HomeToGo CBD VITAL Weinvorteil DE
Allgemeine Nachrichten

Ein Zeichen gegen den Hass- der Friedhof Lohmannsheide

Titelbild: Friedhof Lohmannsheide,cm, 2025

Der Friedhof Lohmannsheide in Moers, gelegen am Rande des Stadtteils Rheinkamp in der Nähe des ehemaligen Bergbaugebiets, ist ein Ort der stillen Erinnerung, der tief in die industrielle und schmerzvolle Geschichte des Niederrheins eingebettet ist.

Friedhof Lohmannsheide- Gedenktafel,cm,2025

Er entstand nicht aus purer Tradition, sondern aus einer akuten Notwendigkeit, die das rasante Wachstum der Bergmannssiedlungen im frühen 20. Jahrhundert mit sich brachte. Bereits 1899 hatte man in Meerbeck einen kleineren Friedhof angelegt, doch die Expansion der Zeche Rheinpreußen mit ihren Schächten IV und V zog Tausende Arbeiter an, darunter viele Familien aus dem Ruhrgebiet und darüber hinaus, die in engen Siedlungen hausten und deren Tod durch Unfälle, Krankheiten oder den harten Alltag der Kohleförderung allzu häufig eintrat. Die bestehenden Friedhöfe in Meerbeck, Repelen oder Utfort reichten bald nicht mehr aus, und so fusionierte man 1910 die Gemeinden Repelen und Baerl – jener Ortsteil, der später zum Rheinkamp wurde –, um Platz für eine neue, großzügigere Anlage zu schaffen. Im Jahr 1911 wurde der Friedhof Lohmannsheide eröffnet, benannt nach der umliegenden Heide- und Waldlandschaft, die ihm bis heute einen parkähnlichen Charakter verleiht, mit seinen ausgedehnten Wiesenflächen, alten Bäumen und schattigen Wegen, die sich wie Adern durch das Gelände ziehen.

Mit einer Gesamtfläche von rund 8,6 Hektar und etwa 3.700 Grabstellen übertrifft er bei Weitem die Kapazitäten der älteren Friedhöfe und dient seither als Ruhestätte für die Bewohner von Moers und den umliegenden Dörfern.

Die Erweiterung 1928, die die Anlage beinahe verdreifachte, war eine direkte Folge des anhaltenden Bevölkerungswachstums, das durch die Blütezeit der Zeche Rheinpreußen befeuert wurde. Zehn Jahre später, 1938, folgte der Bau der zentralen Friedhofshalle, ein schlichtes, aber würdevolles Gebäude im Stil der 1930er Jahre, das als Trauerkapelle dient und unzählige Abschiede begleitet hat. Diese Halle, mit ihren hohen Fenstern, die diffuses Licht in den Raum fallen lassen, und ihren Wänden, die von der Zeit gezeichnet sind, wurde kürzlich umfassend saniert – ein Projekt, das die Enni Stadt & Service, die Betreiberin der zehn Moerser Friedhöfe, im Jahr 2024 abschloss, um die historische Substanz zu erhalten und sie für moderne Trauerzeremonien anzupassen. Der Friedhof ist ganzjährig geöffnet, ein Ort, der nicht nur Trauernde aufnimmt, sondern auch Spaziergänger, die in der Ruhe der Natur Trost suchen, fernab des Trubels der nahegelegenen Autobahn und der alten Halde Rheinpreußen.

Doch Lohmannsheide ist weit mehr als ein gewöhnlicher Friedhof; er ist ein Mahnmal der Grausamkeiten des 20. Jahrhunderts, ein Spiegel der Kriege und Zwangsarbeiten, die das Leben unzähliger Menschen hier am Niederrhein prägten. Besonders der Zweite Weltkrieg hat tiefe Spuren hinterlassen  Auf dem Gelände ruhen 296 Opfer aus aller Herren Länder – Belgier, Franzosen, Jugoslawen, Niederländer, Polen, Sowjetbürger, Tschechen und Deutsche –, deren Gräber zu Ehrenstätten wurden, die links und rechts des Hauptwegs nördlich der Halle angelegt sind. Diese Ehrengräber sind keine vorübergehenden Ruhestätten; sie gelten als Ewigkeitsgräber, eine Besonderheit, die sicherstellt, dass die Namen und Geschichten der Toten für immer bewahrt bleiben, unabhängig von den üblichen Fristen für Grabpflege. Schräg gegenüber der Halle findet sich das erste solches Grab: Das des Widerständlers Reinhold Büttner, geboren 1879 in der Meerbecker Bismarckstraße, der 1935 starb und dessen Leben ein Symbol für den frühen, unterdrückten Kampf gegen den Nationalsozialismus steht. Seine Ruhestätte markiert den Beginn einer Kette von Erinnerungen, die sich durch den Friedhof ziehen.Besonders eindringlich sind die sogenannten „Russengräber“, ein Abschnitt im Westen des Geländes, wo 141 namentlich bekannte sowjetische Zwangsarbeiter begraben liegen, darunter viele, die in den Lagern und Fabriken des Kreises Moers schuften mussten, bis Krankheit, Erschöpfung oder Gewalt sie dahinrafften.

Ein Gedenkstein in russischer Sprache erinnert zudem an ein Massengrab mit 45 namenlosen Sowjetbürgern, ein stummer Zeuge der Schrecken, die der Nationalsozialismus über den Osten Europas brachte. Im gesamten Kreis Moers starben damals mehr als 750 Russen und weitere 160 Ausländer unter ähnlichen Umständen – Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, die in der Industrie ausgebeutet wurden, oft unter brutalen Bedingungen in den Kohlebergwerken oder auf den Feldern. Einer von ihnen war Nikolai Martynenko, ein ukrainischer Zwangsarbeiter, der 1942 nach einem Fluchtversuch zusammen mit vier Gefährten ermordet wurde; zu seinem Gedenken wurde 1999 ein zentraler Weg auf dem Friedhof nach ihm benannt, ein Pfad, der Besucher direkt zu den Gräbern der Opfer führt und sie einlädt, über Flucht, Widerstand und das vergessene Leid nachzudenken.

Regelmäßige Führungen, organisiert von Stadtführerinnen wie Bärbel Likar oder dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, beleuchten diese Biografien in interaktiven Touren, die vom Friedhof aus zur nahen Halde Rheinpreußen führen, wo weitere Spuren der Zwangsarbeit in den Überresten der Zeche sichtbar werden. Solche Veranstaltungen, oft im Rahmen des Tags des offenen Denkmals, enden mit einem Picknick bei Sonnenuntergang, einem Moment der Reflexion, der die Wunden der Geschichte nicht heilt, aber sie greifbar macht.

In den Nachkriegsjahren wandelte sich die Trauerkultur auf Lohmannsheide, wie sie es überall tat, und der Friedhof passte sich an. Wo einst Särge in tiefen Gräbern ruhten, gewannen Urnenbestattungen an Bedeutung, und die Enni führte moderne Formen ein, die den Wunsch nach Einfachheit und Naturverbundenheit aufgreifen. Seit 2018 gibt es hier ein Waldgrab-Areal, ein 600 Quadratmeter großes Stück des ehemaligen Baerler Busches, unterteilt in Parzellen von 13 Quadratmetern, die Platz für bis zu vier Urnen bieten – ideal für Familiengräber.

Die Urnen werden 80 Zentimeter tief in den Boden eingesetzt, und Angehörige dürfen sie mit einem Findling markieren, einem natürlichen Stein, der nahtlos in die Umgebung passt. Die Pflege ist minimal.

Nur Totholz wird entfernt, und einmal im Jahr mäht man das Gras, was diese Gräber zu einer willkommenen Alternative für Ältere macht, die sich vor übermäßigem Grabpflegeaufwand scheuen. Acht solcher Waldgräber waren bereits kurz nach der Eröffnung belegt, ein Zeichen dafür, wie der Friedhof sich von starren Traditionen emanzipiert und stattdessen eine harmonische Verschmelzung mit der Landschaft bietet. Ergänzt wird das Angebot durch Kolumbarien, anonyme Urnenwände, die Platz sparen und eine diskrete, pflegeleichte Option darstellen, inspiriert von ähnlichen Anlagen, die Besucher in Urlaubsregionen entdeckt haben. Und in einem Zeitalter, das Vielfalt ehrt, eröffnete man Felder für muslimische Bestattungen, zunächst nur auf dem Hauptfriedhof Hülsdonk, doch seit Neuestem auch in Meerbeck und Repelen, mit Ausrichtung der Gräber nach Mekka und Respekt vor religiösen Riten.

Sogar die Möglichkeit, Mensch und Tier gemeinsam zu beisetzen, wurde kürzlich eingeführt, ein sensibles Zugeständnis an veränderte Lebenswelten.Heute thront der Friedhof Lohmannsheide als grüne Lunge am Stadtrand, umgeben von den Relikten der Industriegeschichte – der Halde, die wie ein schlafender Riese aufragt, und den stillgelegten Schächten, die an die harte Arbeit der Väter und Großväter erinnern. Er ist kein Ort der Vergessenheit, sondern der aktiven Gedenken, wo Wege wie der Nikolai-Martynenko-Pfad Besucher zu den Gräbern leiten und sie einladen, die Geschichten der Toten zu lesen: Die des Bergmanns, der in den Stollen umkam, des Widerständlers, der für Freiheit starb, des Zwangsarbeiters, dessen Name auf einem Stein verewigt ist.

In Zeiten, da Trauer individualisiert wird, bleibt Lohmannsheide ein Anker der Kollektivität, ein Raum, in dem die Vergangenheit atmet und die Gegenwart lernt, dass Erinnerung nicht belastet, sondern befreit. Wer hier spaziert, spürt die Präsenz der Bäume, die älter sind als viele Gräber, und das Flüstern des Windes in den Blättern, das von Heilung kündet inmitten des Verlusts.

 

Themenverwandte Artikel

Wahlen in Moldawien zugunsten Europas

the kasaan times

Der Krise entfliehen: Griechenland lädt Deutsche zum Überwintern ein

the kasaan times

Verivox: 30 Prozent der Haushalte erwägen Kauf von Elektroheizung wegen Gaskrise

the kasaan times

Desertierter russischer Pilot Kusminow in Spanien tot aufgefunden

the kasaan times

Compact Magazin von Elsässer verboten

the kasaan times

Anschlag von Ukraine auf Nordstream 2 -Festnahme

the kasaan times

Haben rechte Vaterlandsverräter Geld aus Russland genommen?

the kasaan times

UNO: Mehr als 470 Opfer von Banden-Gewalt binnen zehn Tagen in Haiti

the kasaan times

Wird Sanna Marin wiedergewählt?

the kasaan times

Köln- derzeit werden die Entschärfungen der drei Bomben vorbereitet

the kasaan times

Feuer an Flüchtlingsunterkunft in der Nähe von Wismar

the kasaan times

Die USA bauen eine Streitmacht im Roten Meer auf

the kasaan times

Hinterlasse einen Kommentar

*