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30 Jahre nach dem Völkermord in Srebrenica

Titelbild:Dzanovic Beerdigung von 465 Opfern,
Lizenz 3.0

Alpenbrenner

Vor dreißig Jahren, im Juli 1995, ereignete sich in der bosnischen Kleinstadt Srebrenica eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Inmitten des Bosnienkriegs, der von 1992 bis 1995 die Region in einem Strudel aus Gewalt, ethnischen Spannungen und Zerstörung gefangen hielt, wurde Srebrenica zum Schauplatz eines Völkermords, der die internationale Gemeinschaft erschütterte und bis heute tiefe Spuren in der Erinnerungskultur und den politischen Verhältnissen auf dem Balkan hinterlässt.

Janine Bettwäsche

Mehr als 8.000 bosniakische Männer und Jungen, viele von ihnen Zivilisten, wurden systematisch von bosnisch-serbischen Truppen unter der Führung von General Ratko Mladić ermordet. Dieses Massaker, das von der internationalen Gemeinschaft als Genozid anerkannt wurde, markierte nicht nur den Höhepunkt der Politik der „ethnischen Säuberung“ im Bosnienkrieg, sondern auch ein eklatantes Versagen der internationalen Schutzmechanismen, insbesondere der Vereinten Nationen (UN).

Alpenbrenner

Dreißig Jahre später ist Srebrenica nicht nur ein Synonym für unvorstellbares Leid, sondern auch für die anhaltende Herausforderung, mit den Folgen dieses Verbrechens umzugehen – sowohl in Bezug auf die Aufarbeitung der Vergangenheit als auch auf die Suche nach Gerechtigkeit und Versöhnung in einer tief gespaltenen Region.

Der Hintergrund des Massakers von Srebrenica ist eng mit dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens verbunden. In den frühen 1990er Jahren begann der Vielvölkerstaat, sich in seine Teilrepubliken aufzulösen, was zu einer Kette von Konflikten führte, die durch ethnische und nationale Spannungen angeheizt wurden. In Bosnien und Herzegowina, einem Land mit einer komplexen Mischung aus bosniakischen (muslimischen), serbischen und kroatischen Bevölkerungsgruppen, entbrannte ein besonders brutaler Bürgerkrieg. Srebrenica, eine kleine Stadt im Osten des Landes nahe der Grenze zu Serbien, wurde zu einem Zufluchtsort für Tausende von Bosniaken, die vor der Gewalt in anderen Teilen des Landes flohen.

Janine Bettwäsche

Die Stadt war von serbischen Truppen belagert und wurde 1993 von den Vereinten Nationen zur „Schutzzone“ erklärt, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Niederländische Blauhelmsoldaten der UNPROFOR-Mission, bekannt als Dutchbat, wurden entsandt, um die Sicherheit in der Enklave zu gewährleisten. Doch die Realität vor Ort war ernüchternd. Die UN-Truppen waren unterbesetzt, schlecht ausgerüstet und hatten kein klares Mandat, um militärisch einzugreifen. Die Belagerung durch bosnisch-serbische Truppen, die von Ratko Mladić angeführt wurden, verschärfte die humanitäre Krise in Srebrenica, wo Zehntausende Flüchtlinge unter katastrophalen Bedingungen ausharrten.

Venovi

Am 11. Juli 1995 begann die Katastrophe, als bosnisch-serbische Truppen die Schutzzone Srebrenica überrannten. Die niederländischen Blauhelme, die nur mit leichten Waffen ausgestattet waren, konnten dem Vormarsch nichts entgegensetzen. verzweifelte Hilferufe nach Luftunterstützung durch die NATO blieben weitgehend unbeantwortet, obwohl ausreichende militärische Mittel in der Region verfügbar waren. Ein symbolischer Luftschlag, bei dem zwei serbische Panzer zerstört wurden, war der einzige Versuch, die Offensive zu stoppen. Doch die serbischen Truppen drohten, Geiseln – darunter UN-Soldaten – zu töten und die UN-Basis in Potočari zu bombardieren, was weitere Luftangriffe verhinderte. Die Bilder dieser Tage, die sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt haben, zeigen die Verzweiflung Tausender Flüchtlinge, die sich in die UN-Basis in Potočari retteten, in der Hoffnung auf Schutz. Doch statt Sicherheit fanden sie dort nur die nächste Stufe des Horrors. Unter den Augen der Blauhelme begannen serbische Soldaten, Männer und Jungen von Frauen, Kindern und älteren Menschen zu trennen. Frauen und Kinder wurden in Bussen in andere Gebiete abtransportiert, während die männlichen Gefangenen systematisch abgeführt und in den Wäldern und Feldern rund um Srebrenica exekutiert wurden.

Venovi

Die Exekutionen waren geplant und koordiniert. Über mehrere Tage hinweg, vom 11. bis 19. Juli 1995, wurden mehr als 8.000 Bosniaken ermordet – die genaue Zahl bleibt bis heute schwer zu bestimmen, da noch immer etwa 1.000 Opfer vermisst werden. Die Täter, darunter Einheiten der Armee der Republika Srpska und paramilitärische Gruppen wie die „Skorpione“, führten Massenerschießungen durch, oft an abgelegenen Orten wie Feldern, Lagerhallen oder Staudämmen.
Die Leichen wurden in Massengräbern verscharrt, und in einem Versuch, die Verbrechen zu vertuschen, wurden viele dieser Gräber später wieder ausgegraben und die Überreste an andere Orte gebracht. Diese systematische Beseitigung der Spuren erschwerte die Identifikation der Opfer erheblich, und selbst dreißig Jahre später setzt sich die mühsame Arbeit der forensischen Experten fort, um durch DNA-Analysen die sterblichen Überreste den Familien zuzuordnen. Die Gedenkstätte in Potočari, die 2003 eröffnet wurde, ist heute der zentrale Ort des Gedenkens, wo rund 7.000 identifizierte Opfer beigesetzt sind. Jedes Jahr am 11. Juli versammeln sich hier Tausende, um der Opfer zu gedenken und neu identifizierte Überreste zu bestatten. Doch die Würde dieses Ortes wird oft durch die anhaltende Leugnung des Genozids getrübt, insbesondere durch serbische Nationalisten, die das Ausmaß des Verbrechens herunterspielen oder sogar verherrlichen.

Venovi

Die internationale Gemeinschaft hat den Völkermord von Srebrenica in mehreren Urteilen des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) eindeutig als Genozid klassifiziert. Führende Täter wie Ratko Mladić und Radovan Karadžić, der politische Führer der bosnischen Serben, wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Dennoch bleibt die Aufarbeitung unvollständig. In Serbien und der Republika Srpska, dem serbisch-dominierten Teilstaat Bosnien-Herzegowinas, ist die Leugnung des Genozids weit verbreitet und wird teilweise von politischen Eliten unterstützt.
Der Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, hat wiederholt die Bezeichnung „Genozid“ zurückgewiesen und die Zahl der Opfer in Frage gestellt, obwohl das Leugnen von Kriegsverbrechen in Bosnien seit 2021 gesetzlich verboten ist. Diese Haltung vertieft die Kluft zwischen den ethnischen Gruppen im Land und erschwert eine Versöhnung. Serbische Nationalisten organisieren regelmäßig provokative Aktionen, wie Autokorsos mit nationalistischer Musik am Gedenktag, während Überlebende und Angehörige, wie die „Mütter von Srebrenica“, unermüdlich für Gerechtigkeit kämpfen. Die UN-Vollversammlung hat im Mai 2024 den 11. Juli als Internationalen Gedenktag für die Opfer von Srebrenica ausgerufen, doch selbst diese Entscheidung stieß auf Widerstand von Serbien, Russland und sogar dem ungarischen Premier Viktor Orbán, der als einziger EU-Regierungschef gegen die Resolution stimmte.

Die Folgen des Massakers sind in Bosnien und Herzegowina allgegenwärtig. Srebrenica selbst, einst ein bekannter Kurort, hat sich wirtschaftlich und demografisch nie erholt. Die Stadt, die vor dem Krieg mehrheitlich von Bosniaken bewohnt war, hat heute nur noch einen Bruchteil ihrer Vorkriegsbevölkerung, und der Anteil der Bosniaken ist drastisch gesunken. Die Erinnerung an den Völkermord ist stark von der ethnischen Zugehörigkeit geprägt. Während Bosniaken die Anerkennung des Verbrechens und Gerechtigkeit fordern, sehen viele Serben das Thema als Tabu oder verweisen auf eigene Opfer des Krieges, um das Leid zu relativieren. Offene Gespräche über die Ereignisse sind selten, und das Zusammenleben bleibt fragil. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, nicht nur die Erinnerung an Srebrenica wachzuhalten, sondern auch konkrete Maßnahmen gegen Nationalismus und ethnische Spaltung zu ergreifen. Die Gedenkstätte in Potočari, mit ihren weißen Grabsteinen und der Ausstellung, die die individuellen Geschichten der Opfer in den Vordergrund stellt, ist ein Ort der Trauer, aber auch des Widerstands gegen das Vergessen. Überlebende, die Massenerschießungen als Jugendliche knapp überlebten, tragen mit ihren Zeugnissen dazu bei, dass die Welt nicht vergisst.

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Dreißig Jahre nach dem Völkermord bleibt Srebrenica ein Mahnmal für die Folgen von Hass, Intoleranz und dem Versagen internationaler Institutionen. Die Suche nach den Überresten der noch vermissten Opfer, die juristische Aufarbeitung und der Kampf gegen die Leugnung des Genozids sind Aufgaben, die weiterhin ungelöst sind. Für die Überlebenden und Angehörigen ist Srebrenica nicht nur ein historisches Ereignis, sondern ein fortwährendes Trauma, das ihre Identität und ihr Leben prägt.

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Die Welt, die 1995 tatenlos zusah, trägt eine Verantwortung, dieses Verbrechen nicht nur zu gedenken, sondern aktiv daran zu arbeiten, dass sich solche Gräueltaten nicht wiederholen. Der 30. Jahrestag, begleitet von Gedenkveranstaltungen weltweit, ist eine Gelegenheit, dieses Versprechen zu erneuern – doch wie die Geschichte zeigt, reichen Worte allein nicht aus.

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