Titelbild: Beispielbild Pixabay
Die Arbeitselefanten in Südasien verkörpern eine der tragischsten Facetten der Mensch-Tier-Beziehung in dieser Region, wo uralte Traditionen auf moderne Tierschutzansprüche prallen und oft genug in einem Meer aus Leid untergehen.
In Ländern wie Myanmar, Thailand, Indien und Sri Lanka, die das Herz Südasien bilden, werden asiatische Elefanten seit Jahrhunderten als unermüdliche Träger von Lasten eingesetzt – sei es im dichten Regenwald, auf Baustellen oder in der Forstwirtschaft –, doch hinter dieser scheinbar symbiotischen Partnerschaft lauern Grausamkeiten, die die Tiere nicht nur körperlich zerstören, sondern auch seelisch brechen.
Die Kritik an diesem System ist so alt wie die Praktiken selbst, doch sie hat in den letzten Jahren an Schärfe gewonnen, getrieben von globalen Tierschutzorganisationen, investigativen Berichten und einem wachsenden Bewusstsein unter Touristen, die längst nicht mehr nur staunend zuschauen, sondern fordern, dass der Preis für ein Selfie mit einem Rüssel nicht in Blut und Tränen bezahlt werden muss.
Stellen Sie sich vor, ein Wesen, das in der Wildnis Dutzende von Kilometern täglich zurücklegt, in matriarchalen Herden lebt, die komplexe soziale Bindungen pflegen und ein Gedächtnis besitzen, das Jahrzehnte umspannt, wird hier zu einem bloßen Werkzeug degradiert, angekettet in engen Lagern, wo der Betonboden seine Gelenke zerfrisst und die Sonne seine Haut verbrennt, während der Mahout, der Elefantenführer, mit Haken und Stöcken seine Dominanz durchsetzt – eine Realität, die nicht nur ethisch verwerflich ist, sondern auch die ohnehin gefährdete Population des asiatischen Elefanten weiter in den Abgrund treibt.
Die Wurzeln dieses Problems reichen tief in die Kolonialgeschichte zurück, insbesondere in Myanmar, wo der Einsatz von Arbeitselefanten in der Teakholzgewinnung auf die britische Herrschaft im 19. Jahrhundert zurückgeht und bis heute andauert, obwohl der Sektor durch Umweltschutzmaßnahmen schrumpft. Hier, am Ufer des Indawgyi-Sees, wo die Luft schwer von Feuchtigkeit und dem Duft tropischer Wälder ist, leben rund 4.800 Elefanten in staatlichem oder privatem Besitz, ein Drittel der weltweit etwa 15.000 domestizierten asiatischen Elefanten, die allesamt unter ähnlich prekären Bedingungen leiden. Die traditionelle Zähmung, bekannt als Phajan oder „Brechen des Geistes“, ist ein Ritual der Folter.
Junge Kälber, oft gewaltsam von ihren Müttern getrennt, werden tagelang in engen Käfigen angekettet, hungern gelassen, mit Speeren und Feuer gepeitscht, bis ihr natürlicher Wille erlischt und sie vor Menschen kapitulieren.
Diese Methode, die in Myanmar kaum von Tierschutzgesetzen berührt wird, hinterlässt nicht nur Narben auf der Haut – Verbrennungen, offene Wunden, deformierte Wirbelsäulen von jahrelangem Lastentragen –, sondern auch unsichtbare Traumata: Elefanten, die in Panik geraten, sobald ein Fremder naht, die nachts winseln wie verlassene Kinder oder apathisch in der Ecke kauern, unfähig, die Freiheit der Wildnis zu erahnen, die sie nie gekannt haben.
Medizinische Versorgung?
Ein Witz.
Viele Tiere hinken mit eiternden Infektionen herum, ihre Stoßzähne werden illegal entfernt, und ihre Lebenserwartung sinkt von natürlichen 60 Jahren auf lächerliche 40, geplagt von Unterernährung und Erschöpfung. Und während der Regenwald schrumpft – von 58 Prozent der Landesfläche 1990 auf 45 Prozent 2015 –, werden Tausende dieser Giganten arbeitslos, vertrieben in staubige Camps, wo sie betteln oder für Touristen posieren müssen, ein Schicksal, das den Mahouts, oft selbst in Armut gefangen, keine Alternative lässt. Über die Grenze in Thailand, wo der Elefant als nationales Symbol verehrt wird und doch zum bloßen Touristenköder verkommt, verschärft sich das Leid durch den gnadenlosen Druck der Unterhaltungsindustrie. Mit über 100.000 Arbeitselefanten vor einem Jahrhundert hat sich die Zahl zwar halbiert, doch die verbliebenen 7.000 Tiere in Camps und Shows ertragen ein Inferno aus Missbrauch: Sie tanzen in grellen Lichtern, balancieren auf wackeligen Bällen, reiten durch Flüsse mit quengelnden Kindern auf dem Rücken – alles erzwungen durch den „Bullenhaken“, ein Metallstab mit Spitze, der in empfindliche Stellen bohrt und Narben fürs Leben hinterlässt. Tierschützer wie Sangduen „Lek“ Chailert, die „Elefantenflüsterin“, enthüllen in ihren Parks die Geschichten der Gequälten: Ein Bulle, der erblindet wurde durch endlose Märsche unter der Sonne; eine Kuh, die nach der brutalen Trennung von ihrem Kalb nie mehr vertraut; Bettelelefanten in Bangkok, die nachts in Parkhäusern angekettet werden, atemlos vor Abgasen und Lärm. Die Kritik tobt. Organisationen wie die Welttierschutzgesellschaft und Future for Elephants e.V. dokumentieren, wie Babys aus der Wildnis gerissen und gefoltert werden, um den Touristenhunger zu stillen, der jährlich Millionen einbringt, aber die Tiere in einen Kreislauf aus Stress und Isolation treibt. Artgerechte Haltung? Kaum vorhanden. Elefanten, soziale Wesen, die in Herden von bis zu 100 Individuen gedeihen, vegetieren hier allein oder in kleinen Gruppen dahin, ohne Schlammbäder, die ihre Haut schützen, oder ausreichend Futter, das ihre 150 Kilogramm täglichen Bedarf deckt. Und die Konsequenzen reichen weiter. Der illegale Handel blüht, Elefanten werden aus Myanmar geschmuggelt, um Lücken zu füllen, während die Wildpopulation – nur 40.000 Tiere weltweit – durch Habitatverlust und Wilderei schwindet, ein Teufelskreis, in dem der Mensch der unerbittliche Architekt ist.In Indien und Sri Lanka, wo Elefanten kulturell heilig sind – denken Sie an Ganesha oder die prächtigen Prozessionen in Kandy –, mischt sich spirituelle Reverenz mit alltäglicher Barbarei. Indische Arbeitselefanten schleppen Ziegel in stickigen Steinbrüchen, ihre Rücken gebeugt unter Ketten, die in die Fleisch schneiden, während in Sri Lanka reiche Familien und Tempel sie als Statussymbole halten, oft in engen Ställen, wo sie stundenlang unbewegt verharren, durstig und hungrig.
Biometrische Ausweise für Elefanten, wie Sri Lanka sie 2023 einführte, klingen innovativ – sie sollen Missbrauch tracken und Reitern Trinkpausen vorschreiben –, doch Beschwerden über Quälerei häufen sich. Verbotene Schläge, Futterentzug, Zwangsreiten bei Festivals, wo die Tiere in Panik stampfen und Menschen verletzen. Der Tierschutzbund warnt. Diese Praktiken fördern Konflikte mit der Wildnis, wo Elefanten in Plantagen einfallen und vergiftetes Futter fressen, was zu grausamen Toden führt. Langfristig, so die Experten, ist Auswilderung illusorisch – traumatisierte Arbeitselefanten passen nicht mehr in Herden ein –, doch Sanctuaries wie das Elephant Nature Park in Thailand bieten Hoffnung: Hier fressen die Tiere Gras am Fluss, baden freiwillig, lernen Mahouts sanfte Führung, und Besucher beobachten aus der Distanz, ohne Berührung. Dennoch bleibt die Kritik radikal: Solange der Tourismus auf Reiten und Shows basiert, blutet das System weiter; ethische Alternativen wie Freiwildbeobachtung oder Bildungszentren müssen priorisiert werden, um den Elefanten nicht nur ein Überleben, sondern ein Leben zu schenken.Am Ende steht die Frage: Wie lange noch?
Die asiatischen Elefanten, bedroht nach IUCN-Standards, sterben aus unter unserer Last – physisch, kulturell, ökonomisch. Südasien muss umdenken, von der Kolonialerbschaft zur Koexistenz, von Ausbeutung zur Erhaltung. Tierschützer fordern globale Boykotte von Elefantenreisen, strengere Gesetze gegen Zähmung und Investitionen in Retraining-Programme für Mahouts, die aus der Armut entkommen können. Ohne das bleibt der Rüssel, Symbol der Weisheit, ein stummer Schrei nach Erlösung, der in den Dschungeln Südasien widerhallt und uns alle anklagt.
