Die Ursachen für Tierhortung sind vielschichtig und oft mit psychischen Störungen verbunden. Obwohl Tierhortung kein eigenständiger Diagnosebegriff in psychiatrischen Klassifikationssystemen wie DSM-5 oder ICD-10 ist, wird es als Symptom von Störungen wie Zwangsstörungen, Horten-Syndrom oder Bindungsstörungen betrachtet. Häufig sind die Betroffenen – statistisch gesehen oft alleinlebende Frauen – von einem starken emotionalen Bedürfnis getrieben, Tiere zu „retten“ oder zu „beschützen“. Sie sehen die Tiere als Ersatz für fehlende soziale Beziehungen oder als Ausdruck ihrer Fürsorge, verlieren jedoch die Fähigkeit, die Grenzen ihrer Versorgungskapazitäten zu erkennen. Dies führt zu einer paradoxen Situation: Aus Liebe zu den Tieren sammeln sie immer mehr an, obwohl sie weder die finanziellen noch die räumlichen Mittel haben, um für sie zu sorgen. Manche Betroffene leiden zudem unter traumatischen Erlebnissen oder Persönlichkeitsstörungen, die ihr Verhalten verstärken. So gibt es unterschiedliche Typen von Tierhortern. Manche agieren als „übertriebene Pfleger“, die ihre Fürsorge übertreiben, andere als „Retter“, die jedes Tier aufnehmen, weil sie es vor einem vermeintlich schlimmen Schicksal bewahren wollen.
Die Auswirkungen von Tierhortung sind gravierend, sowohl für die Tiere als auch für die Menschen. Die Tiere leben oft in katastrophalen Bedingungen. Sie sind unterernährt, dehydriert, von Parasiten befallen oder schwer krank. Da viele nicht kastriert werden, kommt es zu unkontrollierter Vermehrung, was die Situation verschärft. In extremen Fällen sterben Tiere an den Folgen der Vernachlässigung, und die Überlebenden müssen häufig eingeschläfert werden, da sie nicht mehr zu retten sind. Für die Betroffenen selbst wird das Leben ebenfalls chaotisch. Ihre Wohnungen oder Grundstücke verwandeln sich oft in unhygienische, unbewohnbare Orte, geprägt von Tierkot, Ungeziefer und Gestank, was wiederum gesundheitliche Risiken wie Allergien oder Infektionen mit sich bringt. Die soziale Isolation verstärkt sich, da Nachbarn oder Behörden auf die Zustände aufmerksam werden und Konflikte entstehen. Gesellschaftlich gesehen belastet Tierhortung Tierschutzorganisationen, Tierheime und Behörden erheblich. In Deutschland werden jährlich Hunderte solcher Fälle gemeldet, die nicht nur emotional, sondern auch finanziell aufwendig sind, da Rettungsaktionen und die Versorgung der Tiere Kosten in Millionenhöhe verursachen können.
Ein Beispiel aus dem Jahr 2025 verdeutlicht die Dimensionen des Problems. In Magdeburg wurden auf einem Grundstück etwa 400 tote und 600 lebende Schafe sowie 27 Hunde entdeckt, die unter katastrophalen Bedingungen gehalten wurden. Viele Tiere waren so stark verwahrlost, dass sie eingeschläfert werden mussten. Solche Fälle sind keine Einzelfälle. Häufig betreffen sie Katzen oder Hunde in sogenannten Messie-Wohnungen, wo Nachbarn durch Geruch oder Lärm auf die Situation aufmerksam werden. Diese Vorfälle zeigen, wie schnell Tierhortung außer Kontrolle geraten kann und wie schwierig es für Behörden ist, angemessen zu reagieren, insbesondere wenn die Betroffenen jede Hilfe ablehnen.
Der Umgang mit Tierhortung erfordert ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen. In Deutschland sind die Veterinärämter zuständig, die bei Verdacht auf Tierquälerei einschreiten, Tiere konfiszieren, Bußgelder verhängen oder Auflagen erteilen können. In schwerwiegenden Fällen drohen Haftstrafen gemäß § 17 des Tierschutzgesetzes. Doch die reine Konfiszierung der Tiere löst das Problem nicht, da viele Betroffene ohne psychologische Unterstützung erneut Tiere ansammeln. Psychotherapie, etwa in Form von kognitiver Verhaltenstherapie, ist entscheidend, um die zugrunde liegenden psychischen Probleme zu behandeln. Organisationen wie aktion tier e.V. bieten Beratung und Unterstützung an, sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Präventiv ist es wichtig, die Öffentlichkeit für verantwortungsvolle Tierhaltung zu sensibilisieren, die Bedeutung von Kastration zu betonen und frühzeitig auf Anzeichen von Tierhortung zu reagieren. Verdachtsfälle können anonym an Tierschutzvereine oder die Polizei gemeldet werden, um schnelles Handeln zu ermöglichen.
Tierhortung ist ein trauriges Beispiel dafür, wie gute Absichten in Leid münden können. Es erfordert ein hohes Maß an Empathie, sowohl für die Tiere als auch für die Betroffenen, sowie ein koordiniertes Vorgehen von Behörden, Tierschutzorganisationen und psychosozialen Diensten, um nachhaltige Lösungen zu finden. Wenn du tiefer in einen bestimmten Aspekt, wie etwa die psychologischen Hintergründe oder spezifische Fälle in Deutschland, eintauchen möchtest, lass es mich wissen!
