Quellen: AP und Todesstrafen Dokumentations Zentrum in Washington
Titelbild: Bryant, South Carolina Department of Corrections
Stephen Corey Bryant, ein 44-jähriger Mann aus dem ländlichen Sumter County in South Carolina, wurde am Freitagabend, dem 14. November 2025, um 18:05 Uhr Ortszeit durch ein Erschießungskommando hingerichtet – eine Methode, die in den USA seit Jahrzehnten selten angewandt wird und die in South Carolina erst kürzlich wiederbelebt wurde.
Diese Hinrichtung markierte den dritten Einsatz eines Erschiessungskommandos im Bundesstaat in diesem Jahr und die siebte Exekution insgesamt seit September 2024, nach einer 13-jährigen Pause, die hauptsächlich durch die Schwierigkeit bedingt war, geeignete Medikamente für die Giftspritze zu beschaffen.
Bryant, der sich 2008 schuldig bekannt hatte, war für eine brutale Mordserie im Oktober 2004 verantwortlich, die drei Menschenleben forderte und mit einer provokanten Nachricht in Opfers Blut endete, die als direkte Herausforderung an die Polizei diente. Seine Geschichte ist geprägt von einer schwierigen Kindheit, einer Eskalation zu Gewalt und einem langen Rechtsprozess, der letztlich zu einer der kontroversesten Formen der Todesstrafe führte.Bryants Leben begann unter schwierigen Umständen in einer dysfunktionalen Familie in South Carolina, wo er als Kind physischer und sexueller Missbrauch durch Verwandte erlitt. Seine Anwälte argumentierten später, dass seine Mutter während der Schwangerschaft exzessiv Alkohol und Drogen konsumiert habe, was zu bleibenden Hirnschäden bei ihm geführt habe – ein Aspekt, der in den finalen Berufungen thematisiert wurde, aber vom South Carolina Supreme Court als irrelevant abgetan wurde. In seiner Jugend geriet Bryant früh in Konflikt mit dem Gesetz; er wurde wegen Einbrüchen verurteilt und stand 2004 unter Bewährung, als seine Verbrechen eine dramatische Wendung nahmen.
Über einen Zeitraum von acht Tagen entfaltete sich eine wahre Gewaltspirale, die als „Crime Spree“ bekannt wurde und die ländlichen Gebiete um Sumter County in Angst und Schrecken versetzte. Bryant, der oft als „Prowler“ – der Eindringling – bezeichnet wurde, nutzte scheinbar harmlose Vorwände, um seine Opfer anzulocken, und handelte mit einer Kälte und Methodik, die seine Ankläger als „hinterhältig und genussvoll“ beschrieben.Der erste Mord ereignete sich, als Bryant einem Mann ein Mitfahrgelegenheit anbot und ihn später, unter dem Vorwand, er müsse an einer abgelegenen Straße urinieren, in den Rücken schoss.
Nur Tage später wiederholte er ein ähnliches Szenario mit einem zweiten Opfer, das er auf dieselbe Weise tötete. Der dritte und markanteste Mord geschah am 22. Oktober 2004 am Haus des 62-jährigen Willard „T.J.“ Tietjen, eines pensionierten Arbeiters, der in einer isolierten Hütte in der Nähe von Sumter lebte. Bryant klopfte an die Tür, behauptete, Autoprobleme zu haben, und wurde hereingebeten. Was als harmlose Nachbarschaftshilfe begann, mündete in eine grausame Hinrichtung.
Bryant erschoss Tietjen mehrmals, durchsuchte das Haus nach Wertgegenständen und tauchte anschließend seinen Finger in das Blut des Sterbenden, um mit großen, unordentlichen Buchstaben die Worte „Catch me if u can“ – „Fang mich, wenn du kannst“ – an die Wand zu schmieren. Diese provokante Botschaft, die wie ein Hohn aus einem Thrillerfilm wirkte, wurde von den Ermittlern als direkte Provokation gegenüber dem Sumter County Sheriff’s Office interpretiert. Sheriff Tommy Mims, der Bryants Festnahme 2004 ankündigte, betonte später, wie sehr diese Nachricht die Ermittlungen angetrieben habe.
Tietjens Frau Mildred, mit der er 39 Jahre verheiratet gewesen war, entdeckte die Szene und musste die Worte lesen, während sie ihren sterbenden Ehemann in den Armen hielt; ihre Aussage im Prozess beschrieb die „gratuitöse Grausamkeit“, die Bryant ihrer Familie angetan habe. Insgesamt überlebte ein weiteres Opfer schwer verletzt, was die Anklage auf Mord, versuchten Mord und schwere Körperverletzung stützte. Bryants Festnahme erfolgte rasch nach den Taten; er wurde in der Nähe des Tatorts aufgegriffen, gestand die Verbrechen und plädierte 2008 schuldig, um eine Jury-Entscheidung zu vermeiden. Dennoch wurde er zum Tode verurteilt, eine Strafe, die in South Carolina für besonders brutale Morde vorgesehen ist. Über die folgenden 21 Jahre hinweg kämpften seine Anwälte in mehreren Instanzen gegen die Vollstreckung, argumentierten mit mangelnder Berücksichtigung seiner Hirnschäden – ein voller Gehirnscan sei vor dem Prozess 2008 nicht durchgeführt worden – und betonten seine Reue sowie seine positiven Veränderungen im Gefängnis. Sie beschrieben ihn als jemanden, der enge Freundschaften geschlossen, seine Familie vergeben und eine tiefe Verbundenheit mit der Natur entwickelt habe, inklusive einer Leidenschaft für Wasser und die Welt draußen.
In den Wochen vor den Morden habe Bryant sogar Hilfe gesucht, was auf innere Konflikte hindeute. Doch das Gericht wog die „Planung und Brutalität“ seiner Taten höher und lehnte die letzte Berufung am Montag, dem 11. November 2025, ab. Gouverneur Henry McMaster, ein Republikaner, der kein Gnadengesuch gewährt hat, verweigerte ebenfalls die Begnadigung – eine Formalität, die erst Minuten vor der Hinrichtung bekannt gegeben wurde.
South Carolinas Rückkehr zur Todesstrafe nach der langen Pause war von Debatten um die Methoden geprägt. Aufgrund von Lieferengpässen bei Giftspritzen erlaubte der Staat den Insassen die Wahl zwischen Giftspritze, Elektrische Stuhl und Erschiesdungskommando, einer Praxis, die Kritiker als „barbarisch“ und „mittelalterlich“ brandmarkten.
Bryant entschied sich im Oktober 2025 für das Erschießungskommando, eine Methode, die in den USA seit 1977 nur sechs Mal angewendet wurde, davon drei in Utah und nun drei in South Carolina innerhalb eines Jahres.
Die erste Hinrichtung war im März 2025 Brad Sigmon, die zweite im April Mikal Mahdi – bei Letzterem gab es Kontroversen, als er scheinbar vor Schmerzen schrie, obwohl eine Autopsie nur zwei Einschusslöcher ergab (das Protokoll sieht drei Schützen mit je einer Kugel vor, von denen eine blind geladen ist).
Bryants letztes Mahl am Mittwochabend, dem 12. November, spiegelte eine gewisse Vorliebe für scharfe und deftige Küche wider: Es umfasste scharfen gemischten Meeresfrüchte-Wok über Reis, gebratenen Fisch über Reis, zwei Frühlingsrollen, drei gefüllte Garnelen, Ente mit Sojasauce, zwei Zero-Riegel, einen deutschen Schokoladenkuchen und zwei Pepsi-Cola-Dosen.
Er machte keine Abschiedsworte, was seine Anwälte als Zeichen von innerer Ruhe deuteten.
Die Hinrichtung selbst fand im Broad River Correctional Institution in Columbia statt, in einem speziell eingerichteten Raum, der neben dem Elektrischem Stuhl auch einen Stuhl für die Erschießung beherbergt.
Um kurz nach 18 Uhr wurde Bryant hereingeführt, an den Stuhl gefesselt, eine Kapuze über den Kopf gezogen und ein kleines Ziel an seine Brust geheftet. Drei ehrenamtliche Strafvollzugsbeamte, alle mit scharfer Munition bewaffnet, feuerten aus etwa 5 Metern Entfernung durch eine Öffnung in der Wand – ein plötzlicher Knall, der die Zeugen zusammenzucken ließ. Das Ziel löste sich und flog durch den Raum, während Blut sich rasch auf Bryants Hemd ausbreitete. Er atmete noch flach, mit einem leichten Zucken, doch innerhalb von drei Minuten erstarb jede Bewegung.
Ein Arzt bestätigte den Tod um 18:05 Uhr. Im Gegensatz zu Mahdis Exekution verlief Bryants Prozess ruhig, wie Medienzeugen berichteten, darunter Reporter der Associated Press, die die flachen Atemzüge als „konstant“ beschrieben. Außerhalb des Gefängnisses protestierten rund 20 Menschen gegen die „brutale und schändliche“ Praxis, darunter Aktivisten wie Rob Kaz, die die Todesstrafe als weder sicherheitsfördernd noch gerecht empfanden. Anwälte wie Bo King, Spezialist für Todesstrafenfälle, hoben Bryants „Gnade und Mut“ hervor und kritisierten die sieben Exekutionen als Zeichen einer rasanten Eskalation, die die USA insgesamt auf 43 Hinrichtungen in 2025 bringe – die höchste Zahl seit 2012.Bryants Tod wirft ein Schlaglicht auf die anhaltenden Kontroversen um die Todesstrafe in den USA, wo South Carolina nun mit Utah gleichzieht und Methoden wie das Erschiesdungskommando– historisch mit Militärstrafen, Wildem Westen und politischer Repression assoziiert – neu belebt.
Während Opferfamilien wie die von Tietjen von einem Abschluss sprechen, sehen Kritiker in Fällen wie diesem eine Verschärfung der Ungerechtigkeit, besonders angesichts unvollständiger medizinischer Untersuchungen und sozialer Ursachen von Gewalt. Die Hinrichtung von Stephen Bryant bleibt somit nicht nur ein Kapitel in South Carolinas dunkler Kriminalgeschichte, sondern ein Mahnmal für die Spannungen zwischen Rache, Gerechtigkeit und Humanität in der modernen Justiz.
