Titelbild Tatort Fall Büker, 1990, Polizei Bielefeld
Quelle: Polizei Bielefeld
Im Frühjahr 1990 wurde die Stadt Bielefeld von einem brutalen Verbrechen erschüttert, das bis heute ungelöst geblieben war – der Mord an Erhard Büker.
Der 52-Jährige wurde am 21. März 1990 gegen 14:00 Uhr tot auf einem Spielplatz im Ostmannturmviertel in der Bielefelder Innenstadt gefunden. Kinder, die dort spielten, entdeckten seinen Leichnam, ein Ereignis, das die Ermittlungen der Polizei Bielefeld in Gang setzte. Der Fall, der als Raubmord eingestuft wurde, ist nun, 35 Jahre später, erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, da die Ermittlungsgruppe Cold Case des Polizeipräsidiums Bielefeld neue Ansätze verfolgt, um den Täter endlich zu überführen.
Erhard Büker war in der Nacht vor seinem Tod in der Bielefelder Innenstadt unterwegs. Ermittlungen ergaben, dass er sich regelmäßig im Bahnhofsumfeld aufhielt und dort nach gleichgeschlechtlichen Kontakten suchte. Am Abend des 20. März 1990 besuchte er die Gaststätte „Sperlingsgasse“ in der Nähe des Bahnhofs, die zu jener Zeit als Treffpunkt der homosexuellen Szene bekannt war.
Zeugen berichteten, dass Büker die Gaststätte gegen 23:00 Uhr allein verließ. Gegen Mitternacht wurde er noch einmal auf dem Bahnhofsvorplatz gesehen. Was danach geschah, bleibt bis heute unklar, doch die Ermittler vermuten, dass er auf seinem Mörder traf und sich mit diesem auf den Spielplatz im Ostmannturmviertel begab, vermutlich in Erwartung eines sexuellen Kontakts. Dort wurde er brutal erschlagen. Die Obduktion ergab, dass Büker durch massive stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf getötet wurde. Der Täter raubte zudem seine Geldbörse, die etwa 200 D-Mark und eine EC-Karte enthielt, was den Raubmordcharakter der Tat unterstreicht.
Die Ermittlungen, die unmittelbar nach dem Mord durch die Mordkommission „Büker“ aufgenommen wurden, waren umfassend, führten jedoch nicht zur Klärung des Falls. Über 100 Kontaktpersonen aus dem Umfeld des Opfers wurden vernommen, Alibis überprüft und zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung nachgegangen. Trotz dieser Bemühungen blieb der entscheidende Hinweis aus. Im Jahr 2003 wurde der Fall erneut aufgerollt, als Asservate aus dem Verfahren erstmals auf DNA-Spuren untersucht wurden. Dabei konnte eine fremde DNA-Anhaftung am Leichnam festgestellt werden, die jedoch damals nicht ausreichend aussagekräftig war, um maschinell ausgewertet oder einem Täter zugeordnet zu werden. Die Technologie war zu jener Zeit noch nicht weit genug entwickelt, um die Spur eindeutig zu nutzen.
Im Sommer 2024 nahm die Ermittlungsgruppe Cold Case des Polizeipräsidiums Bielefeld, die im Oktober 2023 gegründet wurde, die Untersuchungen wieder auf. Unter der Leitung von Erstem Kriminalhauptkommissar Markus Mertens wurden die Spuren mit modernsten wissenschaftlichen Methoden erneut analysiert. Diese Untersuchungen brachten einen Durchbruch: Das Zellmaterial, das bereits 2003 gesichert wurde, konnte nun so präzise ausgewertet werden, dass es eine Identifizierung des Spurenlegers ermöglicht. Um diesen zu finden, wurde eine DNA-Reihenuntersuchung angeordnet, die von einem Richter des Bielefelder Amtsgerichts genehmigt wurde. Dabei sollen etwa 100 bekannte Kontaktpersonen des Opfers erneut aufgesucht werden, um Speichelproben abzugeben, die mit der Tatort-DNA abgeglichen werden. Die Ermittler betonen, dass die Proben nach dem Abgleich vernichtet werden, es sei denn, es ergibt sich ein Treffer. Diese Vorgehensweise soll sicherstellen, dass die Privatsphäre der Betroffenen geschützt wird, während gleichzeitig die Chance genutzt wird, den Täter nach all den Jahren zu identifizieren.
Die Ermittler vermuten, dass der Täter möglicherweise ebenfalls im Milieu der männlichen Prostituierten am Bielefelder Bahnhof aktiv war. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Tat aus einer tiefen Abneigung gegen diese Szene resultierte, was ein mögliches Motiv darstellen könnte. Zudem besteht die Hoffnung, dass der Täter in den vergangenen 35 Jahren sein Schweigen gebrochen und mit anderen über die Tat gesprochen hat. Um neue Hinweise aus der Bevölkerung zu erhalten, hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld eine Belohnung von 3.000 Euro ausgesetzt, die an Privatpersonen gezahlt wird, deren Informationen zur Ermittlung, Ergreifung und rechtskräftigen Verurteilung des Täters führen.
Zusätzlich wurde von privater Seite eine weitere Belohnung von 4.000 Euro bereitgestellt, sodass insgesamt 7.000 Euro für entscheidende Hinweise ausgelobt sind. Diese Belohnungen sind ausschließlich für Privatpersonen gedacht und nicht für Personen, die beruflich mit der Strafverfolgung befasst sind.

Opfer Erhard Büker, Polizei Bielefeld
Die Ermittlungsgruppe Cold Case, die in Bielefeld etwa 42 ungelöste Fälle aus Ostwestfalen bearbeitet, arbeitet eng mit dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen zusammen, das eine landesweite Datenbank für Cold Cases eingerichtet hat. Diese Datenbank soll sicherstellen, dass Informationen zu ungelösten Tötungsdelikten nicht verloren gehen und neue Ermittlungsansätze, die durch technologische Fortschritte möglich werden, genutzt werden können. Der Fall Erhard Büker ist ein Beispiel dafür, wie moderne Forensik und beharrliche Ermittlungsarbeit auch Jahrzehnte nach einer Tat Hoffnung auf Aufklärung geben können. Die Ermittler appellieren an die Öffentlichkeit, sich mit Hinweisen an das Polizeipräsidium Bielefeld zu wenden. Telefonnummer +495215450
