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Damals

Nürnberg, 16.Oktober 1946

Titelbild: Göring Public Domain US Army

Der 16. Oktober 1946 markiert einen der düstersten und zugleich geschichtsentscheidenden Momente der Nachkriegszeit, als in der Justizvollzugsanstalt von Nürnberg zehn hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Regimes durch den Strang hingerichtet wurden, um die Urteile des Internationalen Militärtribunals zu vollstrecken, das in den Monaten zuvor die Verbrechen des Dritten Reiches aufgedeckt und geahndet hatte. Diese Exekutionen stellten den Höhepunkt der Nürnberger Prozesse dar, die von den Alliierten – den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion – initiiert worden waren, um die Verantwortlichen für den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust und unzählige Kriegsverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen, und sie symbolisierten den Versuch, Gerechtigkeit in einer Welt zu schaffen, die von den Schrecken des Totalitarismus gezeichnet war. Die Ereignisse dieser Nacht, die in aller Heimlichkeit und unter strenger militärischer Bewachung abliefen, waren nicht nur das Ende für elf verurteilte Nazis – wobei Hermann Göring sich am Vorabend selbst entleibt hatte –, sondern auch ein Meilenstein im Völkerrecht, der den Grundstein für zukünftige Verfahren gegen Genozid und Aggressionskriege legte, auch wenn die Durchführung der Hinrichtungen mit Kontroversen und Fehlern behaftet war, die bis heute debattiert werden.Die Nürnberger Prozesse hatten am 20. November 1945 begonnen, als 22 führende Figuren des NS-Regimes – darunter Politiker, Militärs und Ideologen – vor dem Tribunal in der zerstörten, doch restaurierten Justizhochhaus von Nürnberg gestellt wurden, einer Stadt, die durch ihre Rolle als Zentrum der NSDAP-Partitage eine symbolische Bedeutung trug. Das Gericht, bestehend aus Richtern der vier Siegermächte, verhandelte neun Monate lang Anklagen wegen Verschwörung, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und dem Planen eines Angriffskriegs, und es präsentierte der Welt Beweise aus Tausenden von Dokumenten, Zeugenaussagen und Filmaufnahmen, die die systematische Vernichtung von Millionen Menschen enthüllten. Am 1. Oktober 1946 fielen die Urteile. Dreizehn Angeklagte wurden zum Tode verurteilt, drei zu lebenslanger Haft, vier zu Haftstrafen zwischen zehn und zwanzig Jahren, und drei wurden freigesprochen. Zu den zum Tode Verurteilten gehörten Persönlichkeiten wie der ehemalige Außenminister Joachim von Ribbentrop, der Reichsmarschall Wilhelm Keitel, der SS-Chef Ernst Kaltenbrunner, der Ideologe Alfred Rosenberg, der Generalgouverneur Hans Frank, der Innenminister Wilhelm Frick, der Propagandist Julius Streicher, der Arbeitsminister Fritz Sauckel, der Diplomat Arthur Seyss-Inquart, der Oberbefehlshaber Alfred Jodl sowie der abwesende Parteikanzlei-Chef Martin Bormann, der in Abwesenheit verurteilt wurde, und Göring, dessen Tod die Liste verkürzte. Die Entscheidung, die Exekutionen in Nürnberg und nicht in Berlin durchzuführen, fiel aus Sicherheitsgründen, aber auch, um zu verhindern, dass die Leichen zu Kultstätten für Neonazis werden könnten, wie britische Diplomaten befürchteten.In den Stunden vor der Vollstreckung herrschte in der Nürnberger Haftanstalt eine angespannte Stille, unterbrochen nur vom Flüstern der Wachen und dem fernen Echo der nächtlichen Stadt, die noch immer die Narben der Bomben trug. Die Verurteilten hatten die Tage seit dem Urteil in ihren Zellen verbracht, einige in stoischer Resignation, andere in verzweifelter Verleugnung oder religiöser Umkehr; Hans Frank, der blutrünstige Herrscher über das besetzte Polen, hatte sich sogar taufen lassen und ein letztes Mal die Bibel gelesen, während Julius Streicher, der fanatische Antisemit hinter dem Hetzblatt Der Stürmer, bis zuletzt Hass parat hatte. Um Mitternacht des 15. auf den 16. Oktober brach jedoch Chaos aus: Hermann Göring, der mächtigste unter den Angeklagten und einstiger Nachfolger Hitlers, schluckte in seiner Zelle eine Zyankalikapsel, die er trotz strenger Kontrollen geschmuggelt hatte, und starb innerhalb von Minuten unter Krämpfen – ein Akt, der als Feigheit oder letzter Trotz interpretiert wurde und die Alliierten in Verlegenheit brachte, da er der Henker entkam, die für ihn vorgesehen war. Sein Leichnam wurde hastig vorbereitet, um neben den anderen zu ruhen, und die Hinrichtung begann um kurz nach 1 Uhr morgens im umfunktionierten Gymnastiksaal des Gefängnisses, einem kahlen Raum mit hoher Decke, der mit drei Galgen ausgestattet war – zwei für den Wechselgebrauch und einer als Reserve –, die von amerikanischen Ingenieuren nach britischem Vorbild, aber mit der groben Effizienz der US-Armee errichtet worden waren.Der Henker, der texanische Master Sergeant John C. Woods, ein Mann mit fragwürdiger Erfahrung in früheren Exekutionen, assistiert von dem Militärpolizisten Joseph Malta, leitete die Prozedur mit kalter Präzision, doch die Durchführung war von Anfang an von Fehlern geprägt, die die Nacht zu einem Spektakel des Grauens machten. Die Verurteilten wurden nacheinander – mit von Ribbentrop als Erstem, der Görings Platz einnahm – von ihren Zellen geholt, bekleidet mit grober Häftlingskleidung, die Hände auf dem Rücken gefesselt, und in den Saal geführt, wo eine kleine Gruppe von Zeugen, darunter Journalisten, Militärs und Geistliche, in atemloser Stille harrte. Jeder Mann stieg die Stufen zum Galgen empor, wo Woods ihm eine Kapuze über den Kopf zog, die Schlinge um den Hals legte und die Falltür mit einem Hebel auslöste; die Standard-Drop-Methode der Amerikaner, mit einem Fall von nur etwa 1,80 Metern, sollte den Nacken brechen, doch in der Praxis führte sie bei vielen zu einem langsamen Ersticken, das bis zu 28 Minuten dauerte, begleitet von Röcheln, Zuckungen und dem Quietschen der Seile. Von Ribbentrop, der einstige Architekt der Achsenmächte, murmelte ein letztes „Gott schütze Deutschland“ und starb nach quälenden Minuten, gefolgt von Keitel, der militärisch präzise salutierte und mit einem Gebet endete; Kaltenbrunner, der Architekt des Terrors in den Konzentrationslagern, kämpfte bis zum Schluss, sein Körper prallte gegen die enge Falltür und verursachte blutende Wunden, bevor die Schlinge ihn erdrosselte. Rosenberg, der intellektuelle Urheber der rassistischen Ideologie, der Millionen Tote auf dem Gewissen hatte, weigerte sich, die Stufen zu besteigen, und musste gestoßen werden, sein Ende war ein ersticktes Gurgeln; Frank, der Verwalter des polnischen Ghettos und Massenmörders, bekannte in seinen letzten Worten Reue und bat um Vergebung, doch sein Tod war ebenso qualvoll. Frick, der Vater der rassistischen Nürnberger Gesetze, ging würdevoll, Streicher schrie unflätige Beschimpfungen gegen die „jüdische Verschwörung“ und rief „Heil Hitler“, was die Zeugen schockierte, und zappelte besonders lange; Sauckel, der Sklavenhändler für die Zwangsarbeiter, und Seyss-Inquart, der Stratege der Blitzkriege, folgten in rascher Abfolge, ihre Körper schlugen hart auf, doch das Seil schnitt gnadenlos zu. Seyss-Inquart, der Marionettenherrscher in den Niederlanden, war der Letzte um 2:46 Uhr, sein Flüstern von Gebeten erstarb im Dunkel.Die Exekutionen, die insgesamt knapp zwei Stunden dauerten, wurden von einem Armee-Chaplain begleitet, der jedem die Letzte Ölung spendete, und von Fotografen dokumentiert, deren Bilder – darunter die grauenhaften Aufnahmen der leblosen Körper mit verdrehten Hälsen und blauen Gesichtern – später unter Verschluss gehalten wurden, um Sensationalismus zu vermeiden. Woods, der Henker, posierte später stolz mit den Galgen, behauptete in Interviews, es sei „perfekt gelaufen“, und lehnte sogar ein Angebot von 2.500 Dollar für eines der Seile ab, doch Berichte von Augenzeugen wie dem Journalisten Kingsbury Smith widersprachen. Viele der Verurteilten starben nicht durch gebrochene Hälse, sondern durch Asphyxie, einige bluteten aus Kopfverletzungen, weil die Falltür zu schmal war, und Gerüchte kursierten, Woods habe bei Streicher absichtlich die Schlinge falsch platziert, um ihn leiden zu lassen. Nach den Hinrichtungen wurden die Leichen – einschließlich Görings – in Särge gelegt, von einem Arzt untersucht und per Zug nach München transportiert, wo sie im Krematorium des Ostfriedhofs verbrannt wurden; die Asche wurde anonym in die Isar-Flüsse gestreut, um jegliche Pilgerstätten zu verhindern, und die Urnen mit falschen Namen versehen, damit niemand den Ort der Bestattung kannte. Diese Nacht in Nürnberg war mehr als ein Akt der Rache oder des Strafvollzugs; sie verkörperte den schmerzhaften Übergang von der Barbarei zur Zivilisation, auch wenn Kritiker die Prozesse als Siegerjustiz brandmarkten und die Alliierten selbst ähnliche Vergehen begangen hatten. Dennoch etablierten die Nürnberger Prinzipien – die Anerkennung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit als internationales Delikt – einen Präzedenzfall, der spätere Tribunale in Tokio, Den Haag oder Arusha beeinflusste und die Idee der universellen Verantwortung für Genozid festigte. Heute, fast acht Jahrzehnte später, erinnern Museen und Denkmäler in Nürnberg an diese Ereignisse, nicht als Triumph, sondern als Mahnung, dass die Schatten des 16. Oktober 1946 – eine Nacht des Todes und der Gerechtigkeit – die Menschheit vor der Wiederholung solcher Gräuel warnen sollen, in einer Welt, die leider immer wieder Anlass dazu gibt.

 

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