antwortete Jennings mit einem lauten, klaren „No“ – ein Wort, das in den Berichten als einziges Vermächtnis seiner finalen Momente widerhallt und eine Mischung aus Resignation, Trotz oder vielleicht innerer Leere andeutet.

Die Prozedur verlief reibungslos, wie das Florida Department of Corrections später bestätigte, ohne Zwischenfälle oder medizinische Komplikationen, die die Qualen verlängert hätten.

Um 18:20 Uhr wurde Bryan Frederick Jennings offiziell für tot erklärt, sein Herzschlag erloschen durch die chemische Präzision des Staates. Die Familie Kunash, die seit jenem schicksalhaften Morgen 1979 in Trauer lebte, äußerte sich nicht öffentlich nach der Vollstreckung, was die Wunde, die die Tat gerissen hatte, umso tiefer erscheinen lässt – eine stille Anerkennung der Gerechtigkeit oder vielleicht der Erschöpfung nach Jahrzehnten des Wartens.

Jennings‘ Tod war nicht nur das Ende eines individuellen Lebens, sondern Teil eines größeren Musters. Die 16. Hinrichtung in Florida dieses Jahres, die den Rekord des Staates brach und DeSantis‘ Politik unterstrich, die Kritiker als rücksichtslos und politisch motiviert brandmarkten. Insgesamt wurden 2025 bis dahin 42 Menschen in den USA hingerichtet, hauptsächlich im Süden und Mittleren Westen, und Jennings‘ Fall reihte sich ein in eine Woche mit drei geplanten Vollstreckungen – darunter die Schießkommandohinrichtung von Stephen Bryant in South Carolina am folgenden Tag. Während Befürworter der Todesstrafe die Hinrichtung als notwendigen Abschluss für ein Verbrechen feierten, das eine unschuldige Seele geraubt hatte, warnten Gegner vor den systemischen Fehlern, die Jennings‘ Verfahren durchzogen, und appellierten an die Menschlichkeit eines Mannes, der sich in 45 Jahren Haft verändert haben könnte. Dennoch endete die Geschichte von Bryan Frederick Jennings nicht mit Erlösung, sondern mit der kalten Endgültigkeit des Todes, ein Mahnmal für die Komplexität von Schuld, Strafe und der unstillbaren Sehnsucht nach Heilung in einer zerrissenen Gesellschaft.

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