Titelbild: Beispielbild Pixabay
Neue Bestattungsmethoden haben sich in den letzten Jahren stark verändert, weil Friedhöfe knapp werden, die Kosten für klassische Erdbestattungen und Feuerbestattungen steigen und vor allem das Umweltbewusstsein der Menschen wächst. Viele suchen heute nach Alternativen, die weniger Platz beanspruchen, weniger CO₂ verursachen und gleichzeitig persönlicher oder naturnäher wirken. Dadurch entstehen weltweit völlig neue Verfahren, die teilweise schon zugelassen sind, teilweise noch in der Erprobung oder gesetzlich nur in einzelnen Ländern erlaubt.
Eine der bekanntesten und emotional ansprechendsten neuen Methoden ist die Rekomposition, auch Humusbestattung oder menschliche Kompostierung genannt. Dabei wird der verstorbene Körper in einem speziellen Stahlbehälter zusammen mit organischen Materialien wie Holzspänen, Luzerne und Stroh gelagert. Durch kontrollierte Temperatur, Feuchtigkeit und Sauerstoffzufuhr beschleunigt sich der natürliche Zersetzungsprozess enorm. Nach etwa vier bis sechs Wochen ist der Körper vollständig in nährstoffreiche Erde umgewandelt – etwa ein Kubikmeter hochwertiger Humus pro Person.
Diese Erde kann dann von den Angehörigen mit nach Hause genommen und etwa unter einem Baum oder in einem Garten verstreut oder eingepflanzt werden. In den USA (z. B. im Bundesstaat Washington, Colorado, Oregon, Kalifornien und inzwischen über ein Dutzend weitere) ist Recomposition seit 2019 bzw. den folgenden Jahren legal und wird von Unternehmen wie Recompose oder Return Home angeboten. In Deutschland und Europa ist das Verfahren bisher nicht zugelassen, weil es hier noch als „unwürdige“ Behandlung eines Leichnams gilt, doch die Diskussion wird intensiver.
Eine weitere Methode, die stark an Bedeutung gewinnt, ist die Promession, eine ökologische Trocknung mit Flüssigstickstoff. Der Körper wird zunächst tiefgekühlt (-18 °C), dann in eine Kammer mit flüssigem Stickstoff (-196 °C) getaucht und wird spröde.
Durch sanfte Vibration zerfällt er in kleine Partikel, das Wasser wird im Vakuum entzogen, sodass ein trockenes, geruchloses Pulver übrig bleibt – etwa 25–30 kg pro Person. Metallteile (z. B. Hüftprothesen) werden magnetisch aussortiert und recycelt. Das Pulver kann in einer biologisch abbaubaren Urne nur wenige Zentimeter tief im Boden beigesetzt werden, wo es sich innerhalb von sechs bis achtzehn Monaten vollständig in Humus umwandelt. Die Wurzeln eines neu gepflanzten Baumes nehmen die Nährstoffe direkt auf. Promession wurde von der schwedischen Biologin Susanne Wiigh-Mäsak entwickelt und ist bisher nur in Schweden und Südkorea teilweise zugelassen, wird aber in vielen Ländern diskutiert.
Ebenfalls sehr innovativ ist die Alkalische Hydrolyse (auch Resomation oder Wasserbestattung genannt). Hier wird der Körper in einem Druckbehälter mit 95 °C heißem Wasser und Kalilauge (Kaliumhydroxid) behandelt. Innerhalb von drei bis vier Stunden löst sich das Weichgewebe vollständig auf, übrig bleiben die mineralisierten Knochen, die anschließend wie bei der Kremation getrocknet und zermahlen werden können. Die flüssige Restlösung ist steril und enthält Aminosäuren, Peptide, Salze und Seifen – sie wird in vielen Anlagen ins Abwasser geleitet (was kontrovers diskutiert wird) oder kann als Dünger verwendet werden. Die Methode verbraucht etwa 90 % weniger Energie als eine Feuerbestattung und erzeugt keinen Quecksilberausstoß aus Zahnfüllungen.
Alkalische Hydrolyse ist in mehreren US-Bundesstaaten, in Kanada, Südafrika, Australien und den Niederlanden erlaubt, in Großbritannien gibt es bereits erste Anlagen.
Eine besonders poetische und zunehmend nachgefragte Möglichkeit ist die Baumbestattung oder der Friedwald. Hier wird die Asche nach einer regulären Kremation in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines selbst gewählten Baumes beigesetzt. In Deutschland gibt es inzwischen über 250 Friedwälder und ähnliche Ruheforst-Angebote, auch in der Schweiz, Österreich und den Niederlanden boomen sie. Es gibt keine Grabsteine, nur ein kleines Namensschild am Baum, und die Pflege übernimmt die Natur. Immer häufiger wird die klassische Asche auch in Gedenkdiamanten verwandelt: Aus dem im Körper enthaltenen Kohlenstoff (oder aus der Asche) wird unter hohem Druck und hoher Temperatur ein synthetischer Diamant gezüchtet, der dann als Schmuck getragen werden kann.
Eine noch experimentellere Variante ist die Kryomation mit anschließender Weltraumbestattung oder die Umwandlung von Asche in Glasobjekte, in Vinyl-Schallplatten oder sogar in Korallenriffe (durch Einbringen der Asche in künstliche Riffe im Meer). In Japan, wo Platz extrem knapp ist, entstehen hochmoderne vertikale Friedhöfe mit Leuchtschrift und Chipkarten-Zugang, und in Südkorea werden verstorbene Menschen teilweise zu glänzenden Perlen komprimiert, die in kleinen Glasgefäßen aufbewahrt werden.
All diese neuen Methoden haben gemeinsam, dass sie versuchen, Tod und Erinnerung wieder stärker in den Kreislauf der Natur einzubinden, Ressourcen zu schonen und den Wünschen vieler Menschen nach Individualität und Ökologie gerecht zu werden. Während traditionelle Kirchen und Bestattungsunternehmen teilweise noch zögern oder ablehnen, wächst besonders bei jüngeren Generationen die Offenheit für diese Alternativen enorm. In vielen Ländern verändert sich deshalb gerade das Bestattungsrecht, und was vor zehn Jahren noch undenkbar war, wird langsam Normalität. Der Tod bleibt gleich – aber wie wir ihn begleiten und wohin wir danach gehen, wird vielfältiger denn je.
