Titelbild: Wachturm, B, 206304, National Archive
Die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945 war ein bedeutendes Ereignis gegen Ende des Zweiten Weltkriegs.
Das Konzentrationslager Dachau, etwa 16 Kilometer nordwestlich von München gelegen, wurde im März 1933 als eines der ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager errichtet. Ursprünglich für politische Gegner des NS-Regimes gedacht, entwickelte es sich zu einem Ort der Inhaftierung, Zwangsarbeit und Ermordung von Menschen aus verschiedenen Gruppen, darunter Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, Kriegsgefangene und andere von den Nazis als „unerwünscht“ eingestufte Personen. In Dachau und seinen zahlreichen Außenlagern waren über 200.000 Menschen inhaftiert, von denen etwa 41.500 starben.Offizielle Schätzungen variieren.
Bis 1945 war das Lager stark überfüllt, da Häftlinge aus anderen Lagern auf sogenannten Todesmärschen nach Dachau gebracht wurden, während die Alliierten vorrückten. Die Bedingungen waren katastrophal: Hunger, Krankheiten wie Typhus und extreme Brutalität durch die SS-Wachen prägten den Alltag.
Im April 1945 stand die Niederlage des Dritten Reichs kurz bevor. Die US-Armee rückte in Süddeutschland vor, und die 7. US-Armee, insbesondere die 42. und 45. Infanteriedivision, näherte sich Dachau. Die SS begann, das Lager zu evakuieren, um Beweise für ihre Verbrechen zu vertuschen. Tausende Häftlinge wurden auf Todesmärsche Richtung Alpen gezwungen, bei denen viele starben oder erschossen wurden.
Am Morgen des 29. April 1945 erhielten die US-Truppen Berichte über das nahegelegene Konzentrationslager. Die Befreiung war nicht primär geplant, sondern ergab sich aus dem schnellen Vormarsch der Alliierten.
Die 45. Infanteriedivision („Thunderbird Division“) unter dem Kommando von Generalmajor Robert T. Frederick erreichte das Lagergelände am Vormittag des 29. April. Gleichzeitig näherte sich die 42. Infanteriedivision („Rainbow Division“) aus einer anderen Richtung.
Bevor die Soldaten das Hauptlager betraten, stießen sie auf einen verlassenen Zug mit etwa 2.000 Häftlingen, die aus anderen Lagern nach Dachau gebracht worden waren. Viele waren bereits tot, verhungert oder erschossen. Diese grausige Entdeckung schockierte die Soldaten und prägte ihre Reaktionen.
Die SS-Wachen leisteten nur geringen Widerstand. Viele flohen vor der Ankunft der US-Truppen, andere ergaben sich. Einige Häftlinge, die noch genug Kraft hatten, begrüßten die Amerikaner mit Jubel, während andere zu geschwächt waren, um zu reagieren.
Ein berühmtes Ereignis war die Übergabe des Lagers durch SS-Untersturmführer Heinrich Wicker an den US-Leutnant William P. Walsh. Wicker übergab eine weiße Fahne als Zeichen der Kapitulation.
Ein kontroverser Aspekt der Befreiung war das sogenannte „Dachau-Massaker“. Einige US-Soldaten, entsetzt über die Zustände im Lager und die entdeckten Leichen, erschossen etwa 30 bis 50 SS-Wachen, die sich bereits ergeben hatten. Dieses Ereignis wurde später untersucht, aber es kam zu keinen formellen Anklagen gegen die Soldaten, da die Emotionen und der Schock über die Gräueltaten als mildernde Umstände angesehen wurden.
Die überlebenden Häftlinge, etwa 32.000 Menschen, waren in einem erbärmlichen Zustand. Viele litten an Unterernährung, Krankheiten und den Folgen jahrelanger Misshandlungen. Die Befreiung löste gemischte Gefühle aus: Freude über die Freiheit, aber auch Trauer und Orientierungslosigkeit, da viele ihre Familien verloren hatten und nicht wussten, wohin sie gehen sollten.
Die US-Armee organisierte sofort medizinische Hilfe und Versorgung mit Lebensmitteln. Allerdings starben in den Wochen nach der Befreiung noch viele Häftlinge an den Folgen von Krankheiten oder weil ihre Körper die plötzliche Nahrungsaufnahme nicht verkrafteten. Das Lager wurde unter Quarantäne gestellt, um die Ausbreitung von Typhus zu verhindern.
Die Alliierten dokumentierten die Zustände im Lager ausführlich, um die Verbrechen der Nazis zu belegen. Fotos und Berichte aus Dachau wurden später in den Nürnberger Prozessen verwendet. Das Lager wurde auch von Journalisten und internationalen Beobachtern besucht, was die Weltöffentlichkeit über die Schrecken der Konzentrationslager aufklärte.
In den Jahren 1945 bis 1948 fanden die Dachau-Prozesse statt, bei denen über 400 SS-Angehörige und andere Verantwortliche des Lagers vor einem US-Militärgericht angeklagt wurden. Viele wurden zum Tode verurteilt oder zu langen Haftstrafen verurteilt, obwohl einige Strafen später reduziert wurden.
Die Befreiung von Dachau war ein Symbol für das Ende der NS-Terrorherrschaft und ein Wendepunkt im Bewusstsein über die Verbrechen des Holocausts. Das KZ Dachau wurde 1965 zur Gedenkstätte umgestaltet, die heute jährlich von Hunderttausenden Menschen besucht wird. Die Gedenkstätte dient der Erinnerung an die Opfer und der Aufklärung über die NS-Zeit.
Die Erinnerung an die Gräueltaten soll dazu beitragen, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen.
Die Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 durch die US-Armee war ein Akt der Befreiung für Zehntausende Häftlinge, aber auch eine Konfrontation mit den unvorstellbaren Verbrechen des NS-Regimes. Die Ereignisse des Tages, einschließlich des Schocks der Soldaten und des „Dachau-Massakers“, spiegeln die emotionale und moralische Komplexität dieses Moments wider. Die Nachwirkungen, von den Dachau-Prozessen bis zur Errichtung der Gedenkstätte, haben Dachau zu einem zentralen Ort der Erinnerung gemacht.