Die Polizei in Gießen und die Staatsanwaltschaft wurden sofort alarmiert, und eine massive Ermittlungsmaschinerie setzte ein. In den folgenden Monaten und Jahren führten die Beamten rund 370 Vernehmungen durch, sprachen mit Nachbarn, Bekannten und potenziellen Zeugen, die in jener Nacht vielleicht etwas Ungewöhnliches bemerkt hatten. Es gab DNA-Reihenuntersuchungen, an denen etwa 500 Personen teilnahmen, um Spuren am Tatort zuzuordnen – Haare, Hautschuppen, Blutflecken –, doch nichts führte zu den Tätern. Öffentlichkeitsfahndungen wurden gestartet, Zeichnungen von Verdächtigen veröffentlicht, und schon 2012 war der Fall Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“, in der Moderator Rudi Cerne die Öffentlichkeit um Mithilfe bat. Trotz all dieser Anstrengungen blieb der Fall kalt, die Täter entzogen sich der Justiz, und die Akte wanderte in die Schublade der ungelösten Fälle. Hessen, das Bundesland, in dem der Mord geschah, weist eine Aufklärungsquote von nur 35,6 Prozent bei solchen Kapitaldelikten auf, was die Schwierigkeit solcher Cold Cases unterstreicht, im Vergleich zu Ländern wie Sachsen mit über 70 Prozent.
Doch die Justiz gibt nicht auf. Seit mehreren Monaten hat die speziell gebildete Cold-Case-Einheit des Polizeipräsidiums Mittelhessen, bestehend aus fünf Beamten, die damals nicht an den ursprünglichen Ermittlungen beteiligt waren, den Fall neu aufgerollt. Zusammen mit der Abteilung für Kapitaldelikte der Staatsanwaltschaft Gießen sichten sie die alten Beweise mit frischem Blick, wenden moderne forensische Methoden an und hoffen auf Durchbrüche. Neue Analysen haben etwa Schuhabdrücke am Tatort ergeben, die potenziell zu den Tätern führen könnten, und es gibt Hinweise auf eine mögliche DNA-Spur, die kürzlich entdeckt wurde.
Wer waren diese Männer, die so skrupellos in ein fremdes Heim eindrangen und ein Leben auslöschten? War es ein geplanter Raub, der eskaliert, oder steckte mehr dahinter, vielleicht alte Feindschaften aus Klingelhöfers Unternehmerzeit? Die Polizei sucht Antworten auf Fragen wie: Wer kannte den Tresor und das Haus so genau? Hatte jemand den alten Herrn beobachtet oder ausgehorcht? Die Täter müssen Spuren hinterlassen haben, sei es in Gesprächen unmittelbar nach der Tat, in verdächtigen Verhalten oder sogar in physischen Beweisen, die nun mit aktueller Technik neu bewertet werden. Der Fall Klingelhöfer ist ein Mahnmal für die Zerbrechlichkeit des Alltagslebens und die Beharrlichkeit der Justiz. Solange auch nur ein Faden lose hängt, wird die Cold-Case-Einheit nicht aufgeben, und die Öffentlichkeit wird weiterhin um Mithilfe gebeten – unter der Hotline +49641/7006-4444 oder per E-Mail an HINWEISE-COLDCASE@polizei.hessen.de.
