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Die Damaskus Dossiers – Dokumente des Horrors

Titelbild::Beispielbild Pixabay 

Die Damaskus-Dossiers (oft auch als „Damascus Documents“ oder im arabischen Sprachraum als „ملفات دمشق“ bezeichnet) sind eine Sammlung von mehreren zehntausend Seiten internen Unterlagen der syrischen Sicherheitsdienste, Geheimpolizei und Militärverwaltung, die nach dem Sturz Bashar al-Assads am 8. Dezember 2024 von aufständischen Kräften, vor allem Kämpfern der HTS (Hay’at Tahrir al-Sham) und lokalen Aktivisten, in den ehemaligen Hauptquartieren des Mukhabarat in Damaskus und anderen Städten erbeutet wurden.

Schon in den ersten Wochen nach der Einnahme der Hauptstadt begannen systematische Durchsuchungen der weit verzweigten Bürokratien des Regimes: von den Kellern des Luftwaffengeheimdienstes (Idarat al-Muchabarat al-Dschawwiyya) im Stadtteil Mezze über das berüchtigte Gebäude 251 im Hatay-Viertel bis hin zu den Archiven des Politischen Sicherheitsdienstes und der Generaldirektion für Sicherheit. Was dort gefunden wurde, übertraf selbst die schlimmsten Befürchtungen vieler Syrer und Menschenrechtsorganisationen.

Es handelt sich um eine akribisch geführte Papier- und Datenberg-Administration des Terrors. Jahrzehntelang hatte das Assad-Regime jedes Verhör, jede Foltersitzung, jeden Haftbefehl, jede Hinrichtung, jede erzwungene Aussage und jede interne Korrespondenz darüber dokumentiert – oft in mehrfacher Ausfertigung und mit Stempeln, Unterschriften und Querverweisen. Die Akten reichen zurück bis in die 1970er Jahre, explodieren aber mengenmäßig ab dem Aufstand 2011. Sie enthalten detaillierte Protokolle von Zehntausenden Verhören, in denen Gefangene gezwungen wurden, Familienmitglieder, Nachbarn oder Kollegen zu denunzieren, oft unter schlimmster Folter. Es gibt komplette Organigramme der Gefängnisverwaltung von Saidnaya, wo allein zwischen 2011 und 2024 schätzungsweise 13.000 bis 30.000 Menschen in den sogenannten „schwarzen Gebäuden“ hingerichtet wurden – inklusive Namenslisten, Todesdaten, Hinrichtungsmethode (meist Erhängen in Gruppen von 20 bis 50 Personen pro Nacht) und sogar Fotos von Leichen mit Häftlingsnummern.

Besonders erschütternd sind die Kinderakten. Das Regime führte separate Dossiers über Minderjährige, die teilweise schon mit 11 oder 12 Jahren verhaftet wurden, weil sie etwa „Allahu akbar“ gerufen oder regimekritische Graffiti gesprüht hatten. Diese Akten dokumentieren systematischen sexuellen Missbrauch, medizinische Experimente (etwa die Verabreichung unbekannter Substanzen) und die Zwangsrekrutierung von Kindern als Informanten gegen ihre eigenen Eltern. In einem der größeren Funde, einem versiegelten Raum im Gebäude der Militärpolizei, fanden sich über 8.000 persönliche Gegenstände von Häftlingen – Uhren, Eheringe, Fotos, Kinderschuhe –, jeweils in beschrifteten Plastiktüten zusammen mit der entsprechenden Akte des Getöteten oder Verschwundenen.

Neben den reinen Repressionsunterlagen enthalten die Dossiers auch das gesamte Netzwerk der Profiteure des Regimes. Es gibt dicke Ordner über die Geschäfte von Rami Makhlouf, Maher al-Assad und anderen Oligarchen, detaillierte Abrechnungen über Captagon-Produktion und -Export (Syrien war zeitweise der größte Captagon-Produzent der Welt), Protokolle von Absprachen mit Hisbollah und iranischen Revolutionsgarden sowie interne Berichte über die Zusammenarbeit mit russischen Söldnern von Wagner/Private Military Companies. Besonders brisant sind die sogenannten „Kooperationslisten“: Namen hochrangiger Politiker, Geschäftsleute und sogar Geistlicher aus dem Ausland (darunter aus dem Libanon, Irak, Türkei, Jordanien und mehreren europäischen Ländern), die direkt oder indirekt mit den syrischen Diensten kooperierten, Informationen lieferten oder Schmiergelder annahmen.

Seit Frühjahr 2025 arbeiten syrische und internationale Teams (darunter die Commission for International Justice and Accountability CIJA, das Syrian British Consortium und UN-Ermittler) fieberhaft daran, das Material zu sichern, zu digitalisieren und vor Zerstörung oder Plünderung zu schützen. Schon jetzt haben die Dossiers zu Hunderten von Strafverfahren geführt – teils vor syrischen Sondergerichten, teils im Ausland unter dem Prinzip der universalen Gerichtsbarkeit. In Deutschland etwa wurden auf Basis kopierter Akten mehrere neue Haftbefehle gegen ehemalige Mukhabarat-Offiziere erlassen, die nach 2024 ins Land geflohen waren. Gleichzeitig gibt es massive politische Spannungen: Die neue syrische Übergangsregierung steht unter Druck, möglichst viele Namen von Kollaborateuren aus den eigenen Reihen (vor allem ehemalige Oppositionelle, die sich später mit dem Regime arrangiert hatten) unter den Tisch fallen zu lassen, während Opferverbände und internationale NGOs auf vollständiger Transparenz bestehen.Die schiere Masse und der Detaillierungsgrad der Damaskus-Dossiers machen sie zu einem der größten Archivfunde staatlichen Verbrechens in der modernen Geschichte – vergleichbar vielleicht nur mit den Stasi-Akten oder den Unterlagen der khmer-roten Tuol-Sleng-Gefängnisse, jedoch in einem Vielfachen des Umfangs. Für Millionen Syrer sind sie gleichzeitig Hoffnung auf Gerechtigkeit und eine kaum erträgliche Konfrontation mit dem Ausmaß des Leids, das das Assad-System über 54 Jahre hinweg dokumentarisch penibel festhielt, während es zugleich behauptete, solche Dinge habe es nie gegeben.

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