Titelbild: Beispielbild Pixabay
Das „Kommando Angry Birds“ ist eine selbsternannte linksextremistische Gruppe, die sich zu einem Brandanschlag auf eine Bahnstrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen bekannt hat. Der Vorfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 31. Juli 2025 und führte zu erheblichen Störungen im Bahnverkehr, da eine der wichtigsten Nord-Süd-Hauptstrecken Deutschlands lahmgelegt wurde. Durch das vorsätzlich gelegte Feuer in einem Kabeltunnel wurden Signalanlagen und die Stromversorgung beschädigt, was sowohl den Regional- als auch den Fernverkehr massiv beeinträchtigte. Zehntausende Pendler und Reisende waren betroffen, zahlreiche Züge fielen aus oder mussten umgeleitet werden, was zu erheblichen Verspätungen führte. Die Sperrung der Strecke zog sich bis mindestens Freitagmittag hin, da die Reparaturarbeiten aufgrund der schweren Schäden an den Kabeln zeitaufwendig waren.
Ein weiterer Anschlag folgte heute.
In einem Bekennerschreiben, das auf der linken Plattform Indymedia veröffentlicht wurde, reklamierte das „Kommando Angry Birds“ die Tat für sich. Darin erklärten sie, dass sie mit der Aktion eine bewusste Störung des Bahnverkehrs verursachen wollten, da sie das „industrielle System“ ablehnen. „Vieles würde unendlich viel besser gehen ohne das industrielle System“, heißt es in dem Schreiben, das eine philosophische Kritik an der modernen Industriegesellschaft enthält. Die Gruppe sieht die Natur als unterdrückt und gefesselt durch industrielle Strukturen und argumentiert, dass ein Leben ohne diese Systeme freier und besser wäre. Sie betonten, dass die Störung des Bahnverkehrs, insbesondere im wirtschaftlich bedeutenden Rhein-Alpen-Korridor, ein gezielter Angriff auf die Infrastruktur sei, die sie als Teil eines zerstörerischen Systems betrachten. Der Korridor verbindet wichtige Wirtschaftszentren wie Rotterdam, Duisburg, Köln und Mailand, und eine Störung in diesem Bereich habe weitreichende Auswirkungen auf den Güter- und Personenverkehr.
Die Polizei bestätigte, dass ihr das Bekennerschreiben vorliegt, betonte jedoch, dass die Echtheit noch geprüft werden müsse. Es sei nicht unüblich, dass in solchen Fällen Trittbrettfahrer falsche Bekenntnisse abgeben. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, da die Behörden von einem gezielten Sabotageakt ausgehen. Brandermittler fanden Hinweise auf eine Zündvorrichtung im Kabeltunnel, was die Annahme eines vorsätzlichen Anschlags untermauert. Ein Lokführer hatte frühzeitig Qualm aus dem Tunnel bemerkt und Alarm geschlagen, wodurch Bahnmitarbeiter erste Löschversuche unternahmen, bevor die Feuerwehr eintraf. Dennoch waren die Schäden so schwerwiegend, dass die Strecke für den gesamten Tag unbefahrbar blieb.
Heute meldeten die Behörden einen zweiten Brandanschlag auf dieselbe Bahnstrecke, der offenbar mit einer ähnlichen Zündvorrichtung verübt wurde. Dies deutet darauf hin, dass die Täter gezielt und wiederholt die Infrastruktur angreifen. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen, und die Ermittlungen konzentrieren sich nun darauf, die Täter zu identifizieren und mögliche Verbindungen zu anderen Sabotageakten gegen die Bahn zu untersuchen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Angriffe auf die Bahninfrastruktur, etwa das Durchtrennen von Glasfaserkabeln im Oktober 2022, das den Zugverkehr in Norddeutschland lahmlegte. Ob ein direkter Zusammenhang besteht, ist jedoch unklar.
Das „Kommando Angry Birds“ wird von Experten als Teil einer radikalisierten Strömung innerhalb der Klimabewegung oder anarchistischer Kreise eingeordnet. Politikwissenschaftler wie Andreas Müller sehen in solchen Aktionen eine Ablehnung von Reformen und den Wunsch nach einem völligen Systemumbruch. Die Gruppe scheint sich bewusst für den Namen „Angry Birds“ entschieden zu haben, möglicherweise als ironischen Verweis auf das populäre Videospiel, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr Vorgehen, gezielt kritische Infrastruktur anzugreifen, hat jedoch erhebliche Konsequenzen für die Bevölkerung und die Wirtschaft. Pendler und Reisende reagierten mit Wut und Unverständnis, da die Anschläge vor allem den Alltag vieler Menschen massiv beeinträchtigten.
Die Ermittlungen der Polizei laufen weiter, und es bleibt abzuwarten, ob konkrete Täter gefasst werden können. Die Behörden halten sich derzeit mit Spekulationen über die Hintergründe zurück, betonen aber, dass sie alle möglichen Motive und Verbindungen prüfen. Der Vorfall hat eine Debatte über die Sicherheit kritischer Infrastruktur in Deutschland ausgelöst, da die Bahn als Rückgrat des Verkehrs besonders anfällig für solche Angriffe zu sein scheint. Bis die Strecke vollständig repariert ist, müssen Reisende weiterhin mit Einschränkungen rechnen, während die Behörden versuchen, weitere Anschläge zu verhindern.
Doch es gibt noch andere Verdächtige, die von dem „Kommando Angry Birds“ profitieren könnten. Aus diesem Grund muss zunächst die Echtheit des Bekennerschreibens überprüft werden.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 haben westliche Sicherheitsbehörden eine Zunahme von Sabotageakten in Europa registriert, die teilweise Russland zugeschrieben werden. Diese Aktivitäten reichen von der Zerstörung kritischer Infrastruktur, wie Internetkabeln und Pipelines, bis hin zu Brandanschlägen auf militärische Einrichtungen. Ein prominentes Beispiel ist der Brandanschlag auf Bundeswehr-Lastwagen in Erfurt im Juni 2025, bei dem sechs Fahrzeuge auf einem Werkstattgelände in Flammen aufgingen. Russische Propaganda-Kanäle, wie der Telegram-Kanal „Besessen vom Krieg“, verbreiteten Bilder und Videos des Vorfalls und behaupteten, „unsere Leute“ hätten die Fahrzeuge angezündet, um die Unterstützung der Ukraine zu sabotieren. Die Staatsanwaltschaft Erfurt bestätigte, dass sie in alle Richtungen ermittelt, einschließlich möglicher russischer Verbindungen, konnte jedoch keine definitive Urheberschaft feststellen. Das Bundesverteidigungsministerium wies zudem darauf hin, dass die Fahrzeuge nicht für die Ukraine bestimmt waren, was die russischen Behauptungen teilweise entkräftet. Dieser Fall zeigt, wie russische Akteure Sabotageakte für Propaganda nutzen können, ohne dass eine direkte Beteiligung bewiesen ist.
In einem breiteren Kontext hat Russland seit Jahren hybride Kriegsführung eingesetzt, die Sabotage, Desinformation und Spionage kombiniert, um westliche Staaten zu destabilisieren. Berichte von Sicherheitsbehörden, wie dem deutschen Verfassungsschutz, deuten darauf hin, dass russische Geheimdienste, insbesondere der GRU und der FSB, in Europa operieren, oft über sogenannte „Wegwerf-Agenten“ – Personen, die für einzelne Aktionen rekrutiert werden, ohne langfristige Bindung an den Geheimdienst. Ein Beispiel dafür ist die Festnahme zweier Deutschrussen im April 2024, die verdächtigt wurden, im Auftrag Russlands Sabotageakte in Deutschland geplant zu haben, um die militärische Unterstützung der Ukraine zu schwächen.
Solche Fälle verdeutlichen, dass Russland ein Interesse daran hat, kritische Infrastruktur wie Bahnlinien, die für den Transport von Militärgütern essenziell sind, ins Visier zu nehmen.
Was die Deutsche Bahn betrifft, so gab es bereits 2022 einen Sabotageakt, bei dem Kabel in Norddeutschland durchtrennt wurden, was den Bahnverkehr erheblich beeinträchtigte. Der Staatsschutz ging damals von einer „politisch motivierten Tat“ aus, und Spekulationen über russische Urheberschaft kursierten, ohne dass konkrete Beweise veröffentlicht wurden. Bahnlinien sind ein attraktives Ziel für Sabotage, da sie nicht nur zivile Mobilität, sondern auch militärische Logistik unterstützen, insbesondere in Zeiten, in denen NATO-Staaten wie Deutschland verstärkt Ausrüstung in Richtung Osteuropa verlegen. Ein Brandanschlag auf eine Bahnlinie könnte daher theoretisch in das Muster russischer Sabotage passen, doch ohne spezifische Beweise bleibt dies Spekulation.
Es gibt jedoch auch andere mögliche Täter. Linksextreme Gruppen haben in der Vergangenheit Brandanschläge auf militärische und infrastrukturelle Ziele verübt, wie etwa im März 2025 in Berlin, wo Bundeswehr-Fahrzeuge angezündet wurden, oder im Juni 2025 in Soltau, wo ähnliche Vorfälle auf Werkstattgeländen stattfanden. In diesen Fällen erschienen Bekennerschreiben auf der Plattform „Indymedia“, die auf linksextreme Motive hinwiesen. Zudem könnten auch Einzeltäter oder kriminelle Gruppen ohne politische Agenda hinter solchen Taten stecken, etwa aus Vandalismus oder wirtschaftlichen Motiven.
Die Herausforderung bei der Zuordnung solcher Anschläge liegt in der Komplexität der Beweislage. Sicherheitsbehörden müssen digitale Spuren, wie die Herkunft von Videos oder Telegram-Postings, physische Beweise, wie Brandbeschleuniger, und mögliche Verbindungen zu ausländischen Akteuren untersuchen. Russische Propaganda nutzt solche Vorfälle oft, um den Eindruck von Stärke und Einfluss zu erwecken, selbst wenn die tatsächliche Urheberschaft unklar bleibt. Beispielsweise wurde der Brandanschlag in Erfurt von russischen Kanälen als „Erfolg“ dargestellt, obwohl die Ermittlungen keine klare russische Spur bestätigten.
Es lässt sich sagen, dass ein erneuter Brandanschlag auf eine Bahnlinie durchaus in das Muster russischer Sabotage passen könnte, angesichts der dokumentierten Aktivitäten russischer Geheimdienste in Europa. Allerdings fehlen bislang konkrete Beweise, die solche Taten eindeutig russischen Sabotagetruppen zuschreiben. Alternative Erklärungen, wie linksextreme oder kriminelle Motive, müssen ebenfalls in Betracht gezogen werden. Sicherheitsbehörden in Deutschland und Europa sind alarmiert und haben ihre Überwachung kritischer Infrastruktur verstärkt, da die geopolitische Lage angespannt bleibt. Ohne weitere Details zu einem spezifischen Vorfall bleibt die Frage nach der Urheberschaft offen, und Spekulationen sollten mit Vorsicht behandelt werden, um nicht unbeabsichtigt russischer Desinformation Vorschub zu leisten.
