Titelbild: Beispielbild Pixabay
Taschengeldtreffen, oft abgekürzt als TG-Treffen, klingen auf den ersten Blick harmlos und fast ein bisschen jugendlich unbeschwert, als würde es sich um lockere Verabredungen handeln, bei denen jemand ein bisschen Taschengeld verdient, vielleicht durch Babysitten oder kleine Hilfsarbeiten, doch in Wahrheit handelt es sich um ein hochgefährliches und zutiefst besorgniserregendes Phänomen, das vor allem Minderjährige in eine Falle der sexuellen Ausbeutung lockt und das in den letzten Jahren durch die Digitalisierung immer mehr an Sichtbarkeit und Verbreitung gewonnen hat. Stellen Sie sich vor, ein Teenager, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt, scrollt durch Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok, fühlt sich vielleicht einsam, finanziell knapp oder einfach nur neugierig auf ein bisschen Anerkennung und Aufmerksamkeit, und plötzlich poppen Nachrichten auf – von vermeintlich netten Erwachsenen, die mit Komplimenten, Versprechungen von schnellem Geld oder coolen Geschenken locken, alles verpackt in einem unschuldigen Ton, der von einem „einfachen Treffen“ spricht, bei dem man nur ein bisschen Zeit verbringt und dafür ein paar Euro oder ein neues Handy bekommt.
Was dann folgt, ist jedoch keine freundschaftliche Begegnung, sondern eine systematische Manipulation, die in sexuelle Handlungen mündet, oft unter dem Deckmantel von „Taschengeld“ als Gegenleistung, und die den Betroffenen in eine Spirale aus Scham, Abhängigkeit und langfristigem Trauma stürzt, weil Täter geschickt Codes wie „TG-T“ für Taschengeldtreffen oder „BMB“ für „Bitte mit Bild“ einsetzen, um ihre Absichten zu verschleiern und die Plattformen zu umgehen, die eigentlich schützen sollten.
Diese Treffen finden häufig über Kleinanzeigenportale wie markt.de, Dating-Apps oder sogar in den Chats von Gaming-Communities statt, wo es keine strengen Alterskontrollen gibt, und genau das macht es so tückisch:m. Minderjährige können sich dort mühelos anmelden, Anzeigen schalten oder auf Angebote reagieren, ohne dass jemand nachfragt, ob sie wirklich volljährig sind, und die Orte der Treffen – oft in Autos, Parks oder fremden Wohnungen – bieten keinerlei Schutz, keine Zeugen, keine Möglichkeit, schnell Hilfe zu rufen, wenn etwas eskaliert, was es leider häufig tut, sei es durch Druck, Drohungen oder sogar Gewalt, die über das hinausgeht, was ursprünglich versprochen wurde. Die Polizei, etwa das Landeskriminalamt in Düsseldorf, warnt seit Monaten eindringlich davor, weil die Fälle zunehmen – allein in den letzten Jahren hat sich die Zahl der gemeldeten Vorfälle verdoppelt, und Experten von Organisationen wie ECPAT Deutschland schätzen, dass das wahre Ausmaß durch ein massives Dunkelfeld verdeckt wird, da viele Betroffene aus Scham oder weil sie sich selbst die Schuld geben, nie den Mund aufmachen, geschweige denn Anzeige erstatten; sie denken oft, es sei „ihr eigener Fehler“, weil sie ja „freiwillig“ mitgegangen sind, doch rechtlich ist das ein Trugschluss, denn nach § 182 StGB gilt jede sexuelle Handlung mit Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren als Missbrauch, selbst wenn sie scheinbar zustimmen, und unter 14 Jahren ist es gar Kindesmissbrauch, unabhängig von Geld oder Geschenken, die nur als Köder dienen, um das Gewissen der Täter zu beruhigen und die Opfer zum Schweigen zu bringen.
Die Täter selbst sind vielfältig – von älteren Männern, die ihre Isolation oder Frustration im Netz ausleben, bis hin zu organisierten Gruppen, die Minderjährige gezielt anwerben und in Zwangsprostitution drängen, manchmal sogar über Peergroups, wo ein Jugendlicher die anderen mit den „Vorteilen“ ködert, ohne die Risiken zu kennen, und so entsteht ein Netz aus Ausbeutung, das nicht nur psychisch zerstört, indem es das Selbstwertgefühl zerfrisst und zu Depressionen, Angststörungen oder sogar Suizidgedanken führt, sondern auch körperlich schadet durch ungeschützte Praktiken, Infektionsrisiken oder Verletzungen, die ein Leben lang nachwirken. Besonders alarmierend ist, dass nicht nur Mädchen betroffen sind, sondern zunehmend auch Jungen, wie Kampagnen des LKA Berlin mit Slogans wie „Ball spielen statt Blow Job“ zeigen, die auf die Ausbeutung männlicher Jugendlicher im Tiergarten oder ähnlichen Hotspots hinweisen, wo Familien aus wirtschaftlicher Not ihre Kinder opfern, oder wo Täter die Verletzlichkeit von Migrantenjugendlichen ausnutzen, die in Deutschland neu sind und die Sprache oder das System noch nicht kennen. Um sich zu schützen, ist Aufklärung der Schlüssel – Eltern sollten mit ihren Kindern offen über das Internet sprechen, Apps und Chats überwachen, ohne misstrauisch zu wirken, und klare Regeln setzen, wie „Niemals Treffen mit Fremden aus dem Netz, ohne dass ich dabei bin“, während Jugendliche lernen müssen, Warnsignale zu erkennen: Zu schnelle Komplimente, Druck auf Nacktbilder, Geheimhaltungsforderungen oder das Versprechen von Geld für Intimität, das immer ein rotes Flagge ist. Plattformen tragen eine große Verantwortung und müssen strengere Kontrollen einführen, Altersverifikationen durchsetzen und Anzeigen auf verdächtige Codes scannen, wie es in einer kürzlich veröffentlichten Studie von ECPAT gefordert wird, die fordert, dass Online-Portale nicht mehr nur Zuschauer, sondern aktive Wächter sein müssen, um diesen digitalen Sumpf trockenzulegen. Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld betroffen ist, zögern Sie nicht, Hilfe zu suchen: Die Nummer gegen Kummer unter 116 111 ist rund um die Uhr da, Beratungsstellen wie „Schau hin!“ oder die Polizei bieten anonyme Gespräche, und es gibt spezialisierte Zentren wie In Via in Berlin für Opfer von Menschenhandel, die nicht nur zuhören, sondern Wege aus der Abhängigkeit aufzeigen und juristische Unterstützung organisieren. Letztlich geht es darum, dass wir alle wachsam werden – nicht aus Panik, sondern aus Verantwortung –, damit „Taschengeldtreffen“ nicht länger als unschuldiger Begriff durchgeht, sondern als das enttarnt wird, was es ist. Eine moderne Form der Ausbeutung, die wir gemeinsam stoppen können, indem wir reden, schützen und die Betroffenen stärken, bevor es zu spät ist.
