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Damals

Was das Nazi-Regime hinterließ -Trümmer und Millionen Kriegsgefangene

Titelbild: Heimkehrer, Friedland, November 1955 /unknown

Die Situation der deutschen Kriegsgefangenen nach dem Zweiten Weltkrieg ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, das sowohl historische, politische, rechtliche als auch humanitäre Aspekte umfasst. Nach dem Ende des Krieges 1945 gerieten Millionen deutscher Soldaten in die Gefangenschaft der Alliierten (USA, Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und andere). Ihre Behandlung, die Dauer der Gefangenschaft und die Bedingungen unterschieden sich stark je nach Land und politischem Kontext.

Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurden schätzungsweise 11 bis 12 Millionen deutsche Soldaten von den Alliierten gefangen genommen. Diese Zahl umfasst nicht nur reguläre Soldaten, sondern auch Mitglieder der SS, der Waffen-SS, des Volkssturms sowie Zivilisten, die in den letzten Kriegsmonaten eingezogen wurden.  Ca. 3,3 bis 3,5 Millionen deutsche Kriegsgefangene in der ehemaligen Sowjetunion.

Ca. 3 bis 4 Millionen, vor allem in Westeuropa und später in den USA.

Ca. 2,5 bis 3 Millionen, viele davon in Großbritannien selbst oder in Kanada. Ca. 1 Million, oft in Arbeitslagern in Frankreich oder Nordafrika.

Kleinere Zahlen in Polen, Jugoslawien, Belgien, den Niederlanden und anderen von der Wehrmacht besetzten Gebieten.

Die genauen Zahlen sind bis heute umstritten, da die Dokumentation lückenhaft ist und einige Gefangene mehrfach gezählt wurden oder in der Kriegsendphase starben, desertierten oder flohen.

Die Bedingungen für deutsche Kriegsgefangene variierten stark je nach Land, Zeitraum und politischer Lage. Die Genfer Konvention von 1929, die den Schutz von Kriegsgefangenen regelte, wurde von den Alliierten unterschiedlich interpretiert oder teilweise ignoriert.

Die Gefangenschaft in der Sowjetunion war für viele deutsche Soldaten besonders hart.

Nach der Gefangennahme wurden die Soldaten oft unter katastrophalen Bedingungen in die Sowjetunion transportiert, in überfüllten Güterwaggons mit wenig Nahrung und Wasser. Viele starben bereits auf dem Weg.

Die Gefangenen wurden in Arbeitslagern (Gulags) oder speziellen Kriegsgefangenenlagern untergebracht, z. B. in Sibirien, im Ural oder in Zentralasien. Sie wurden für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Sowjetunion eingesetzt, etwa im Bergbau, im Straßenbau oder in der Holzindustrie.

Schätzungen zufolge starben etwa 30–40 % der deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischer Gefangenschaft (ca. 1–1,5 Millionen). Ursachen waren Unterernährung, Krankheiten (z. B. Typhus, Dysenterie), extreme Kälte und Zwangsarbeit. Die genaue Zahl ist umstritten, da sowjetische Dokumente oft unvollständig sind.

Die meisten Gefangenen wurden zwischen 1947 und 1950 entlassen, doch einige, insbesondere Offiziere und Mitglieder der SS, blieben bis 1955/56 in Gefangenschaft. Der letzte Zug mit deutschen Kriegsgefangenen kehrte 1956 nach dem Besuch von Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau zurück.

Die USA hielten die meisten deutschen Kriegsgefangenen in Lagern in Westeuropa (z. B. die berüchtigten „Rheinwiesenlager“) oder in den Vereinigten Staaten. Zwischen April und September 1945 wurden Hunderttausende deutsche Soldaten in provisorischen Freiluftlagern entlang des Rheins interniert. Die Bedingungen waren besonders in den ersten Monaten katastrophal. Es gab kaum Schutz vor Regen, unzureichende Verpflegung und mangelhafte medizinische Versorgung. Schätzungen zufolge starben 10.000 bis 40.000 Gefangene in diesen Lagern, obwohl die genaue Zahl umstritten ist.

Etwa 380.000 deutsche Kriegsgefangene wurden in die USA gebracht. Dort waren die Bedingungen deutlich besser, da die Genfer Konvention weitgehend eingehalten wurde. Die Gefangenen arbeiteten in der Landwirtschaft oder in leichten Industrien und erhielten ausreichende Verpflegung. Die meisten Gefangenen in US-Gefangenschaft wurden bis 1946 entlassen, viele jedoch erst nach ihrer Überstellung an Großbritannien oder Frankreich, wo sie weitere Zwangsarbeit leisten mussten.

Die britische Gefangenschaft war im Vergleich zu anderen relativ gut organisier. Die Gefangenen wurden in Großbritannien, Kanada oder anderen Teilen des Commonwealth untergebracht. Die Versorgung war meist ausreichend, und die Sterblichkeitsrate war niedrig.Viele Gefangene wurden in der Landwirtschaft oder im Wiederaufbau eingesetzt, z. B. beim Räumen von Trümmern oder beim Bau von Straßen.

Die Entlassung erfolgte schrittweise zwischen 1946 und 1948. Einige Gefangene entschieden sich, in Großbritannien zu bleiben, da sie dort Arbeit fanden.

Die Gefangenschaft in Frankreich war besonders problematisch. Viele deutsche Kriegsgefangene wurden für den Wiederaufbau Frankreichs oder in Bergwerken eingesetzt, oft unter harten Bedingungen. Besonders kritisch war der Einsatz beim Minenräumen, bei dem zahlreiche Gefangene starben.

Die Versorgung war anfangs mangelhaft, und es gab Berichte über Misshandlungen. Die Sterblichkeitsrate lag bei etwa 10–15 %.

Die meisten Gefangenen wurden bis 1949 entlassen, obwohl einige bis in die frühen 1950er-Jahre bleiben mussten.

In Ländern wie Polen, Jugoslawien oder der Tschechoslowakei wurden deutsche Kriegsgefangene oft besonders hart behandelt, da diese Länder unter der deutschen Besatzung stark gelitten hatten. Es gab Fälle von Racheakten, Misshandlungen und hohen Sterblichkeitsraten. Die genauen Zahlen sind schwer zu verifizieren, da die Dokumentation oft fehlt.

Die Alliierten waren formal an die Genfer Konvention von 1929 gebunden, die angemessene Versorgung, Unterbringung und den Schutz von Kriegsgefangenen vorschrieb. In der Praxis wurde sie jedoch oft umgangen, z. B. durch die Einstufung von Gefangenen als „Disarmed Enemy Forces“ (DEF) durch die USA, wodurch sie keinen vollen Schutz erhielten.

In den ersten Nachkriegsjahren spielten Ideen wie der Morgenthau-Plan (eine harte Bestrafung Deutschlands) und Reparationsforderungen eine Rolle. Deutsche Kriegsgefangene wurden als Arbeitskräfte genutzt, um die wirtschaftlichen Schäden der Alliierten zu kompensieren. Mitglieder der SS, hohe Offiziere oder Personen, die der Kriegsverbrechen verdächtigt wurden, wurden oft gesondert behandelt und länger inhaftiert. Viele wurden in den Nürnberger Prozessen oder anderen Kriegsverbrecherprozessen angeklagt.

Die Kriegsgefangenschaft hatte weitreichende Auswirkungen auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft. Die Rückkehr der Kriegsgefangenen, insbesondere aus der Sowjetunion, wurde in Westdeutschland stark thematisiert. Filme wie „Die Brücke“ (1959) oder „Der Arzt von Stalingrad“ (1958) prägten das Bild der leidenden Kriegsgefangenen.

Viele Familien waren durch die lange Abwesenheit der Männer zerrüttet. Die Heimkehrer hatten oft Schwierigkeiten, sich in die Nachkriegsgesellschaft zu integrieren. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Gefangenschaft in der Sowjetunion oft als Teil der antikommunistischen Propaganda genutzt. In der DDR hingegen wurde das Thema heruntergespielt, da die Sowjetunion als Verbündeter galt.

Das Thema deutsche Kriegsgefangene ist bis heute Gegenstand historischer Debatten.

Der kanadische Historiker James Bacque löste in den 1980er-Jahren mit seinem Buch „Other Losses“ eine Kontroverse aus, in dem er behauptete, dass bis zu 1 Million Gefangene in den Rheinwiesenlagern durch Vernachlässigung starben. Diese Zahlen werden von den meisten Historikern als übertrieben angesehen.

Die genaue Zahl der Todesfälle in sowjetischer Gefangenschaft ist umstritten. Sowjetische Angaben sprechen von etwa 350.000 Toten, während westliche Schätzungen deutlich höher liegen.

Die Behandlung deutscher Kriegsgefangener wird oft mit der Situation alliierter Soldaten in deutscher oder japanischer Gefangenschaft verglichen. Während deutsche Kriegsgefangene in westalliierter Gefangenschaft meist besser behandelt wurden als alliierte Soldaten in deutscher Gefangenschaft, waren die Bedingungen in der Sowjetunion oft ähnlich hart wie in deutschen Lagern.

 

Die Gefangenschaft deutscher Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg war geprägt von extremen Unterschieden in der Behandlung, abhängig von den jeweiligen Alliierten und den politischen Umständen. Während die Gefangenschaft in Großbritannien und den USA, abgesehen von den Rheinwiesenlagern, vergleichsweise erträglich war, waren die Bedingungen in der Sowjetunion und Frankreich oft katastrophal. Die Erfahrungen der Kriegsgefangenen prägten die Nachkriegsgesellschaft in Deutschland nachhaltig und sind bis heute ein sensibles Thema in der historischen Forschung.

 

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