Titelbild: Beispielbild Pixabay
Der Skandal um Prinz Andrew, den jüngeren Bruder von König Charles III., hat in den letzten Wochen eine neue Eskalationsstufe erreicht und wirft ein grelles Licht auf die inneren Konflikte der britischen Monarchie, die durch Vorwürfe sexuellen Missbrauchs, dubiose Finanzabkommen und die anhaltende öffentliche Empörung über königliche Privilegien erschüttert wird. Im Zentrum dieses Dramas steht die prächtige Royal Lodge, eine 30-zimmerige Villa im Windsor Great Park, die Andrew seit 2003 bewohnt und die nun zum Symbol für vermeintliche Ungerechtigkeiten und Steuergeldverschwendung geworden ist. Die Enthüllungen, die kürzlich ans Licht kamen, haben nicht nur die Familie belastet, sondern auch das Parlament und die Öffentlichkeit in einen hitzigen Diskurs über Verantwortung und Transparenz in der Krone verstrickt. Es begann mit den alten Schatten der Epstein-Affäre, die sich nun wie ein unauslöschlicher Makel über Andrews Leben legen, und mündet in Verhandlungen, die sein Exil aus diesem luxuriösen Refugium fordern – ein Prozess, der von Kompromissen, Forderungen und potenziellen finanziellen Abfindungen geprägt ist.
Die Wurzeln des aktuellen Aufruhrs reichen zurück in die dunkle Verbindung Andrews zu Jeffrey Epstein, dem verurteilten US-Finanzier und Sexualstraftäter, der 2019 in Haft starb. Andrew, der einst als ehrgeiziger Diplomat und Marineoffizier galt, pflegte eine enge Freundschaft zu Epstein, die ihn in die USA führte, wo er auf Partys und in Villen verkehrte, die von Missbrauchsvorwürfen überschattet waren. Besonders belastend wurde dies durch Virginia Giuffre, eine der prominentesten Anklägerinnen Epsteins, die Andrew beschuldigte, als Minderjährige mit ihm sexuellen Kontakt gehabt zu haben – Vorwürfe, die er stets vehement bestritten hat. Obwohl Andrew 2019 eine außergerichtliche Einigung mit Giuffre traf, die ihm Millionen kostete, und sich aus dem öffentlichen Leben der Royals zurückzog, wollte die Affäre nicht verstummen. Kürzlich entfachte die posthume Veröffentlichung von Giuffres Memoiren „Nobody’s Girl: A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice“ den Brand von Neuem. Darin beschreibt sie detailliert Andrews angebliches Verhalten, darunter eine Szene, in der er Sex mit ihr als „sein Geburtsrecht“ empfinde, was die öffentliche Empörung explodieren ließ. Gleichzeitig tauchten weitere Dokumente auf, die zeigten, wie Andrew 2011 – drei Monate nach seinem angeblichen Bruch mit Epstein – eine E-Mail schrieb, in der er den Finanzier mit den Worten „wir stecken da gemeinsam drin“ bedauerte. Diese Enthüllung, kombiniert mit Berichten über Zahlungen von dubiosen Geschäftspartnern wie dem in einen Pensionsbetrug verwickelten Adrian Gleave, der Andrew 2019 rund 60.000 Pfund überwies, verstärkte den Eindruck, dass der Prinz trotz seines Rückzugs weiterhin in fragwürdige Netzwerke verstrickt ist.
Inmitten dieses Sturms der Skandale kam die nächste Bombe: Die Veröffentlichung eines rotaktierten Mietvertrags für die Royal Lodge durch die Zeitung The Times, die offenbarte, dass Andrew seit 2003 lediglich eine symbolische „Pfefferkörner-Miete“ von einem einzigen Pfefferkorn pro Jahr zahlt – falls diese überhaupt gefordert wird. Dieser Vertrag, der bis 2078 läuft, wurde 2003 mit der Crown Estate abgeschlossen, der staatlichen Behörde, die königliche Liegenschaften verwaltet. Andrew investierte damals rund acht Millionen Pfund in den Erwerb des Pachtrechts und in notwendige Renovierungen, was ihn von zukünftigen Mietzahlungen befreite. Dennoch empört diese Konstruktion die Öffentlichkeit, da sie den Eindruck erweckt, der Steuerzahler finanziere indirekt Andrews luxuriöses Leben in einer Villa, die einst von König George IV. als Jagdschloss genutzt wurde und nun mit ihren Gärten, Stallungen und historischen Möbeln ein Relikt vergangener Pracht darstellt. Die Public Accounts Committee des Parlaments hat bereits Briefe an die Crown Estate und das Finanzministerium geschickt, um weitere Details zu fordern, und Politiker wie der Konservative Robert Jenrick forderten lautstark, dass Andrew „endlich privat leben“ und auf Steuergelder verzichten solle. Sogar Downing Street äußerte sich, indem es klarstellte, dass das Parlament keine Zeit für Debatten über Andrews Situation opfern werde, da die Royals sich auf „wichtige Themen“ konzentrieren sollten – ein diplomatischer Wink, der den Druck auf die Familie nur verstärkte.
König Charles III., der seit Jahren versucht, seinen Bruder zu einem Umzug zu bewegen, sieht sich nun in einer Zwickmühle: Als Oberhaupt der Familie und Monarch muss er die Krone schützen, während er mit seiner eigenen Krebstherapie und familiären Spannungen ringt. Berichten zufolge hat Charles Andrew bereits 2024 finanziell abgeschnitten, doch der wasserdichte Vertrag machte eine Zwangsräumung unmöglich. Stattdessen setzt der Palast nun auf Verhandlungen, die in den letzten Tagen an Intensität zugenommen haben. Andrew, der vor Kurzem freiwillig auf die Nutzung seiner Titel und Ehren verzichtete – einschließlich des Duke-of-York-Titels, der nun nur noch ruhend existiert –, stimmte offenbar zu, die Royal Lodge zu verlassen, allerdings nicht ohne Bedingungen. In intensiven Gesprächen mit Vertretern des Königs und unter Beteiligung von Prinz William, der als Thronfolger besonders empört über Andrews Verhalten ist – etwa bei der Beerdigung der Duchess of Kent, wo der Prinz sich laut Quellen „aufdringlich“ verhielt –, fordert Andrew nun zwei neue Residenzen als Gegenleistung. Für sich selbst wünscht er das Frogmore Cottage, jenes malerische Haus auf dem Windsor Castle-Gelände, das einst Prince Harry und Meghan Markle bewohnten, bevor sie 2020 ausstiegen und nach Kalifornien zogen. Es liegt sicher innerhalb des Schlossperimeters, erfordert keine teuren Renovierungen und hält Andrew in der Nähe seiner Töchter Princess Beatrice und Princess Eugenie, die in London und Südengland leben. Seine Ex-Frau Sarah Ferguson, mit der er trotz der Scheidung 1996 weiterhin in der Royal Lodge zusammenlebt, soll das benachbarte Adelaide Cottage erhalten – ein bescheidenes, aber charmanteres Heim, das William und Kate Middleton mit ihren Kindern in den letzten Jahren nutzten und das sie nächsten Monat gegen das renovierte Forest Lodge eintauschen werden.
Diese Forderung nach zwei separaten Häusern signalisiert nicht nur Andrews Unwillen, in Isolation zu enden, sondern auch eine subtile Verschiebung in seiner Beziehung zu Ferguson. Quellen deuten an, dass die Duchess of York, die selbst mit Krebs kämpft und kürzlich ihren Social-Media-Namen änderte, um Distanz zu wahren, nunmehr unabhängig leben möchte, fernab der ständigen Skandalwolken ihres Ex-Mannes. Die Verhandlungen, die täglich geführt werden, drehen sich um knifflige Details.
Wie hoch soll die Miete für die neuen Quartiere sein? Welche Kompensation erhält Andrew für die vorzeitige Kündigung seines Vertrags – Schätzungen gehen von bis zu 558.000 Pfund aus, basierend auf den Klauseln? Und was geschieht mit der Royal Lodge selbst, die dringend saniert werden muss und nicht privat vermietet werden kann, da sie zu nah am Windsor Castle liegt? Experten wie der Royal-Kommentator Richard Fitzwilliams betonen, dass William ein „wasserdichtes Abkommen“ fordern wird, um Rückzieher zu verhindern, während Kritiker aus dem Lager der Republic-Bewegung – einer Anti-Monarchie-Gruppe – vor den Toren der Lodge protestieren und fordern, dass Andrew endgültig enterbt werde.
Der Ausgang dieses Dramas bleibt ungewiss, doch er markiert einen Wendepunkt für die Windsors. Die Affäre um Andrew hat nicht nur seine eigene Reputation zerstört, sondern auch Fragen nach der Nachhaltigkeit der Monarchie aufgeworfen, in einer Zeit, in der Charles um Reformen ringt und die Öffentlichkeit zunehmend skeptisch wird. Sollte Andrew umziehen, könnte dies ein Signal der Buße sein – oder, wie Kritiker argwöhnen, lediglich ein eleganter Austausch von Schlössern, der die Ungleichheiten im System nur kaschiert. Die Medienkarusselle drehen sich weiter, Fotografen lagern vor den Toren, und die Welt blickt gespannt auf Buckingham Palace, ob es gelingt, diesen Schatten aus der Vergangenheit endlich zu bannen oder ob er die Krone noch tiefer in die Krise stürzt.
