Die „Schwarze Axt“ ist in Deutschland auf dem Vormarsch

Die „Schwarze Axt“ (Black Axe) ist eine berüchtigte nigerianische kriminelle Organisation, die sich seit den 1970er-Jahren von einer studentischen Bruderschaft zu einer global agierenden Mafia entwickelt hat und mittlerweile auch in Deutschland Fuß gefasst hat. Ursprünglich wurde die Gruppe 1977 als „Neo Black Movement of Africa“ (NBM) an der Universität von Benin in Nigeria gegründet, inspiriert vom Panafrikanismus und Anti-Apartheid-Kämpfen in Südafrika. Das Symbol der Organisation, eine schwarze Axt, die die Ketten der Unterdrückung zerschlägt, sollte ursprünglich für Freiheit und Gerechtigkeit stehen. Doch im Laufe der Zeit wurde die Gruppe von kriminellen Elementen unterwandert, die ihre hierarchischen Strukturen und die strikte Geheimhaltung für illegale Aktivitäten nutzten. Heute ist die „Schwarze Axt“ für ihre Brutalität, ihre weitreichenden Netzwerke und ihre Beteiligung an schweren Straftaten bekannt, darunter Menschenhandel, Zwangsprostitution, Drogenhandel, Internetbetrug und Geldwäsche.

In Deutschland ist die Präsenz der „Schwarzen Axt“ in den letzten Jahren zunehmend spürbar geworden, obwohl sie lange Zeit von den Behörden unterschätzt wurde. Die Organisation operiert oft im Verborgenen, was es den Ermittlungsbehörden erschwert, ihre Strukturen aufzudecken. Laut einem vertraulichen Bericht des Bundesnachrichtendienstes (BND) breiten sich mafiaähnliche Gruppierungen aus Nigeria, allen voran die „Schwarze Axt“, in Deutschland aus und sind vor allem im Menschenhandel und in der sexuellen Ausbeutung junger Frauen aktiv. Junge nigerianische Frauen, oft aus prekären Verhältnissen im Bundesstaat Edop stammend, werden mit falschen Versprechen auf ein besseres Leben nach Europa gelockt. Über Schlepperrouten, die häufig über Libyen und Italien führen, gelangen sie nach Deutschland, wo sie gezwungen werden, als Prostituierte zu arbeiten, um Schlepperschulden in Höhe von Zehntausenden Euro abzuzahlen. Um ihre Opfer gefügig zu machen, setzen die Täter oft Voodoo- oder Juju-Rituale ein, bei denen den Frauen durch Schwüre und Drohungen gegen ihre Familien Angst eingejagt wird. Wer sich weigert oder flieht, riskiert Gewalt, Vergewaltigung oder sogar Mord, wobei die Organisation auch die Familien der Opfer in Nigeria bedroht.

Die „Schwarze Axt“ zeichnet sich durch ihre ausgeklügelte Organisation und internationale Vernetzung aus. Sie herrscht über ein kriminelles Netzwerk, das von der Küste Nigerias bis zur Nordsee reicht und in Italien bereits als „fünfte Mafia“ bezeichnet wird. In Deutschland agiert die Gruppe in Städten wie München, Bochum oder Duisburg, wo sie in Rotlichtvierteln wie der Vulkanstraße präsent ist. Ermittlungen, wie die des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA), haben gezeigt, dass die „Schwarze Axt“ in Deutschland auch in groß angelegten Internetbetrugsschemata wie „Romance Scams“ involviert ist, bei denen gefälschte Dating-Profile genutzt werden, um vor allem Frauen um Millionen Euro zu betrügen. Im April 2024 wurden in einer groß angelegten Razzia in Bayern und anderen Bundesländern elf mutmaßliche Mitglieder der Organisation festgenommen, darunter hochrangige Anführer wie der „Head“ und der „Chief Priest“ der deutschen Sektion. Diese Festnahmen unterstreichen, dass die Gruppe nicht nur in Nigeria, sondern auch in Deutschland über eine klare Hierarchie verfügt, die von einem eingetragenen Verein namens „Neo Black Movement Africa“ unterstützt wird.

Die Herausforderungen für deutsche Ermittlungsbehörden sind enorm. Ein Mitarbeiter des Bundeskriminalamts (BKA) gab an, dass die „Schwarze Axt“ in Deutschland lange Zeit unbemerkt blieb, da sie im Vergleich zu anderen Formen organisierter Kriminalität wie der italienischen Mafia oder Clankriminalität weniger im Fokus stand. Ermittler berichten von Schwierigkeiten, gegen Menschenhändler vorzugehen, da es oft an Ressourcen und gesellschaftlicher Priorisierung fehlt. Dennoch gab es Erfolge. Ende 2016 wurden in Bochum sechs Nigerianer wegen Menschenhandels zu Haftstrafen verurteilt, nachdem eines der größten Netzwerke in Deutschland aufgedeckt wurde. Doch die „Schwarze Axt“ bleibt schwer zu bekämpfen, da sie durch ihre Geheimhaltung, ihre internationale Vernetzung und die Angst ihrer Opfer vor Repressalien geschützt wird.

Die kriminellen Aktivitäten der „Schwarzen Axt“ beschränken sich nicht auf Menschenhandel. In Italien hat die Gruppe bereits Stadtteile in Palermo, Turin und Brescia unter ihre Kontrolle gebracht, wo sie mit der italienischen Mafia, insbesondere der Cosa Nostra, zusammenarbeitet. Diese Kooperation hat den Drogen- und Menschenhandel in Italien verstärkt, wobei die „Schwarze Axt“ auch durch brutale Gewalt wie Macheten- und Axtangriffe auffällt. In Deutschland ist die Gruppe ebenfalls in den Drogenhandel und in digitale Betrugsmaschen wie „Romance Scams“ verwickelt, die 2023 allein in Bayern Schäden von über 5,3 Millionen Euro verursachten. Die Organisation nutzt moderne Technologien wie soziale Medien und Dating-Plattformen, um ihre Opfer zu täuschen, während sie gleichzeitig traditionelle Rituale und Gewalt einsetzt, um ihre Mitglieder und Opfer zu kontrollieren.

Die globale Reichweite der „Schwarzen Axt“ ist alarmierend. Schätzungen zufolge hat die Organisation weltweit rund 30.000 Mitglieder, in Deutschland mehrere Hundert. Ihre Präsenz erstreckt sich von Europa über Lateinamerika bis nach Japan. In Nigeria reicht ihr Einfluss bis in die höchsten politischen Kreise, wo Mitglieder angeblich Politik er unterstützen, indem sie Wahlen manipulieren oder Rivalen einschüchtern. Aussteiger beschreiben die Organisation als skrupellos und durch eine klare Hierarchie geprägt, in der absolute Loyalität gefordert wird. Sie betonen, dass die Nachfrage nach illegalen Gütern wie Drogen und Zwangsprostitution in Europa die Geschäfte der „Schwarzen Axt“ antreibt. Solange diese Nachfrage besteht, wird die Organisation weiterhin profitieren und expandieren.

Die „Schwarze Axt“ stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit in Deutschland und Europa dar, nicht nur wegen ihrer kriminellen Aktivitäten, sondern auch wegen ihrer Fähigkeit, unter dem Radar der Behörden zu operieren. Experten warnen, dass die Gruppe durch die offenen Grenzen Europas und die Nachfrage nach illegalen Dienstleistungen weiter wächst. Die Bekämpfung dieser Organisation erfordert eine engere internationale Zusammenarbeit, mehr Ressourcen für die Strafverfolgung und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die perfiden Methoden der „Schwarzen Axt“. Ohne diese Maßnahmen droht die Gruppe, ihre Macht in Deutschland und darüber hinaus weiter auszubauen.