Titelbild: Mike Mansholt 2016, Facebook privat
Im Juli 2016 unternahm der 17-jährige Mike Mansholt aus Oldenburg in Niedersachsen seinen ersten Urlaub allein auf Malta. Er besuchte zunächst seine Freundin, die dort einen Sprachkurs absolvierte, und blieb nach ihrer Abreise am 17. Juli noch einige Tage auf der Insel.
Am Morgen des 18. Juli 2016 verließ Mike sein Hotel in Sliema, lieh sich ein Mountainbike und schickte eine WhatsApp-Sprachnachricht an seine Familie, in der er erzählte, dass er die Insel mit dem Rad erkunden wolle, trotz der steilen Straßen, die er als sportliche Herausforderung sah. Das war sein letztes Lebenszeichen; gegen 10:11 Uhr war er zuletzt online, danach blieb sein Handy stumm.Als Mike am 22. Juli nicht wie geplant den Rückflug nach Deutschland antrat, meldete seine Familie ihn vermisst.
Die maltesischen Behörden und die deutsche Polizei wurden eingeschaltet, und Mikes Vater Bernd Mansholt reiste sofort nach Malta, um selbst zu suchen. Intensives Suchen mit Helikoptern und Suchtrupps blieb zunächst erfolglos. Am 26. Juli 2016 wurde schließlich in einer Felsspalte am Fuß der Dingli Cliffs, der höchsten Klippen Maltas an der Südküste, die Leiche eines jungen Mannes sowie ein Fahrrad gefunden, das mit dem gemieteten Bike übereinstimmte.
Es handelte sich um Mike Mansholt, der bereits seit mehreren Tagen tot war.Die offizielle Version der maltesischen Behörden lautete zunächst auf einen Unfall: Mike sei beim Radfahren von den Klippen gestürzt. Doch schon vor Ort ergaben sich Widersprüche. Der Leichnam wies keine typischen Verletzungen eines Sturzes aus großer Höhe auf, wie Knochenbrüche oder schwere Traumata, und auch das Fahrrad war nur minimal beschädigt – lediglich ein Platten am Hinterrad und leichte Kratzer. Der Fundort lag zudem unter einem Felsvorsprung, der einen direkten Sturz von oben unwahrscheinlich machte. Mikes Rucksack mit seinem Handy sowie seine GoPro-Actionkamera, mit der er viel gefilmt hatte, fehlten spurlos und tauchten nie wieder auf, obwohl Zeugenaussagen und Polizeiangaben zunächst auf das Vorhandensein der Kamera hinwiesen.
Nach der Überführung der Leiche nach Deutschland führte eine zweite Obduktion zu weiteren schockierenden Erkenntnissen: Dem Körper fehlten fast alle inneren Organe, darunter Herz, Lunge, Leber, Gehirn, Magen, Dünndarm, Niere und mehr. Die maltesische Seite erklärte dies zunächst damit, dass Tiere oder Nager die Organe gefressen hätten, doch die deutschen Gerichtsmediziner fanden keine Bissspuren und hielten diese Erklärung für unwahrscheinlich. Zudem war der Leichnam entgegen Angaben nicht einbalsamiert worden. Die genaue Todesursache blieb ungeklärt, da die fehlenden Organe eine präzise Bestimmung unmöglichten; Fremdverschulden konnte weder eindeutig ausgeschlossen noch bewiesen werden.Besonders die fehlenden Organe nährten in den folgenden Jahren Spekulationen über einen möglichen Organhandel.
In sozialen Medien, YouTube-Videos und einigen Blogbeiträgen wurde diese Theorie intensiv diskutiert, oft mit dramatischen Überschriften wie „Organraub auf Malta“. Es wurde spekuliert, dass Mikes jugendliche, gesunde Organe auf dem Schwarzmarkt entnommen und verkauft worden sein könnten, möglicherweise um einen Mord oder ein anderes Verbrechen zu vertuschen. Solche Theorien beriefen sich auf die ungewöhnliche Entnahme fast aller vitalen Organe, das Fehlen von Bissspuren und die angebliche Inkompetenz oder Vertuschung durch maltesische Behörden. Allerdings hat keine seriöse Untersuchung oder Hilfsorganisation je einen Fall von Organhandel auf Malta dokumentiert, und die logistischen Anforderungen – Organe müssen schnell gekühlt und transportiert werden – machen eine solche Entnahme unter den gegebenen Umständen extrem unwahrscheinlich.Bernd Mansholt selbst, der unermüdlich um Aufklärung kämpfte, hat die Organhandel-Theorie wiederholt ausgeschlossen.
Er erstattete zwar Anzeige wegen illegaler Organentnahme, sah die Ursache jedoch eher in schlampiger oder fehlerhafter Arbeit der maltesischen Behörden und Gerichtsmediziner, etwa dass Organe bei der Obduktion entnommen und nicht wieder eingesetzt wurden, ohne dass dies ordnungsgemäß dokumentiert oder den Angehörigen mitgeteilt wurde. Mike besaß keinen Organspenderausweis, und eine Entnahme ohne Zustimmung wäre illegal gewesen. Bernd Mansholt reiste mehrmals nach Malta, befragte Zeugen, setzte Belohnungen aus und stellte Strafanzeigen. Die Ermittlungen in Malta wurden zwar zeitweise wieder aufgenommen, etwa auf Druck aus Deutschland, doch viele Fragen blieben offen: Warum verschwanden persönliche Gegenstände? Wie erklärt sich der Zustand von Leiche und Fahrrad?
Was geschah wirklich mit den Organen?
Die maltesischen Behörden schlossen die Ermittlungen schließlich mit der Annahme eines Unfalls ab, ohne alle Widersprüche zu klären. Bis heute, auch im Jahr 2025, gibt es keine neuen Erkenntnisse oder eine vollständige Aufklärung. Der Fall Mike Mansholt wurde in deutschen und maltesischen Medien intensiv diskutiert und gilt als rätselhaft. Für die Familie bleibt der Verlust schmerzhaft, geprägt von der Sehnsucht nach Antworten, die wohl nie vollständig kommen werden. Mike, der abenteuerlustige Junge, der die Welt erobern wollte, wurde auf See bestattet, doch die Umstände seines Todes werfen weiterhin Schatten auf jenen Sommerurlaub auf Malta.
