Titelbild‘: Jodl bei der Kapitulation
Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, unterzeichnet von Generaloberst Alfred Jodl am 7. Mai 1945 in Reims und ratifiziert am 8./9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst, markierte das Ende des Krieges in Europa.
Alfred Jodl (1890–1946) war ein hochrangiger deutscher Heeresoffizier und Chef des Wehrmachtführungsstabes im Oberkommando der Wehrmacht (OKW). In dieser Position war er einer der engsten militärischen Berater Adolf Hitlers und maßgeblich an der Planung und Durchführung der deutschen Kriegsoperationen beteiligt. Jodl unterzeichnete mehrere verbrecherische Befehle, darunter den Kommissarbefehl (1941) und den Kommandobefehl (1942), die den Mord an sowjetischen Politoffizieren und alliierten Spezialkräften anordneten. Diese Befehle trugen später zu seiner Verurteilung im Nürnberger Prozess bei.
Nach Hitlers Selbstmord am 30. April 1945 übernahm Großadmiral Karl Dönitz die Führung des Deutschen Reiches. Dönitz verfolgte das Ziel, eine Teilkapitulation gegenüber den Westalliierten zu erreichen, um möglichst vielen deutschen Soldaten und Zivilisten die Flucht vor der Roten Armee zu ermöglichen und eine Allianz gegen die Sowjetunion zu schaffen. Diese Strategie scheiterte jedoch an der einheitlichen Forderung der Alliierten nach einer bedingungslosen Gesamtkapitulation.
Am 6. Mai 1945 wurde Jodl von Dönitz ins Hauptquartier der Alliierten in Reims (Frankreich) entsandt, um Kapitulationsverhandlungen zu führen. Dönitz beauftragte ihn, entweder eine Teilkapitulation gegenüber den Westmächten auszuhandeln oder eine Frist von vier Tagen zwischen der Unterzeichnung und der Einstellung der Kampfhandlungen zu erreichen, um die deutschen Truppen im Osten zurückzuziehen. General Dwight D. Eisenhower, der Oberbefehlshaber der Alliierten, lehnte beide Optionen kategorisch ab. Er bestand auf einer sofortigen, simultanen und bedingungslosen Kapitulation an allen Fronten und drohte, bei Ablehnung die Fronten für flüchtende deutsche Soldaten zu schließen und den Bombenkrieg wieder aufzunehmen.
Um 21:45 Uhr am 6. Mai funkte Jodl an Dönitz: „Ich sehe keinen anderen Ausweg als Chaos oder Unterzeichnung.“ Dönitz erteilte daraufhin in den frühen Morgenstunden des 7. Mai die Vollmacht zur Unterzeichnung der Gesamtkapitulation. Um 02:41 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) unterzeichnete Jodl im Alliierten Hauptquartier in Reims, einem ehemaligen Schulgebäude, die Kapitulationsurkunde. Diese wurde von Walter Bedell Smith (für die Alliierten) und Generalmajor Iwan Susloparow (für die Sowjetunion) gegengezeichnet, mit dem französischen Generalmajor François Sevez als Zeuge. Die Urkunde legte fest, dass alle deutschen Streitkräfte am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr MEZ die Kampfhandlungen einzustellen hatten.
Jodl unterzeichnete zusätzlich ein Dokument, das eine formelle Ratifizierung der Kapitulation durch das OKW und die Oberbefehlshaber der Teilstreitkräfte an einem von den Alliierten bestimmten Ort und Zeitpunkt vorsah. Dies war notwendig, da Susloparows Unterschrift nicht von Moskau autorisiert war und die Sowjetunion die Kapitulation in Reims nicht vollständig anerkannte.
Josef Stalin bestand aus politischen und symbolischen Gründen auf einer zweiten, öffentlich inszenierten Kapitulation im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Er wollte das Prestige des Sieges für die Sowjetunion sichern und sicherstellen, dass die Kapitulation von den deutschen Truppen im Osten befolgt wurde. Daher wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 eine weitere Zeremonie abgehalten.
Die Unterzeichnung fand im ehemaligen Offizierskasino der Pionierschule I in Berlin-Karlshorst statt. Für die deutschen Streitkräfte unterzeichneten Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel (OKW), Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg (Kriegsmarine) und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff (Luftwaffe). Für die Alliierten unterzeichnete Marschall Georgi Schukow für die Rote Armee und Vertreter der Westallierten. Die Zeremonie begann um 00:16 Uhr am 9. Mai (nach Moskauer Zeit bereits der 9. Mai), und die Kapitulation trat, wie in Reims vereinbart, am 8. Mai um 23:01 Uhr MEZ in Kraft.
Jodl war bei der Zeremonie in Berlin-Karlshorst nicht anwesend, da seine Rolle mit der Unterzeichnung in Reims abgeschlossen war. Die zweite Unterzeichnung war weitgehend symbolisch, bestätigte jedoch die Kapitulation gegenüber allen Alliierten, insbesondere der Sowjetunion.
Nach der Kapitulation wurde Jodl am 23. Mai 1945 zusammen mit der Dönitz-Regierung in Flensburg von britischen Truppen verhaftet. Er wurde im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher angeklagt und in allen vier Anklagepunkten – Verschwörung gegen den Frieden, Vorbereitung eines Angriffskrieges, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit – schuldig gesprochen. Besonders belastend waren seine Unterschriften unter dem Kommissarbefehl, dem Kommandobefehl und Befehle zur Deportation norwegischer Zivilisten Unternehmen Nordlicht.
Jodl beteuerte im Prozess seine Unschuld und behauptete, lediglich Befehle ausgeführt zu haben. Er bestritt, von der Judenvernichtung gewusst zu haben, und bezeichnete Hitler als „Scharlatan“. Diese Verteidigung wurde jedoch vom Gericht zurückgewiesen. Am 1. Oktober 1946 wurde er zum Tod durch den Strang verurteilt und am 16. Oktober 1946 in Nürnberg hingerichtet. Seine Asche wurde in der Isar verstreut, um eine Kultstätte zu verhindern.
Die von Jodl unterzeichnete Kapitulation in Reims und die Ratifizierung in Berlin-Karlshorst beendeten den Zweiten Weltkrieg in Europa. Der 8. Mai 1945 wurde als „Victory in Europe Day“ (VE-Day) gefeiert, während die Sowjetunion den 9. Mai als „Tag des Sieges“ begeht. Die Kapitulationsurkunden sind heute im Militärarchiv Freiburg und als Faksimile im Museum Berlin-Karlshorst erhalten.
Jodls Rolle bei der Kapitulation war zentral, da er als Vertreter des OKW die formelle Aufgabe der deutschen Streitkräfte besiegelte. Seine Handlungen in den letzten Kriegstagen spiegeln die verzweifelte Lage der deutschen Führung wider, die trotz der aussichtslosen militärischen Situation noch taktische Vorteile zu erzielen versuchten,
Alfred Jodl unterzeichnete am 7. Mai 1945 um 02:41 Uhr in Reims die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht, die am 8. Mai um 23:01 Uhr in Kraft trat. Nach Stalins Forderung wurde die Kapitulation in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai in Berlin-Karlshorst durch Keitel, von Friedeburg und Stumpff ratifiziert. Jodls Verhandlungen in Reims waren von Dönitz’ Versuch geprägt, eine Teilkapitulation zu erreichen, scheiterten jedoch an Eisenhowers kompromissloser Haltung. Jodl wurde später in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet. Die Kapitulation beendete den Zweiten Weltkrieg in Europa.
