Der Prozess des Sterbefastens beginnt mit der bewussten Entscheidung, keine Nahrung und keine oder nur minimal Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Dies führt innerhalb weniger Tage bis maximal zwei Wochen zu einer fortschreitenden Schwächung des Körpers, da er ohne Energie- und Flüssigkeitszufuhr seine Funktionen nicht aufrechterhalten kann. Der Tod tritt in der Regel durch Dehydrierung oder Organversagen ein. Während dieser Zeit können Betroffene in palliativer Begleitung unterstützt werden, um Schmerzen oder Unwohlsein, wie etwa Mundtrockenheit, zu lindern, ohne das Fasten zu unterbrechen. Solche Begleitung erfolgt oft durch Hospizdienste oder Palliativmediziner, die darauf achten, dass die Entscheidung der Person respektiert wird und sie in Würde sterben kann.
Die Motivation für Sterbefasten ist häufig tief mit dem Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung verbunden. Viele Menschen, die diesen Weg wählen, empfinden ihr Leben als abgeschlossen oder leiden unter unheilbarem körperlichen oder psychischen Schmerz, der ihre Lebensqualität stark einschränkt. Es kann auch eine Alternative zur aktiven Sterbehilfe sein, die in vielen Ländern rechtlich eingeschränkt oder verboten ist. Im Gegensatz zur aktiven Sterbehilfe, bei der ein direkter Eingriff erfolgt, um den Tod herbeizuführen, ist Sterbefasten ein passiver Prozess, der auf dem Verzicht basiert und daher in vielen Rechtsordnungen, wie etwa in Deutschland, rechtlich weniger umstritten ist. Dennoch wirft Sterbefasten ethische und moralische Fragen auf, da es die Grenzen zwischen Selbstbestimmung, Lebensschutz und der Rolle von Angehörigen oder medizinischem Personal berührt.
In der Praxis erfordert Sterbefasten eine klare Willensbekundung und psychische Stabilität, da die Entscheidung nicht aus einer vorübergehenden Krise oder Depression resultieren sollte. In Ländern wie der Schweiz, wo Sterbefasten in bestimmten Kontexten toleriert wird, gibt es Organisationen, die Betroffene und ihre Familien beraten. In Deutschland ist die rechtliche Lage komplex. Während der freiwillige Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit grundsätzlich als Ausdruck der Selbstbestimmung gilt, müssen Ärzte und Pflegekräfte sicherstellen, dass die Entscheidung frei und informiert getroffen wurde. Angehörige stehen oft vor emotionalen Herausforderungen, da sie den Prozess begleiten, ohne die Entscheidung der Person infrage zu stellen.
Kulturell und gesellschaftlich ist Sterbefasten ein kontroverses Thema. In manchen Kulturen wird der Verzicht auf Nahrung als spiritueller Akt angesehen, etwa in religiösen Kontexten wie dem Jainismus, wo bestimmte Formen des Fastens bis zum Tod als Ausdruck höchster spiritueller Reinheit gelten. In westlichen Gesellschaften hingegen wird Sterbefasten oft im Kontext von Palliativmedizin und Sterbebegleitung diskutiert, wobei die Debatte von Fragen nach Lebensqualität, Würde und dem Recht auf ein selbstbestimmtes Ende geprägt ist. Kritiker sehen darin jedoch die Gefahr, dass vulnerable Menschen, etwa durch sozialen Druck oder mangelnde Unterstützung, zu einer solchen Entscheidung gedrängt werden könnten.
Zusammengefasst ist Sterbefasten ein tiefgreifender, selbstbestimmter Akt, der sowohl körperliche als auch emotionale, ethische und rechtliche Dimensionen umfasst. Er erfordert eine sorgfältige Abwägung, Begleitung und Reflexion, um sicherzustellen, dass die Entscheidung im Einklang mit den Werten und Wünschen der betroffenen Person steht.
