Titelbild: Taylor Greene, Gage Skidmore from Surprise, AZ, CC BY-SA 2.0
In den turbulenten Gewässern der amerikanischen Politik, wo Allianzen so flüchtig sind wie Herbstblätter im Wind, hat sich in den letzten Monaten ein Riss aufgetan, der die MAGA-Bewegung – diese unerschütterliche Festung des Trumpismus – erschüttert. Der Name Marjorie Taylor Greene, jene feurige Abgeordnete aus Georgia, die einst als Inbegriff der unerschütterlichen Loyalität gegenüber Donald J. Trump galt, steht nun im Zentrum eines offenen Bruchs, der nicht nur persönliche Eitelkeiten, sondern tiefgreifende ideologische Spannungen offenlegt. Was vor einem Jahr noch als perfekte Symbiose erschien – eine Frau, die Trump als ihren „Lieblings-Präsidenten„ bezeichnete und ihn mit einer Hingabe verteidigte, die an religiöse Verehrung grenzte –, ist heute zu einem Spektakel aus gegenseitigen Vorwürfen, öffentlichen Demütigungen und politischen Manövern eskaliert. Dieser Bruch, der am 14. November 2025 seinen Höhepunkt erreichte, als Trump auf Truth Social seine Unterstützung für Greene zurückzog und sie als „wacky“ und „ranting lunatic“ verspottete, markiert nicht nur das Ende einer Allianz, sondern wirft ein grelles Licht auf die Zerbrechlichkeit der populistischen Rechten in Trumps zweiter Amtszeit. Um die Tragweite dieses Zerwürfnisses zu verstehen, muss man in die Wurzeln eintauchen, die sich über Monate, ja Jahre, gebildet haben. Marjorie Taylor Greene war nie eine gewöhnliche Politikerin. Als sie 2020 in den Kongress einzog, verkörperte sie den rohen, ungeschliffen Trumpismus: Verschwörungstheorien über „gestohlene Wahlen“, QAnon-Narrative und eine Rhetorik, die Grenzen des Sagbaren sprengte. Sie trug die rote MAGA-Mütze wie ein Banner in die State of the Union-Adresse 2024, agierte als Vermittlerin zwischen Trump und dem Kongress und spendete Zeit, Geld und Energie, um seinen Aufstieg zu sichern – selbst als andere Republikaner ihn verurteilten.
Trump revanchierte sich mit Endorsements, die sie als unantastbare Ikone der Base etablierten. Doch unter der Oberfläche brodelte es bereits. Greene, eine CrossFit-Enthusiastin mit einem scharfen Verstand für Medienaufmerksamkeit, begann, ihre eigene Agenda zu verfolgen. Sie kritisierte nicht nur den republikanischen Speaker Mike Johnson für seine Unfähigkeit, den Kongress zu Gesundheitsreformen zu mobilisieren, sondern wandte sich zunehmend gegen die Prioritäten der Trump-Administration selbst. „Ich bin nicht irgendeine blinde Sklavin des Präsidenten“, erklärte sie in einem Interview, ein Satz, der wie ein Donnerschlag durch die Hallen des Kapitols hallte und signalisierte, dass ihre Loyalität Grenzen hatte – Grenzen, die Trump als Verrat empfinden würde.Der Funke, der den Bruch entzündete, war jedoch kein bloßer Zufall, sondern ein Konflikt, der sich um zwei zentrale Themen drehte. Die Innenpolitik und die Schatten der Vergangenheit. Zunächst die Wirtschaft: Greene, die sich immer als „America First“-Kämpferin profilierte, wetterte gegen Trumps vermeintliche Vernachlässigung häuslicher Probleme.
Während der Präsident sich in Auslandsreisen und Diplomatie mit Ländern wie Iran, der Ukraine und Israel verstrickte, warnte sie vor steigenden Lebenshaltungskosten, explodierenden Gesundheitsprämien durch das Auslaufen von Obamacare-Subventionen und der Bedrohung durch künstliche Intelligenz für amerikanische Jobs. „Das ist der Fünf-Alarm-Feuer“, donnerte sie in einem Politico-Interview, „nicht endlose Auslandsgeschäfte, die meinen Wählern in Georgia nichts nützen.“
Trump, der seine Erfolge als „heißestes Land der Welt“ pries, sah darin Undankbarkeit. Er hatte ihr sogar eine Umfrage zugespielt, die zeigte, dass sie bei Senats- oder Gouverneurswahlen bei mageren 12 Prozent läge – ohne sein Endorsement, das er verweigerte. Diese Demütigung traf Greene hart; sie, die ihre Karriere als Trump-Getreue aufgebaut hatte, fühlte sich abserviert, als wäre sie entbehrlich.Doch der wahre Katalysator, der den Bruch endgültig zerriss, war der Fall Jeffrey Epstein – jener Sexskandal, der wie ein Gespenst über Trumps Welt hängt. Greene, die sich als Verfechterin der Transparenz inszenierte, forderte vehement die Veröffentlichung der Epstein-Akten, die Dokumente über den verurteilten Sexualstraftäter und seine Verbindungen zu Eliten enthüllen könnten. Sie organisierte Pressekonferenzen mit Opfern, startete eine Entlassungs Petition im Kongress und warf der Regierung vor, „Raubtiere zu schützen“. Trump und sein Team, die den Skandal als „demokratischen Hoax“ abtaten, reagierten mit Panik. Ein Weißhaus-Aide warnte Greene, dies sei ein „sehr feindseliger Akt“. Die Kongressabstimmung über die Aktenfreigabe stand bevor, und Greenes Druck – sie textete Trump sogar, er solle die Enthüllungen nutzen, um Demokraten anzugreifen – wurde als direkte Bedrohung wahrgenommen. In einem explosiven Post auf Truth Social am Freitagabend explodierte Trump: „Ich ziehe meine Unterstützung und mein Endorsement für ‚Kongressabgeordnete‘ Marjorie Taylor Greene zurück. Alles, was ich sehe, ist, wie ‚Wacky‘ Marjorie jammert, jammert, jammert!“
Er nannte sie eine „Far-Left“-Verräterin, die sogar bei „The View“ mit „niedrigem IQ“-Moderatoren auftauche, und drohte, einen Primärwählgegner in ihrem tiefroten Distrikt zu unterstützen. Greene konterte postwendend auf X: „Er hat mich angegriffen und über mich gelogen. Ich diene nicht Donald Trump als Gott.“ Sie betonte, ihre Unterstützung für ihn sei immer freiwillig gewesen, finanziert aus eigener Tasche, und sie würde nicht schweigen, nur um loyal zu wirken.Dieser Austausch, der sich wie ein öffentliches Scheidungsdrama entfaltete, enthüllt mehr als bloße Egos. Er spiegelt einen tieferen Riss in der MAGA-Koalition wider, die Trump 2024 noch geeint hatte, aber nun unter dem Druck der Realität bröckelt. Greene, die einst die Base mobilisierte, moderiert sich nun. Sie kritisiert nicht nur Trump, sondern die gesamte Partei für Untätigkeit bei Themen wie Einwanderung und bezahlbarem Wohnen. Beobachter wie die New York Times sehen darin eine „emerging MAGA-Split“ – eine Spaltung zwischen den Hardlinern, die blinde Treue fordern, und Pragmatikern wie Greene, die Wahlen fürchten. In Georgia, wo sie 2026 wiedergewählt werden muss, könnte Trumps Drohung mit einem Herausforderer ihr politisches Überleben bedrohen; Umfragen zeigen, dass seine Base sie immer noch schätzt, aber sein Wort wiegt schwer. Gleichzeitig nutzt sie den Bruch, um sich als unabhängige Stimme zu positionieren – eine „America First“-Kämpferin, die Trump korrigiert, statt ihn zu vergöttern. Figuren wie Laura Loomer, eine Trump-nahe Journalistin, spotten über sie als „CrossFit-Bimbo“, die von Trump „politisch gedumpt“ wurde, was den persönlichen Groll unterstreicht.Für Trump ist dieser Bruch ein Warnschuss
Er signalisiert, dass Dissens in seiner Administration nicht toleriert wird, selbst von Ikonen wie Greene. Er hat bereits Verbündete wie Matt Gaetz oder Thomas Massie im Visier, und der Vorfall unterstreicht, wie abhängig sein Erfolg von der Kontrolle der Base ist. Die Epstein-Akten, die nächste Woche im Kongress debattiert werden, könnten den Konflikt weiter anheizen – Greene hat geschworen, weiterzukämpfen, und spekuliert, dass Trumps Wut genau darauf abzielt, die Veröffentlichung zu blocken. In einer Zeit, da Trumps zweite Amtszeit von internen Kämpfen geprägt ist – von Budgetstreitigkeiten bis zu Außenpolitik-Fiaskos –, wirkt dieser offene Bruch wie ein Vorbote größerer Turbulenzen. Die republikanische Rechte, einst ein monolithischer Block, fragmentiert sich in Fraktionen: Die Kult-Anhänger, die Trump als unfehlbar sehen, gegen die Realisten, die Ergebnisse fordern. Greene, die Frau, die einst Twitter mit ihrer Trump-Loyalität erschütterte, steht nun als Symbol dieses Wandels – eine Abtrünnige, die ihren eigenen Kurs steuert, auch wenn es sie teuer zu stehen kommt.Am Ende dieses Dramas, das sich in Social-Media-Posts und Presserufen entfaltet, bleibt die Frage: Ist dies das Ende von Greenes Aufstieg oder der Beginn eines neuen Kapitels?
Sie hat sich von einer bloßen Echo-Kammer-Trumpistin zu einer Stimme transformiert, die Themen wie Transparenz und Wirtschaft priorisiert, selbst auf Kosten der Allianz. Trump, der Meister der Demütigung, hat sie fallen lassen, doch in der Politik ist nichts endgültig. Der Bruch mit Marjorie Taylor Greene ist offen, roh und unversöhnlich – ein Fließtext der Enttäuschung, der die MAGA-Welt neu ordnet und zeigt, dass selbst in der stärksten Festung Risse entstehen können, wenn die Loyalität auf die Probe gestellt wird.
