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Ukraine

Die Korruption in der Ukraine ist unerträglich geworden

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Titelbild: Lizenz 0 Wikipedia 

Korruption in der Ukraine unter der Präsidentschaft von Wolodymyr Selenskyj stellt ein hartnäckiges und vielschichtiges Problem dar, das tief in den historischen Strukturen des Landes verwurzelt ist, aber durch den laufenden Krieg gegen Russland und die massiven internationalen Hilfszahlungen in den letzten Jahren noch akuter geworden ist.

Selenskyj, der 2019 als Außenseiter mit dem Versprechen antrat, der Korruption endgültig den Kampf anzusagen – ein Versprechen, das ihn als ehemaligen Komiker und TV-Star in den Präsidentschaftspalast trug –, hat in den Augen vieler Beobachter und Bürger nur teilweise eingelöst, was er versprach.

Stattdessen hat sich das Phänomen in Sektoren wie dem Energiesektor, der Rüstungsindustrie und der öffentlichen Beschaffung eingenistet, wo Milliarden an Hilfsgeldern fließen und wo die Kontrolle durch den Krieg erschwert wird. Die jüngsten Enthüllungen um einen engen Vertrauten Selenskyjs, den Geschäftsmann Timur Mindich, machen dies auf schmerzhafte Weise greifbar und werfen ein Schlaglicht auf die systemischen Schwächen, die nicht nur das Vertrauen der Ukrainer untergraben, sondern auch die Unterstützung aus dem Westen gefährden könnten.

Um das Ausmaß zu verstehen, muss man in die jüngste Entwicklung eintauchen, die wie ein Erdbeben durch die ukrainische Politik fährt. Am 10. November 2025 durchführte das Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) in Kooperation mit der Spezialisierten Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) eine der umfangreichsten Razzien seit Kriegsbeginn.

Insgesamt 70 Durchsuchungen in Kiew und anderen Städten richteten sich gegen ein Netzwerk, das als „hochrangige kriminelle Organisation“ beschrieben wird und ein „großangelegtes Korruptionssystem“ im Energiesektor aufgebaut haben soll. Im Zentrum steht der staatliche Atomkonzern Energoatom, der für den Großteil der Stromerzeugung in der Ukraine verantwortlich ist und derzeit unter extremem Druck steht, da russische Angriffe die Infrastruktur lahmlegen und Millionen in die Kälte schicken.

Die Ermittler deckten auf, dass Vertragspartner des Konzerns gezwungen wurden, Schmiergelder in Höhe von 10 bis 15 Prozent des Vertragswerts zu zahlen – Gelder, die für den Bau von Schutzbunkern und Verstärkungen an Energieanlagen gedacht waren, um sie vor Raketen und Drohnen zu schützen. Insgesamt sollen so rund 100 Millionen US-Dollar gewaschen worden sein, oft über Firmen im Ausland, die als Strohmänner dienten. Die Behörden veröffentlichten sogar Auszüge aus 15 Monaten abgehörtem Material – über 1.000 Stunden Gespräche –, in denen hochrangige Beamte und Geschäftsleute offen über die Verteilung der Beute verhandeln, als handle es sich um ein normales Geschäftsmodell. Bei den Durchsuchungen wurden Stapel von US-Dollar in Federal-Reserve-Bündeln gefunden, was den Verdacht nährt, dass es sich um westliche Hilfsgelder handelt, die direkt in private Taschen flossen, während die Ukraine im Dunkeln sitzt.Besonders brisant ist die Beteiligung von Timur Mindich, einem Mann, der nicht nur ein enger Vertrauter, sondern auch ein alter Geschäftspartner Selenskyjs ist.

Mindich ist Mitbesitzer der Produktionsfirma Kwartal 95, die Selenskyj vor seiner politischen Karriere mitbegründete und durch die er als Schauspieler und Entertainer bekannt wurde. Nach Selenskyjs Wahl 2019 soll er seinen Anteil an die Firma abgetreten haben, doch die Bande blieben eng. Mindich wird beschuldigt, seine Kontakte zum Präsidentenpalast genutzt zu haben, um Verträge zu manipulieren und persönliche Vorteile zu erlangen. Ukrainische Medien berichten, dass Mindich nur Stunden vor den Razzien das Land verließ – angeblich gewarnt durch Insider – und nun in Polen oder Israel untergetaucht ist. Die SAP wirft ihm vor, die „kriminelle Organisation“ angeführt zu haben, die strategische Staatsunternehmen wie Energoatom infiltrierte, um Geldströme zu kontrollieren. Auch der ehemalige Energieminister und aktuelle Justizminister Herman Haluschtschenko ist verwickelt. 

Ihm wird vorgeworfen, persönliche Vorteile von Mindich erhalten zu haben, im Tausch gegen Einfluss auf Ausschreibungen. Haluschtschenkos Haus wurde durchsucht, und er steht nun unter Untersuchung. Weitere Namen tauchen auf, darunter vier aktuelle oder ehemalige Minister und Geschäftsleute wie Maksym Kryppa oder Serhiy Shefir, die alle dem inneren Zirkel um Selenskyj zugerechnet werden. Der Präsident selbst wird nicht direkt angeklagt, doch die Nähe der Beteiligten wirft Fragen auf.

Wie konnte ein solches Netzwerk monatelang operieren, ohne dass der Präsident etwas bemerkte?

Oder schlimmer: Wusste er davon und toleriert es, um Loyalität zu sichern? Diese Affäre ist kein Einzelfall, sondern das jüngste Kapitel in einer Kette von Skandalen, die Selenskyjs Anti-Korruptionsversprechen wie ein Makel überziehen. Bereits im Sommer 2025 versuchte die Regierung, die Unabhängigkeit von NABU und SAP einzuschränken, indem sie diese Behörden dem Generalstaatsanwalt unterstellte – einem Amt, das vom Präsidenten ernannt wird. Dies führte zu den größten Protesten seit Kriegsbeginn. Tausende demonstrierten in Kiew und anderen Städten, die EU nannte es einen „Rückschritt“, und selbst Selenskyj musste nachgeben, ein neues Gesetz unterzeichnen, das die Autonomie wiederherstellte. Kritiker wie der Politikwissenschaftler Georgij Tschischow sehen darin autoritäre Tendenzen.

Selenskyj, der einst als Reformer gefeiert wurde, greift nun zu Mitteln, die an seine Vorgänger erinnern, um Ermittlungen gegen sein Umfeld zu behindern. Frühere Fälle unterstreichen das Muster. Im Januar 2023 entließ Selenskyj Dutzende hochrangiger Beamte nach Vorwürfen der Veruntreuung von Rüstungsgeldern – darunter überteuerte Eier für die Armee oder Munition, die nie ankam. Im September 2023 wurde der Oligarch und ehemalige Wahlhelfer Ihor Kolomoisky verhaftet, weil er Milliarden aus der Ölindustrie abgezweigt haben soll. Und im August 2025 deckte NABU eine „systematische Veruntreuung“ bei Drohnenbeschaffungen auf, bei der Abgeordnete aus Selenskyjs eigener Partei „Diener des Volkes“ verhaftet wurden. Transparency International bewertet die Ukraine im Korruptionsindex auf Platz 105 von 180 Ländern – ein leichter Fortschritt seit 2019, doch der Krieg hat die Lücken vergrößert: Schnelle Beschaffungen ohne Kontrollen, Offshore-Firmen und der Druck, die Front zu halten, machen es zu einem Paradies für Gierige.

Die Konsequenzen reichen weit über Kiew hinaus. Für die Ukraine, die auf Milliardenhilfen aus EU und USA angewiesen ist – allein seit 2022 über 260 Milliarden Dollar –, ist Korruption Gift für die Moral und die Frontlinie. Soldaten frieren in Schützengräben, während Geld für Schutzmaßnahmen in Villen und Offshore-Konten versickert. Bürgerumfragen zeigen, dass 78 Prozent der Ukrainer Selenskyj für die Korruption in Regierung und Militär verantwortlich machen, was seinen Rückhalt schrumpfen lässt. International weckt es Skepsis.

Die EU, die den Beitritt der Ukraine forciert, fordert Reformen als Voraussetzung; die USA, unter Trump nun im Amt, könnten Hilfen kürzen, wie es konservative Stimmen fordern. Selenskyj selbst reagierte auf die Razzien mit einer Abendansprache, in der er die Arbeit von NABU lobte und „die Unvermeidlichkeit der Strafe“ betonte – ein Versuch, sich als Kämpfer zu positionieren. Doch Aktivisten wie Vitalij Schabunin vom Anti-Korruptionszentrum Antac warnen: Ohne echte Verurteilungen, ohne Transparenz bei Hilfsgeldern, droht ein Rückschlag in die postsowjetische Oligarchenherrschaft. Der Krieg macht es kompliziert – Korruption schwächt die Verteidigung, doch harte Säuberungen könnten Instabilität stiften. Dennoch,  solange Vertraute fliehen und Geld in Säcken gefunden wird, bleibt Selenskyjs Vermächtnis von Zweifeln überschattet. Die Ukraine braucht nicht nur Waffen, sondern Gerechtigkeit, um zu überleben – und das erfordert mehr als Worte, es verlangt Taten, die bis in den Präsidentenpalast reichen.

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