Titelbild: Department of Corrections, Mississippi
Richard Jordan, ein 79-jähriger Mann, wurde am 25. Juni 2025 in Mississippi durch eine tödliche Injektion hingerichtet, nachdem er fast ein halbes Jahrhundert im Todestrakt verbracht hatte. Seine Verurteilung erfolgte im Jahr 1976 aufgrund der Entführung und Ermordung einer Frau. Dieses Verbrechen führte dazu, dass Jordan erstmals zum Tode verurteilt wurde, doch sein Fall war von einer komplexen juristischen Geschichte geprägt, die durch mehrere Aufhebungen und Wiederaufnahmen seines Todesurteils gekennzeichnet war.
Trotz dieser langen und wechselvollen Prozessgeschichte konnte die Hinrichtung nicht verhindert werden, obwohl Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sich vehement für eine Umwandlung des Todesurteils in eine Haftstrafe eingesetzt hatten.
Jordans Fall begann 1976, als er wegen Mordes vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt wurde. Dieses erste Urteil wurde jedoch für verfassungswidrig erklärt, was zu einer erneuten Verhandlung im Jahr 1977 führte, in der er abermals die Todesstrafe erhielt. Im Jahr 1982 wurde auch dieses Urteil aufgrund von Verfahrensfehlern, insbesondere Mängeln bei der Einweisung der Geschworenen, aufgehoben. Schließlich wurde Jordan 1998 erneut verurteilt, wobei die Todesstrafe wieder verhängt wurde. Insgesamt wurde er viermal zum Tode verurteilt, was in der Geschichte der US-amerikanischen Justiz ungewöhnlich ist. Kritiker, darunter seine Verteidiger, warfen der Staatsanwaltschaft vor, die Todesstrafe gezielt eingesetzt zu haben, um Jordan für die wiederholte Ausübung seiner Rechte im Berufungsverfahren zu bestrafen. Diese Vorwürfe wurden jedoch nie ausreichend untersucht.
Ein zentraler Punkt in der Debatte um Jordans Verurteilung war sein psychischer Gesundheitszustand.
Experten zufolge litt Jordan seit seinem Militärdienst im Vietnamkrieg an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Diese Diagnose wurde jedoch während seiner Verurteilung im Jahr 1998 nicht angemessen berücksichtigt. Seine Anwälte hatten vor der Strafzumessung ein psychiatrisches Gutachten beantragt, um festzustellen, ob die PTBS seine Handlungen beeinflusst haben könnte. Das Gericht beauftragte jedoch einen Psychiater mit wenig Erfahrung im Umgang mit Kriegsveteranen, der nach einer oberflächlichen Untersuchung zu dem Schluss kam, dass keine Anzeichen für eine PTBS vorlägen. Erst im Jahr 2022 stellte ein spezialisierter Neuropsychologe fest, dass Jordan tatsächlich an PTBS litt, sowohl zum Zeitpunkt der Verurteilung als auch danach. Diese Erkenntnis wurde von einer weiteren medizinischen Fachkraft bestätigt, doch die Geschworenen hatten während der Verfahren keine Kenntnis von diesen Befunden. Dies führte zu erheblicher Kritik an der Fairness des Verfahrens, da Jordan kein unabhängiger Sachverständiger für psychische Gesundheit zur Seite gestellt wurde, obwohl er einen gesetzlichen Anspruch darauf hatte.
Amnesty International und andere Organisationen setzten sich intensiv für eine Begnadigung ein und forderten den Gouverneur von Mississippi auf, das Todesurteil in eine Haftstrafe umzuwandeln. Sie argumentierten, dass die Hinrichtung angesichts der neuen Erkenntnisse über Jordans psychische Erkrankung und der Mängel im Verfahren ungerechtfertigt sei. Die Organisation betonte zudem ihre grundsätzliche Ablehnung der Todesstrafe in allen Fällen, unabhängig von der Schwere des Verbrechens. In ihrem Appell machten sie deutlich, dass sie keineswegs die Schwere von Jordans Tat oder das Leid der Opfer relativieren wollten, sondern vielmehr auf die Notwendigkeit eines fairen und humanen Justizsystems hinwiesen.
Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen in den USA im Jahr 1976 wurden landesweit 1.629 Todesurteile vollstreckt, davon 23 in Mississippi, die letzte davon am 14. Dezember 2022. Im Jahr 2025 wurden bis zum Zeitpunkt von Jordans Hinrichtung bereits 22 Todesurteile in den USA vollzogen. Die Todesstrafe bleibt in mehr als zwei Dutzend Bundesstaaten legal, obwohl sie in einigen dieser Staaten de facto nicht mehr angewendet wird. Neben der tödlichen Injektion, die in Jordans Fall verwendet wurde, sind in den USA auch andere Hinrichtungsmethoden wie der elektrische Stuhl oder das Erschießungskommando zugelassen.
Jordans Hinrichtung markiert das Ende eines fast 50-jährigen juristischen und gesellschaftlichen Streits um seinen Fall.
Sie wirft erneut Fragen zur Anwendung der Todesstrafe in den USA auf, insbesondere in Bezug auf die Berücksichtigung psychischer Erkrankungen und die Fairness von Verfahren, die über Leben und Tod entscheiden. Trotz der Bemühungen von Menschenrechtsgruppen und der komplexen Verfahrensgeschichte konnte die Exekution nicht verhindert werden, was die anhaltenden Kontroversen um die Todesstrafe in den Vereinigten Staaten verdeutlicht.
Quellen:AP, CNN,DoC Mississippi,
