Zu Beginn stand Imperial Airways vor zahlreichen Herausforderungen, da die Luftfahrttechnologie noch in den Kinderschuhen steckte. Die Flugzeuge der damaligen Zeit, wie die Handley Page H.P.42 oder die de Havilland DH.66 Hercules, waren langsam, hatten begrenzte Reichweite und waren oft unzuverlässig. Dennoch gelang es der Fluggesellschaft, ein Netzwerk von Strecken aufzubauen, das Großbritannien mit entlegenen Regionen des Empires verband. Eine der wichtigsten Errungenschaften war die Etablierung der Route von London nach Indien, die später bis nach Singapur und Australien erweitert wurde. Diese Strecke, bekannt als die „Empire Route“, führte über mehrere Zwischenstopps, darunter Paris, Kairo, Bagdad und Karachi, und erforderte aufgrund der begrenzten Reichweite der Flugzeuge häufige Landungen zum Auftanken und für Wartungsarbeiten. Die Flüge waren langwierig und konnten mehrere Tage dauern, was jedoch für die damalige Zeit eine enorme Verbesserung gegenüber wochenlangen Schiffsreisen darstellte.
Imperial Airways legte großen Wert auf den Komfort ihrer Passagiere, was in einer Ära, in der Fliegen noch ein Luxus war, besonders wichtig war. Die Flugzeuge waren mit bequemen Sitzen, großen Fenstern und sogar Bordküchen ausgestattet, die einfache Mahlzeiten servierten. Besonders die Handley Page H.P.42, ein ikonisches Flugzeug der Flotte, bot für die damalige Zeit bemerkenswerten Komfort und wurde oft als „fliegendes Hotel“ bezeichnet. Die Fluggesellschaft richtete sich vor allem an wohlhabende Kunden, Kolonialbeamte und Geschäftsleute, die bereit waren, die hohen Kosten für einen Flug zu tragen. Neben dem Passagiertransport spielte auch der Fracht- und Postverkehr eine wesentliche Rolle, insbesondere die Beförderung von Luftpost, die eine schnellere Kommunikation innerhalb des Empires ermöglichte.
Ein weiteres Merkmal von Imperial Airways war die enge Zusammenarbeit mit der britischen Regierung. Die Fluggesellschaft erhielt staatliche Subventionen, um unrentable, aber strategisch wichtige Strecken aufrechtzuerhalten, und arbeitete eng mit dem Air Ministry zusammen. Dies führte jedoch auch zu Kritik, da Imperial Airways oft als bürokratisch und wenig innovativ wahrgenommen wurde, insbesondere im Vergleich zu aufstrebenden Konkurrenten wie der niederländischen KLM oder der französischen Air France. Dennoch war die Fluggesellschaft ein Pionier in der Entwicklung von Luftfahrttechnologien und -verfahren, einschließlich der Einführung von Funknavigation und meteorologischen Diensten, die die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Flüge verbesserten.
In den 1930er Jahren begann Imperial Airways, ihre Flotte zu modernisieren und neue Flugzeuge wie die Short Empire-Flugboote einzuführen, die für Langstreckenflüge über Wasser besonders geeignet waren. Diese Flugboote ermöglichten Verbindungen zu entlegenen Regionen wie Ostafrika und Australien, wo Landebahnen oft nicht verfügbar waren. Gleichzeitig stand die Fluggesellschaft zunehmend unter Druck durch die wachsende Konkurrenz und die sich verändernden politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und die damit verbundenen wirtschaftlichen Belastungen führten schließlich dazu, dass Imperial Airways 1939 mit der kleineren britischen Fluggesellschaft British Airways Ltd. fusioniert wurde, um die neue, staatlich kontrollierte British Overseas Airways Corporation (BOAC) zu bilden.
Imperial Airways hinterließ ein bedeutendes Erbe in der Luftfahrtgeschichte. Die Fluggesellschaft legte den Grundstein für den internationalen Luftverkehr Großbritanniens und etablierte Routen und Verfahren, die später von der BOAC und heutigen Fluggesellschaften wie British Airways weiterentwickelt wurden. Sie symbolisierte den Übergang von einer Ära der Abenteuerluftfahrt hin zu einem organisierten, kommerziellen Luftverkehrssystem und spielte eine Schlüsselrolle dabei, das Britische Empire näher zusammenzubringen. Trotz ihrer Schwächen und der Kritik an ihrer bürokratischen Struktur bleibt Imperial Airways ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte der zivilen Luftfahrt, das die Pionierleistungen und Herausforderungen der frühen Luftfahrt eindrucksvoll widerspiegelt.
