Titelbild : Beispielbild Pixabay
Quelle: AgenturenIn den nebligen Gassen Moskaus, wo der kalte Wind aus der Taiga die Geheimnisse der Stadt zu flüstern scheint, hat sich in den letzten Tagen eine Geschichte entfaltet, die wie aus einem düsteren Thriller entsprungen wirkt. Die Festnahme von Boris Wolfman, einem Mann, dessen Name mit dem finsteren Untergrund des internationalen Organhandels verknüpft ist und der nun in den Fängen der russischen Behörden schmachtet. Es war ein sonniger Herbsttag am 3. Oktober 2025, als Wolfman, dieser 41-jährige israelisch-ukrainische Staatsbürger mit dem markanten Spitznamen „Wolfman“, der an seine raue, ungezähmte Art erinnern mag, am Flughafen Wnukowo landete – oder besser gesagt, deportiert wurde. Die türkischen Behörden hatten ihn zuvor in Istanbul aufgegriffen, vielleicht noch mit dem Duft von Rapsöl an den Händen, da er sich in letzter Zeit als unscheinbarer Exporteur von türkischem Rapsöl in israelische Supermärkte versucht hatte, um seine Spuren zu verwischen. Doch die Vergangenheit holt jeden ein, und so wartete das russische Pendant von Interpol auf ihn, um ihn in Handschellen zu legen und in die Tiefen eines Moskauer Untersuchungsgefängnisses zu schleifen, wo ihm nun bis zu 15 Jahre Haft drohen, falls die Anklagepunkte – Organhandel in organisierter Form, Menschenhandel und Betrug – vor Gericht Bestand haben.Um den Kern dieser schockierenden Affäre zu verstehen, muss man weit zurückgehen in die chaotischen Jahre des frühen 21. Jahrhunderts, als der globale Schattenmarkt für menschliche Organe zu einem blutigen Labyrinth aus Armut, Gier und medizinischer Hybris wurde. Boris Wolfman, geboren in der Ukraine und später israelischer Staatsbürger, tauchte erstmals in den 2000er Jahren als zwielichtige Figur auf, die scheinbar humanitäre Hilfe mit kriminellem Kalkül vermischte. Er gründete ein Unternehmen namens „Beshem Shamayim“ – „Im Namen des Himmels“ –, ein Name, der ironisch anbiedernd klingt und der seine angebliche Mission untermauern sollte: verzweifelte Patienten aus der Warteschlange für Organtransplantationen zu befreien. In Werbeanzeigen in russischen und osteuropäischen Zeitungen lockte er potenzielle Spender mit Versprechungen von schnellem Geld – bis zu 17.000 Euro für eine Niere, ein Betrag, der für arme Arbeiter aus Moldau, der Ukraine oder sogar Syrien verlockend genug war, um ihr eigenes Fleisch zu opfern.
„Es ist Gottes Werk“, prahlte Wolfman einst in Interviews, während er in einem Leben aus Luxus-Jets und glamourösen Partys schwelgte, begleitet von seiner ukrainischen Frau Yuli Guralnik, einer Frau, die in den Boulevardblättern als Inbegriff eleganter Verschwendung gefeiert wurde. Doch hinter der Fassade des Wohltäters verbarg sich ein Netzwerk, das sich wie ein Krebsgeschwür über den Globus ausbreitete, von Costa Rica über Aserbaidschan und Sri Lanka bis hin zum Herzen des Balkans: dem Kosovo.Dort, in der provisorischen Klinik Medicus in Pristina, soll Wolfmans Imperium seinen Höhepunkt erreicht haben. Zwischen 2006 und 2008 operierte diese Untergrundklinik wie ein gut geöltes Maschinengewehr des Todeshandels: Ärzte aus der Türkei, Kosovaren und internationale Mittelsmänner wie Wolfman lockten Dutzende von Spendern an – arme Seelen, die mit falschen zVersprechungen nach Kosovo gelockt wurden, nur um nach der OP mit leeren Händen und Narben davonzukriechen. Die entnommenen Nieren landeten in den Körpern reicher Empfänger, oft aus Israel oder Deutschland, die für die Prozedur bis zu 180.000 Dollar hinblätterten, während die Spender mit einem Almosen abgespeist oder gar betrogen wurden. Wolfman selbst wurde in EU-Berichten als Drahtzieher einer transnationalen Bande benannt, die nicht nur Nieren, sondern potenziell Herzen und Lebern handelte, immer im Schatten von Korruption und Kriegstraumata. Die Medicus-Klinik, die 2010 von EU-Untersuchern hochgenommen wurde, enthüllte ein Horrorszenario: Schmutzige Operationssäle, gefälschte Dokumente und Patienten, die wie Ware transportiert wurden. Wolfman, der sich als bloßer „Versicherungsmakler“ darstellte, der nur Papiere für die Klinik erledigte, wurde in Tirana, Albanien, und mehrmals in Israel festgenommen – 2015 sogar angeklagt neben sechs Komplizen für illegale Transplantationen in mehreren Ländern. Doch der Wolf entkam immer wieder, floh vor Prozessen, tauchte in der Türkei unter, wo er kürzlich erneut verdächtigt wurde, Organe von syrischen Flüchtlingen zu ernten, um sie an wohlhabende Kunden zu verscherbeln.Nun, in Moskau, scheint das Rad der Gerechtigkeit – oder Rache, je nach Perspektive – sich zu drehen. Die russischen Ermittler des Untersuchungskomitees (SKR) sehen in Wolfmans Festnahme einen Coup gegen ein Netzwerk, das auch Verbindungen zu ukrainischen Gruppen haben könnte, wo Gerüchte kursieren, dass Organe aus Kriegsgefangenen gehandelt wurden – ein dunkles Echo des anhaltenden Konflikts. Interpol, das seit Jahren eine Rotfahndung gegen ihn ausgestellt hat, feiert diesen Schlag still, während Wolfmans Anwälte eifrig argumentieren, ihr Mandant sei unschuldig, nur ein Bürokrat im Dienst der Medizin. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Zeugenaussagen von betrogenen Spendern, die mit Schulden und Gesundheitsproblemen zurückgelassen wurden, medizinische Berichte aus der Medicus-Klinik und Finanzspuren, die Millionen durch Offshore-Konten leiten. In den Verhörzimmern Moskaus, wo der Geruch von starkem Tee und Zigarettenrauch die Luft schwängert, wird Wolfman nun verhört, seine Geschichten auseinandergenommen wie ein Puzzle aus Lügen. Die türkische Deportation war kein Zufall; sie folgte auf eine internationale Kooperation, die zeigt, wie vernetzt dieser Handel ist – ein globales Karussell aus Elend und Profit, das Ländergrenzen ignoriert.Diese Geschichte wirft ein grelles Licht auf die Abgründe der Menschheit: Wie Armut zu lebenslanger Verschuldung wird, wie medizinischer Fortschritt pervertiert zum Handelsgut, und wie Individuen wie Boris Wolfman, mit ihrem Charme und ihrer Skrupellosigkeit, ganze Leben zerstören, um in Luxus zu baden. In Moskau, fernab der neonbeleuchteten Nächte Istanbuls oder der sonnigen Strände Costa Ricas, sitzt er nun und wartet auf sein Urteil. Wird er als Sündenbock enden, oder enthüllt sein Prozess weitere Schichten dieses organischen Infernos? Die Antwort liegt in den Akten der russischen Justiz, die sich langsam entfalten, während die Welt atemlos zusieht. Denn in einer Zeit, in der Organknappheit Millionen quält, ist der Wolfmann kein Einzelfall – er ist Symptom eines Systems, das Heilung verspricht und Tod erntet.
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