Titelbild: Futterstelle, kasaan media, 2025
Die Winterfütterung von Vögeln hat in Deutschland eine lange Tradition und erfreut sich großer Beliebtheit, weil sie nicht nur den Tieren in der kalten Jahreszeit hilft, sondern auch den Menschen ein faszinierendes Naturerlebnis direkt vor dem Fenster bietet. Wenn Schnee und Frost die natürlichen Nahrungsquellen bedecken oder einfrieren, verbrauchen die kleinen Gartenvögel enorm viel Energie, um ihre Körpertemperatur von etwa 40 Grad aufrechtzuerhalten. In solchen Phasen kann eine gezielte Zufütterung lebensrettend sein, insbesondere in städtischen Gebieten, wo das natürliche Futterangebot ohnehin knapp ist.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) betont, dass die Fütterung vor allem von November bis Ende Februar sinnvoll ist, wenn anhaltender Frost oder eine geschlossene Schneedecke herrscht. In dieser Zeit profitieren vor allem häufige Arten wie Meisen, Finken, Sperlinge, Amseln, Rotkehlchen oder Kleiber von dem Angebot, da sie flexibel auf energiereiches Futter umstellen können. Bedrohte Vogelarten werden hingegen selten erreicht, sodass die Winterfütterung keinen entscheidenden Beitrag zum Artenschutz leistet – sie dient vielmehr der Freude an der Beobachtung und der Unterstützung in harten Wintern. Wichtig ist, dass man, einmal begonnen, kontinuierlich füttert, damit sich die Vögel nicht plötzlich ohne Nahrung wiederfinden.
Beim Futter selbst kommt es auf Qualität und Artgerechtheit an. Als Basis eignen sich Sonnenblumenkerne, die fast alle Arten annehmen und reich an Energie sind. Ergänzend helfen ungesalzene Erdnüsse, Hanf- oder Mohnsamen für Körnerfresser wie Finken und Sperlinge. Weichfutterfresser wie Amseln, Rotkehlchen oder Heckenbraunellen freuen sich über Haferflocken, Rosinen, Kleie oder weiches Obst, das bodennah angeboten werden sollte. Fettfutter wie Meisenknödel oder -ringe liefert wertvolle Kalorien, muss aber unbedingt ohne Plastiknetz sein, um Verletzungen zu vermeiden. Auf keinen Fall gehören Brotreste, gesalzene Speisen oder Küchenabfälle ans Futterhäuschen – sie quellen im Magen auf, verderben schnell oder sind giftig.
Hygiene spielt eine zentrale Rolle, denn an belebten Futterstellen können sich Krankheitserreger wie Salmonellen oder Trichomonaden leicht ausbreiten. Der NABU empfiehlt daher geschlossene Futtersilos oder -säulen, in denen das Futter trocken bleibt und nicht mit Kot verunreinigt wird. Offene Häuschen sollten regelmäßig mit heißem Wasser gereinigt werden. Der Standort sollte katzensicher sein – hoch genug und übersichtlich, damit sich die Vögel nicht anschleichen lassen, aber mit nahen Büschen oder Bäumen als Deckung vor Greifvögeln. Auch reflektierende Fensterscheiben in der Nähe mit Aufklebern kennzeichnen, um Kollisionen zu verhindern.
Eine richtig durchgeführte Winterfütterung hilft den Vögeln in schwierigen Zeiten und uns Menschen schenkt es unvergessliche Momente der Nähe zur Natur. Wer langfristig mehr tun möchte, gestaltet den Garten naturnah mit heimischen Sträuchern, die Beeren tragen, oder lässt Laubhaufen liegen – das bietet ganzjährig Nahrung und Unterschlupf und unterstützt die Artenvielfalt nachhaltiger als jede Futterstelle allein.
