Der Opel GT ist kein Auto für die Massen im herkömmlichen Sinne, sondern ein Traumwagen für Normalverdiener, der Sportlichkeit mit erschwinglicher Technik vereint. Unter der Haube arbeitet bewährte Elektrotechnik.
Der GT ist jedoch kein Auto der Vernunft. Ein Kofferraum fehlt gänzlich; Gepäck muss mühsam hinter den Sitzen verstaut werden. Der 50-Liter-Tank und ein Verbrauch von 12 bis 14 Litern Superbenzin zwingen Fahrer zu häufigen Tankstopps, und die vier weit auseinanderliegenden Gänge sind nicht gerade für Sprintrekorde ausgelegt. Doch genau diese Unvernunft macht den Charme des GT aus. Seine weiblichen Formen, die „Schlafaugen“-Klappscheinwerfer und das knackige Heck ziehen Blicke auf sich – von Teenagern bis zu Oldtimer-Enthusiasten. In den USA, wo der GT neben großen Straßenkreuzern besonders sportlich wirkt, erlangt er Kultstatus. Selbst in Deutschland, wo Sportwagen wie der Porsche 911 die Messlatte hochlegen, steht der GT außer Konkurrenz, da er als erschwingliche Alternative Emotionen weckt, ohne die Brieftasche zu sprengen.
Die Produktion endet 1973 nach nur fünf Jahren, bedingt durch strengere US-Sicherheitsvorschriften und den Verkauf des Fertigungspartners Brissoneau & Lotz an Renault. Dennoch bleibt der GT unvergessen. Sein Design inspiriert bis heute, und seine Fangemeinde wächst weiter. Auf Oldtimer-Treffen wie der Bodensee-Klassik oder dem Klassikertreffen in Rüsselsheim ist der GT ein Star, der Erinnerungen an eine Zeit wachruft, in der Autos nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern Ausdruck von Freiheit und Lebensfreude waren. Besondere Highlights in seiner Geschichte sind die Rekordfahrten. 1971 erreicht ein elektrischer GT unter der Leitung von Dr. Georg von Opel 189 km/h, und 1972 erzielt ein Diesel-GT, liebevoll „Nagelfeile“ genannt, 197 km/h – Sensationen für ihre Zeit. Eine offene Version, obwohl 1969 als Prototyp gezeigt, geht nie in Serie, doch das Coupé allein reicht, um die Legende zu zementieren.
2007 versucht Opel, an die Ikone anzuknüpfen, mit einem neuen GT als Roadster, der mit einem 2,0-Liter-Turbomotor und 264 PS aufwartet. Trotz seines scharfen Designs und respektabler Fahreigenschaften – Heckantrieb, straffes Fahrwerk, präzise Lenkung – bleibt der Innenraum spartanisch, und die Verarbeitung zeigt Schwächen, die an seine amerikanischen Verwandten Saturn Sky und Pontiac Solstice erinnern. Der Kofferraum ist winzig, und Komfortfeatures wie Navigation oder Sitzheizung sucht man vergeblich. Dennoch bietet der GT von 2006 bis 2009 für rund 30.000 Euro viel Fahrspaß und zieht Blicke auf sich, bleibt aber in der Wahrnehmung hinter dem Original zurück. Für viele bleibt der klassische GT von 1968 bis 1973 das wahre Original, ein Auto, das nicht nur fährt, sondern Emotionen transportiert – ein stahlgewordener Traum, der zeigt, dass Fliegen nicht schöner ist.
