Titelbild: Beispielbild Pixabay
Die Militärregierung Myanmars hat nach eigenen Angaben in einer großangelegten Razzia gegen Cyberbetrugszentren innerhalb von nur fünf Tagen 1.590 ausländische Staatsbürger festgenommen. Die meisten von ihnen waren illegal ins Land eingereist und wurden in Verbindung mit Online-Betrug und illegalem Glücksspiel inhaftiert. Die staatliche Zeitung „The Global New Light of Myanmar“ berichtete am Sonntag über die Operationen, die von Dienstag bis Samstag stattfanden.
Besonders intensiv war der Einsatz in der Grenzstadt Shwe Kokko (Bezirk Myawaddy) nahe Thailand: Allein am Samstag wurden dort 223 Personen festgenommen, darunter rund 100 Chinesen. Bei den Razzien beschlagnahmte die Junta unter anderem:
– 2.893 Computer
– 21.750 Mobiltelefone
– 101 Starlink-Satelliten-Internetempfänger
– 21 Router sowie große Mengen weiterer technischer Ausrüstung
Lokale Medien veröffentlichten Aufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie eine Dampfwalze Hunderte von Bildschirmen und Handys zerstört.
Starlink-Skandal im Hintergrund
Erst im Oktober hatte eine AFP-Recherche enthüllt, dass in Myanmars Betrugszentren tausende Starlink-Terminals illegal genutzt wurden. Daraufhin schaltete SpaceX (Elon Musk) mehr als 2.500 dieser Geräte im Land ab. Innerhalb weniger Monate war Starlink trotz fehlender offizieller Lizenz zum meistgenutzten Internetanbieter Myanmars geworden – ein entscheidender Faktor für die abgelegenen Scam-Compound.
Druck aus Peking als Treiber
Beobachter sehen den harten Kurs der Junta vor allem als Reaktion auf massiven Druck aus China, das selbst eines der Hauptzielländer der Betrüger ist und gleichzeitig wichtigster Unterstützer des Regimes bleibt. Seit Februar 2025 geht die Militärführung deutlich aggressiver gegen die Cyberkriminalitäts-Hotspots vor – oft in enger Abstimmung mit chinesischen Behörden.
Menschenhandel und Zwangsarbeit
In den Betrugszentren, vor allem entlang der thailändischen und chinesischen Grenze, werden zehntausende Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen festgehalten. Vielen wurden mit falschen Jobversprechen („gut bezahlte IT-Stellen“) gelockt, anschließend Pässe abgenommen und sie zu Telefon- und Online-Betrug gezwungen. Zahlreiche Befreite berichteten von Schlägen, Elektroschocks, Brandwunden und sexualisierter Gewalt.
Laut einem UN-Bericht von 2023 werden allein in Myanmar mindestens 120.000 Menschen in solchen Zentren ausgebeutet. Der globale Schaden durch die südostasiatische Onlinebetrugsindustrie belief sich 2023 auf geschätzt 37 Milliarden US-Dollar (ca. 32 Milliarden Euro).
Die aktuelle Razzia ist die bisher größte Einzeloperation dieser Art und zeigt, dass die Militärjunta – trotz jahrelanger Vorwürfe des Wegsehens oder sogar der Duldung – unter außenpolitischem Druck nun konsequent handelt, zumindest wenn es um chinesische Interessen geht.
