Titelbild: Dubai, mw, 2025
Der brutale Mord an dem russischen Krypto-Unternehmer Roman Novak und seiner Frau Anna im Herbst 2025 in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt und wirft ein grelles Licht auf die dunklen Seiten der Kryptowährungsbranche, in der immense virtuelle Vermögen oft mit realen Gefahren einhergehen. Roman Novak, ein 38-jähriger Mann aus Sankt Petersburg, der sich in Dubai als erfolgreicher Krypto-Millionär inszenierte, führte zusammen mit seiner Frau Anna ein Leben im Luxus, das er auf Instagram mit Tausenden Followern teilte – teure Autos, Reisen zu exotischen Orten, Designer-Kleidung und die Sonne über der Wüste.
Doch hinter dieser glänzenden Fassade steckte eine lange Geschichte von Betrug und fragwürdigen Geschäften. Bereits 2020 war Novak in Russland wegen großangelegten Betrugs mit Kryptowährungen zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, kam jedoch vorzeitig frei und siedelte nach Dubai um, wo er die App „Fintopio“ gründete, eine Plattform für Kryptotransaktionen, mit der er Berichten zufolge rund 500 Millionen US-Dollar von Investoren aus Asien, dem Nahen Osten und anderen Regionen einsammelte, bevor Vorwürfe laut wurden, er habe das Geld veruntreut und sei erneut mit den Geldern abgetaucht.
Novak präsentierte sich als Visionär, der enge Verbindungen zu prominenten Figuren wie Telegram-Gründer Pawel Durow habe, was jedoch nie bestätigt wurde und wohl Teil seiner Marketingstrategie war.
Am 2. Oktober 2025 verschwand das Paar spurlos. Sie waren mit ihrem Fahrer in das bergige Resort-Gebiet Hatta südöstlich von Dubai gefahren, um angeblich potenzielle Investoren zu treffen. Der Fahrer setzte sie an einem Parkplatz nahe einem See ab, wo Roman und Anna in ein anderes Auto umstiegen – und seitdem fehlte jede Spur. Verwandte schlugen Alarm, und bald kam ans Licht, dass das Treffen eine tödliche Falle war.
Die Entführer, russische Staatsbürger, darunter zwei Soldaten und ein ehemaliger Polizist, hatten das Paar unter dem Vorwand eines Geschäftsgesprächs in eine gemietete Villa gelockt. Ihr Ziel war klar.
Sie wollten Zugang zu Novaks Krypto-Wallets erzwingen, in der Hoffnung, Millionen an digitalem Vermögen zu erbeuten, das sie mit seinen früheren Betrügereien in Verbindung brachten. Doch als sie durch brutale Folter – Berichte sprechen davon, dass Roman und Anna gezwungen wurden, das Martyrium des jeweils anderen mitanzusehen – das Passwort erpressten, stellten sie fest, dass die Wallets leer waren. Novak konnte auch kein Lösegeld in Höhe von umgerechneten rund 152.000 Pfund auftreiben. In ihrer Frustration eskalierten die Täter: Sie töteten das Paar, zerstückelten die Leichen, packten die Überreste in schwere Plastiksäcke, füllten diese teilweise mit Industriechemikalien oder Beton, um Spuren zu vernichten, und vergruben sie in flachen Gräbern in der Wüste, etwa 130 Kilometer von Dubai entfernt, nahe dem Dubai Desert Conservation Reserve oder in der Region Fujairah.
Die Leichen wurden Anfang November entdeckt, was eine intensive internationale Ermittlung auslöste. Russische Behörden nahmen in Regionen wie Krasnodar, Sankt Petersburg und Stawropol mehrere Verdächtige fest – insgesamt sieben oder acht Personen, darunter die drei Hauptverdächtigen des Mordes und weitere Komplizen, die bei der Organisation halfen, Autos und Räume mieteten oder unwissentlich als Mittelsmänner agierten. Die Täter hatten versucht, Spuren zu verwischen, indem sie Messer und persönliche Gegenstände der Opfer in verschiedenen Emiraten entsorgten und die Handys der Novaks absichtlich an unterschiedlichen Orten aktivierten, um die Ermittler auf falsche Fährten zu locken – Signale wurden sogar in Oman und Südafrika geortet. Dennoch führten CCTV-Aufnahmen, Handyortungen und Zeugenaussagen zur schnellen Aufklärung. Die Motive reichen von Rache geprellter Investoren bis hin zu purer Gier, doch letztlich gingen die Entführer leer aus, da Novaks Vermögen entweder nicht existierte oder bereits anderswo gesichert war.
Der Fall Roman Novak verdeutlicht die wachsenden Risiken in der Krypto-Welt, wo sogenannte „Wrench Attacks“ – physische Angriffe zur Erpressung von Wallet-Zugängen – zunehmen, wie Sicherheitsfirmen wie Chainalysis bereits gewarnt hatten. Dubai, als Hotspot für Krypto-Expatriates und Steuerflüchtlinge, wird durch solche Vorfälle in ein zwiespältiges Licht gerückt. Das Paar hinterlässt mehrere minderjährige Kinder, die nun bei Verwandten sind, und eine Branche, die sich mit den Konsequenzen von Betrug und unreguliertem Reichtum auseinandersetzen muss.
Die Ermittlungen laufen weiter, doch der grausame Tod der Novaks bleibt ein Mahnmal für die Gefahren, die hinter dem Glanz digitaler Millionen lauern.
