Die Obduktion enthüllte eine grausame Todesursache. Massive Kopfverletzungen durch stumpfe Gewalt, kombiniert mit Verstümmelungen, die auf eine besonders brutale Attacke hindeuteten. Interessanterweise litt die Frau zum Zeitpunkt ihres Todes unter einer ektopischen Schwangerschaft, einer lebensbedrohlichen Komplikation, die auf medizinische Behandlungen in der Vergangenheit schließen ließ. Die Polizei kontaktierte Krankenhäuser und Ärzte im ganzen Land, um Patientinnen mit ähnlichen Symptomen zu finden, doch diese Spur führte ins Leere. Vermisstenanzeigen aus dem gesamten Vereinigten Königreich wurden durchforstet, und es gab Spekulationen, dass die Frau aus Osteuropa stammen könnte, basierend auf physischen Merkmalen und möglichen Lebensumständen. Man vermutete, sie habe am Rande der Gesellschaft gelebt, vielleicht als Prostituierte oder Wanderarbeiterin, die häufig per Anhalter unterwegs war, entlang der stark befahrenen Autobahnen wie der M1 und M6 zwischen London und dem Norden Englands. Diese Lebensweise könnte erklären, warum niemand sie als vermisst meldete; sie war transient, unsichtbar für die Behörden und ihre Familie, falls es eine gab. Die Ermittlungen konzentrierten sich rasch auf Lkw-Fahrer, da der Wald in der Nähe von Transportrouten lag und Zeugenberichte auf eine Begegnung mit einem Trucker hindeuteten. Tatsächlich berichteten zwei Zeugen aus einem Lkw-Depot in Keighley, sie hätten am 21. Oktober 1979 – nur zwei Tage vor dem Fund der Leiche – eine junge Frau gesehen, die der Beschreibung der Toten entsprach und in Begleitung eines Mannes namens Harry Pennells unterwegs war. Weitere Aussagen aus dem Depot von Henley Transport in Rochdale bestätigten, dass Pennells mit einer Frau gesehen worden war, die einer Künstlerzeichnung der Opfer ähnelte. Blutproben und Haarpartikel, die in einem Schlafsack auf dem Beifahrersitz seines Lkws gefunden wurden, passten später sogar zum DNA-Profil der Toten, was die Verbindung verstärkte.
Pennells, ein 75-jähriger pensionierter Lkw-Fahrer aus East Sussex, der 1979 für Henley Transport arbeitete – ein Unternehmen mit Sitz in Goudhurst, unmittelbar neben dem Wald –, wurde im Jahr 2000 verhaftet, nur fünf Meilen vom Fundort entfernt. Die Polizei hatte den Fall 1999 mit neuen DNA-Techniken wiederaufgerollt, die es ermöglichten, Profile aus winzigen Spuren wie einer einzelnen Blutzelle oder Hautschuppe zu gewinnen. Pennells gestand, einer jungen Anhalterin mitgenommen zu haben, die möglicherweise die Tote war, behauptete jedoch, sie am Morgen des 20. Oktober in Süd-London abgesetzt zu haben. Die Jury im Prozess sprach ihn schließlich frei, da die Beweise – trotz der forensischen Funde – nicht ausreichten, um seine Schuld zweifelsfrei zu beweisen. Die Verteidigung argumentierte, dass die Spuren durch andere Umstände erklärbar sein könnten, und die Geschworenen gaben diesem Narrativ den Vorzug vor den physischen Indizien. Dennoch bleibt Pennells der Hauptverdächtige in den Augen vieler Ermittler. Der Fall wurde in den Medien ausführlich behandelt, etwa in BBC-Berichten und Sendungen wie Crimewatch, wo DCI Dave Stevens 1999 zu einem erneuten Aufruf aufrief. Plakate mit der Fantasiezeichnung der Frau hingen in Städten wie Grimsby, und Appelle richteten sich an Bewohner des Nordens Englands, doch niemand kam vor. Die Tragödie vertieft sich durch einen weiteren Fund. 1982 wurde in demselben Wald die Leiche einer zweiten Frau entdeckt, was Spekulationen über einen möglichen Serienmörder nährte, obwohl keine Verbindung nachgewiesen werden konnte. Bedgebury Forest, heute ein beliebtes Ausflugsziel mit Wanderwegen, Radstrecken und einer Sammlung seltener Nadelbäume im National Pinetum, trägt die Narben dieser ungelösten Geschichte still in sich. Über 40 Jahre später, trotz Fortschritten in der Forensik, bleibt die Identität der Bedgebury Forest Woman ein Geheimnis. War sie eine einsame Reisende, eine Frau aus einem fernen Land, die in der Anonymität des Motorways verschwand? Die Polizei betont, dass kein Fall je wirklich geschlossen ist, und hofft auf neue Zeugen oder DNA-Treffer, die Licht in diese dunkle Affäre bringen könnten. Bis dahin symbolisiert sie die vergessenen Opfer, deren Geschichten im Schatten der Zeit verblassen.

2 Kommentare
Sie kam aus dem SU Bereich. Mein Vater erzählte mir vor 30 Jahren, dass sie aus Jugoslawien kam.
Er war LKW-Fahrer und hatte von der Sache in Dover damals gehört. Viele trampten damals Aachen-Ostende-Dover.
An die Redaktion
Betreff: Die vergessene Seele im Bedgebury Forest – ein Aufruf zur Erinnerung
vielen Dank für Ihren fesselnden und einfühlsamen Artikel „Die Frau ohne Herkunft – die Bedgebury Forest Woman“.
Als langjähriger Leser Ihrer Zeitschrift, die sich stets mit den dunklen Ecken der Geschichte auseinandersetzt, hat mich diese Geschichte tief berührt. Der Bericht über die brutale Ermordung der jungen Frau am 23. Oktober 1979 im Bedgebury Forest, deren Identität bis heute im Nebel der Anonymität verschollen bleibt, wirft nicht nur ein Schlaglicht auf eine der ungelösten Tragödien Englands, sondern auch auf die Vergesslichkeit unserer Gesellschaft gegenüber den Marginalisierten.
Die Beschreibung der Frau – 30 bis 35 Jahre alt, 1,55 Meter groß, mit schulterlangem braunem Haar und braunen Augen – und ihrer Kleidung, darunter das markante schwarz-weiße Blumenkleid mit weißem Gürtel und goldener Schnalle, malt ein Bild einer Person, die vielleicht nur auf der Durchreise war. Ihre nomadische Existenz als mögliche Wanderarbeiterin oder Prostituierte, die über die Fernstraßen wie die M1 und M6 reiste, macht sie zu einem Symbol für all jene, die am Rande der Gesellschaft leben und im Falle ihres Verschwindens keine Spur hinterlassen. Besonders schockierend ist die Enthüllung ihrer lebensbedrohlichen Eileiterschwangerschaft – ein Detail, das auf medizinische Hilfe hindeutet, die jedoch nirgends nachverfolgt werden konnte.
Wie konnte eine solche Frau, die offensichtlich litt, so vollständig unsichtbar bleiben?
Ihr Artikel beleuchtet treffend den Verdächtigen Harry Pennells, den pensionierten Lkw-Fahrer, dessen Lkw Blut- und Haarspuren der Toten barg. Die Freisprechung 2000 trotz DNA-Beweisen ist ein bitterer Nachgeschmack, der Zweifel an der Justiz weckt. Und die Parallele zur zweiten Leiche im selben Wald 1982 lässt einen Schauer über den Rücken laufen – war Bedgebury Forest Schauplatz eines Serienmörders? Solche Fragen bleiben hängen und fordern uns heraus, nicht wegzuschauen.
In Zeiten fortschrittlicher Forensik, wie Sie es beschreiben, frage ich mich: Warum ist diese Akte immer noch offen? Ich schließe mich dem Aufruf von DCI Dave Stevens .Ich habe eine Bitte an Ihre Leser. Wenn jemand aus dem Norden Englands, aus Grimsby oder den Lkw-Depots in Keighley und Rochdale Hinweise hat, melde sich! Vielleicht war sie eine Einwanderin aus Osteuropa, wie der Kommentar von Herrn Schuhmann andeutet, der auf Routen von Aachen über Ostende nach Dover hinweist. Solche Stimmen aus der Community sind Gold wert.
The Kasaan Times leistet mit solch investigativen Stücken einen unschätzbaren Beitrag, indem sie Geschichten atmet, die sonst im Archiv verstauben würden. Möge diese Frau, die „ohne Herkunft“ starb, durch Ihren Text endlich ein wenig Erinnerung finden. Ich freue mich auf weitere Berichte und hoffe, dass die Polizei eines Tages den Knoten löst.
Mit besten Grüßen,
Berlin, den 20. September 2025