Titelbild: Beispielbild Pixabay
In der Nacht zum heutigen Sonntag wurde die Ukraine nach Angaben aus Kiew von Russland mit dem schwersten Drohnen- und Raketenangriff seit Beginn des Krieges im Februar 2022 heimgesucht. Die ukrainische Luftwaffe berichtete, dass Russland insgesamt 805 Kampfdrohnen, neun Marschflugkörper vom Typ Iskander-K und vier ballistische Raketen vom Typ Iskander-M einsetzte. Dieser massive Angriff zielte auf zahlreiche Städte in nahezu allen Landesteilen der Ukraine ab, wobei die Hauptstadt Kiew besonders schwer betroffen war. Dort wurde erstmals das Regierungsgebäude, der Sitz des ukrainischen Ministerkabinetts im historischen Stadtteil Petschersk, getroffen, was eine neue Dimension der Eskalation markiert, da Russland bisher Angriffe auf zentrale Regierungsgebäude vermieden hatte.
Die ukrainische Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko teilte über den Kurznachrichtendienst Telegram mit, dass das Dach und die oberen Stockwerke des Regierungsgebäudes durch den Angriff beschädigt wurden und in Brand gerieten. Fotos, die sie veröffentlichte, zeigten Rauchwolken, die aus dem Gebäude aufstiegen, während Feuerwehrleute und Rettungskräfte vor Ort die Flammen bekämpften und die Löscharbeiten koordinierten. Swyrydenko betonte, dass Gebäude zwar wieder aufgebaut werden könnten, verlorene Menschenleben jedoch unersetzlich seien. Sie forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Angriffe scharf zu verurteilen und den Sanktionsdruck auf Russland, insbesondere gegen dessen Öl- und Gasindustrie, weiter zu verstärken, um auf die Zerstörung zu reagieren.
In Kiew kamen nach Angaben des ukrainischen Zivilschutzes mindestens zwei Menschen ums Leben, darunter eine junge Frau und ein Säugling, sowie eine ältere Frau, die in einem Luftschutzraum Zuflucht gesucht hatte. Weitere 18 Personen wurden in der Hauptstadt verletzt, darunter eine schwangere Frau, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Neben dem Regierungsgebäude wurden mehrere Hochhäuser und Wohnhäuser in verschiedenen Stadtteilen Kiews teils schwer beschädigt. Berichte von Augenzeugen und Journalisten vor Ort beschrieben, wie Hubschrauber über dem Ministerkabinett kreisten und Löschwasser abwarfen, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Es bleibt unklar, ob der Brand durch einen direkten Treffer oder durch herabfallende Trümmer ausgelöst wurde, doch die Symbolkraft des Angriffs auf ein zentrales Regierungsgebäude ist unübersehbar.
Der Angriff beschränkte sich nicht nur auf Kiew. Landesweit lösten die ukrainischen Behörden um 6:06 Uhr morgens einen flächendeckenden Luftalarm aus, um die Bevölkerung vor der massiven Welle aus Drohnen und Raketen zu warnen. In der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk wurde ein 54-jähriger Mann getötet, und mehrere Menschen wurden verletzt. In der nordostukrainischen Region Sumy kam es am Vortag bereits zu einem weiteren Todesopfer, als ein russischer Angriff das Dorf Putywyl traf, wobei auch ein neunjähriges Kind verletzt wurde. Im Südosten, in der Stadt Saporischschja, wurden bei einem Drohnenangriff mindestens 15 Menschen verletzt, vier davon so schwer, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Fotos von zerstörten Wohnhäusern in der Region zeugten von der Wucht der Attacken. Auch andere Städte wie Iwano-Frankiwsk, Chmelnyzkyj und Luzk meldeten Brände und Schäden an zivilen Infrastrukturen, darunter Wohnhäuser, Garagen und Bahnanlagen, die in letzter Zeit verstärkt ins Visier russischer Angriffe geraten sind.
Die ukrainische Luftabwehr zeigte sich trotz der Intensität des Angriffs effektiv und konnte nach eigenen Angaben 747 Drohnen und vier Marschflugkörper abfangen. Dennoch führten die Einschläge an zahlreichen Orten zu erheblichen Schäden und Verlusten. Insgesamt meldeten die Behörden mindestens fünf Todesopfer landesweit, wobei die genaue Zahl der Verletzten und die vollständige Schadensbilanz noch geklärt werden müssen. Die Angriffe trafen nicht nur zivile Infrastruktur, sondern hatten auch Auswirkungen auf den Alltag, da beispielsweise Bahnanlagen beschädigt wurden, was zu Verspätungen von mehr als 20 Zügen führte.
Die jüngste Welle von Angriffen reiht sich in eine Serie intensiver russischer Luftschläge ein, die in den vergangenen Wochen zugenommen haben. Bereits in den Tagen vor dem 7. September berichteten ukrainische Behörden von großangelegten Angriffen mit Hunderten Drohnen und Marschflugkörpern, die auf Städte wie Lutsk, Rivne, Dnipro, Saporischschja und Frontstellungen nahe Pokrovsk abzielten. Parallel dazu führt die Ukraine ihrerseits verstärkt Drohnenangriffe gegen Ziele im russischen Hinterland durch, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte, ohne jedoch Details zu Schäden preiszugeben. Diese gegenseitigen Angriffe verdeutlichen die anhaltende Eskalation des Konflikts, der seit über dreieinhalb Jahren andauert.
Die ukrainische Regierung und Bevölkerung stehen vor der Herausforderung, im Schatten dieser Angriffe den Alltag aufrechtzuerhalten. Der Angriff auf das Regierungsgebäude in Kiew wird nicht nur als militärische, sondern auch als symbolische Attacke gewertet, die die Entschlossenheit der Ukraine weiter auf die harte Probe stellt.
